München / Ludwigshafen – Die aktuell steigenden COVID-19-Infektionszahlen werden auch bei der ADAC Luftrettung mit Sorge beobachtet. Das Corona-Virus stellt die gemeinnützige Organisation aus München erneut vor große Herausforderungen. „Der Rettungsdienst aus der Luft ist in Deutschland aber aktuell uneingeschränkt gesichert“, betont Geschäftsführer Frédéric Bruder. „Mit unseren Erfahrungen aus der ersten Welle sind wir bestmöglich auf den Anstieg von COVID-19-Verlegungsflügen vorbereitet. Wir transportieren unsere Patienten, ob an COVID-19 erkrankt oder nicht, wie gewohnt sicher und zuverlässig in unseren Hubschraubern“.
Lob gab es von der ADAC Luftrettung für das sogenannte „Kleeblatt-Konzept“ des Bundesinnenministeriums. Bei knappen Kapazitäten wollen Bund und Länder künftig Intensivpatienten, die an Covid-19 erkrankt sind, zwischen den Bundesländern verteilen. „Dies ist ein wichtiger und richtiger Schritt, um frühzeitig regionale Engpässe bei der Versorgung von Corona-Intensivpatienten zu verhindern. Auf solche Überlastungen können wir so auch in der Luft besser und schneller reagieren als noch im Frühjahr“, erklärte Geschäftsführer Bruder.
Auf den 37 Stationen der ADAC Luftrettung gilt derzeit die höchste Sicherheitsstufe sowie ein sehr strenges Sicherheits- und Hygienekonzept für Infektionsschutztransporte. Für dieses war die ADAC Luftrettung erst kürzlich als erste Rettungsdienstorganisation in Deutschland mit dem Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ vom TÜV Hessen ausgezeichnet worden. Niemand außer den Crews, die je aus einem Piloten, Notarzt und Notfallsanitäter bestehen, hat derzeit Zutritt zu den Luftrettungsstationen.
Innerhalb der Crews besteht konsequente Kontaktminimierung. Um diese sowie die Patienten im Einsatz und auf den Stationen vor einer Erkrankung zu schützen, sind die Ausgaben für Schutzanzüge, -Masken und -Brillen sowie Desinfektionsmittel seit Ausbruch der Pandemie von regulär rund 20.000 Euro pro Jahr auf bereits mehr als 1,2 Millionen Euro angestiegen. Um die Crews zu schützen – und so die notfallmedizinische Versorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten – werden in der ADAC HEMS Academy, dem Ausbildungs- und Trainingszentrum für Hubschrauberpiloten, Notärzte und Rettungsassistenten in Bonn-Hangelar, inzwischen auch sogenannte Plasma-Ionisatoren zur Luftreinigung eingesetzt. Lohn der Investitionen: Wegen COVID-19-Infektionen ist es bis heute noch zu keinen Einschränkungen der Einsatzbereitschaft gekommen.
Die aktuellen Entwicklungen werden bei der ADAC Luftrettung täglich analysiert, um eventuelle Anpassungen der Prozesse oder notwendige Investitionen umgehend zu tätigen. In Abstimmung mit der Muttergesellschaft der ADAC Luftrettung, der gemeinnützigen ADAC Stiftung, wurden bereits zu Beginn der Pandemie Finanzmittel zur Verfügung gestellt, um schnell und pragmatisch in Vorleistung zu treten und alle notwendigen unerwarteten Investitionen zur Aufrechterhaltung des Rettungsdienstes aus der Luft mit der gewohnten Flug- und Patientensicherheit leisten zu können.
In der Pandemie-Hochphase von Mitte März bis Ende Juni hatten die fliegenden Gelben Engel rund 450 Corona-Einsätze geflogen und mit Spezialverlegungstransporten aus Frankreich grenzüberschreitende Hilfe geleistet sowie die Bundeswehr bei deren Italien-Hilfe unterstützt. Um zusätzliche Kapazitäten für Notfälle und Intensivverlegungen zu schaffen, war bereits Mitte April in Ludwigshafen mit „Christoph 112“ der erste bundesweit alarmierbare Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber stationiert worden. „Christoph 112“ ist aufgrund seiner Ausstattung bestens geeignet für den Transport schwer lungenkranker Patienten und kann so für intensivmedizinische Verlegungen von Corona-Patienten eingesetzt werden, die auch während der Verlegung beatmet werden müssen.
In Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz haben die fliegenden Gelben Engel außerdem die Polizeihubschrauberstaffel zu den besonderen Hygienemaßnahmen bei Infektionstransporten geschult. So können Corona-Patienten nun im Notfall auch von der Polizei transportiert werden.