Mannheim – Nach der gestrigen Award Ceremony, bei der sechs Preise und vier Special Mentions verliehen wurden und My Mexican Bretzel von Nuria Giménez Lorang mit dem International Newcomer Award ausgezeichnet wurde, zieht das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg (IFFMH) Bilanz.
Eine „New Film Experience“ sollte das 69. IFFMH bieten. Die als hybride Veranstaltung geplante, nun rein digital durchgeführte Ausgabe wurde dies gleich in mehrfacher Hinsicht. Mit einem herausragenden, diversen und innovativen Programm in neu geschaffenen Sektionen nahm das IFFMH unter neuer Leitung von Sascha Keilholz Fragen der Gegenwart in den Fokus, setzte sich in Bezug zur Filmgeschichte und blickte in die Zukunft des Kinos. Der Kern des traditionsreichen Festivals, die Entdeckung junger talentierter Regisseure mit einer Vision, rückte noch stärker in den Mittelpunkt.
Erstmals wollte das IFFMH das Festivalerlebnis in diesem Jahr in alle Mannheimer und Heidelberger Kinos bringen, mit Inkrafttreten des kulturellen Lockdowns kurz vor der Eröffnung war das nicht mehr möglich. Im Zeichen des Titels der neuen Sektion FACING NEW CHALLENGES plante das IFFMH stattdessen einen „Online-Treffpunkt“, der ein gemeinsames Kulturerlebnis auch in Zeiten des Social Distancing ermöglichte und gleichzeitig eine Aufmerksamkeit für die kulturelle und soziale Bedeutung der Kinos schaffte. Vor allem aber sollten auch online die Werke im Zentrum stehen.
Insgesamt 49 Filme waren für das Publikum zwischen dem 12. und 22. November auf der Festivalplattform expanded.iffmh.de abrufbar. Dabei gelang es, den Zuschauern einen anregenden Festivalrahmen zu bieten. Nicht nur in Grußworten und Videointerviews waren die Filmkünstler präsent. Auch mit diversen interaktiven Formaten wie Flax, Gather und Zoom-Talks kamen Filmschaffende, Publikum und Festivalteam zusammen.
Bei den verkauften Festivalpässen konnte die Grenze von 200 überschritten werden – der Kern des „Stammpublikums“ tauchte also auch in diesem Jahr in die Tiefen des Programms ab. Rund 300 Fachbesucher akkreditierten sich für die Online-Angebote. Insgesamt über 5.000 User nutzten die Plattform expanded.iffmh.de. Die Filme wurden dabei von mehr als 14.000 Zuschauern gesehen. Die Onlineangebote des IFFMH inklusive des Rahmenprogramms wurden über 40.000 mal aufgerufen.
Festivalleiter Sascha Keilholz bedankt sich für die Unterstützung der Filmschaffenden, der Förderer und Partner und das enorme Engagement seines Teams.
„Als wir zwei Wochen vor Festivalbeginn abermals das Konzept umstellen mussten, diesmal von „hybrid“ mit Schwerpunkt Kino auf „online“, hätten wir nicht zu träumen gewagt, dass unser Angebot in dieser Breite angenommen wird“, blickt Keilholz zurück: „Wir sind wirklich überwältigt von dem Zuspruch. Entscheidend sind aber nicht die Zahlen; wirklich wunderbar zu erleben ist, wie uns Publikum und Künstler schreiben, anrufen, mit uns interagieren und chatten. Gleichzeitig bleibt uns bewusst, dass ein soziales Filmerlebnis im Kino nicht ersetzt werden kann. Umso mehr hoffen wir auf und glauben an eine Jubiläumsausgabe in den Kinos der Region.“
Nicht nur der Titel des Eröffnungsfilms The Death of Cinema and My Father Too von Regisseur Dani Rosenberg zeigte auf, wie nah sich die Programmauswahl des 69. IFFMH an den sozialen und kulturpolitischen Themen der Gegenwart orientierte. Der neue Dokumentarfilm von IFFMH-Rückkehrer Frederick Wiseman, City Hall, erlaubte einen Blick in die demokratischen Strukturen der USA, Rassismus als strukturelles Problem in Deutschland verhandelt der Kunstfilm Again / Noch einmal von Mario Pfeifer, der in der Sektion FACING NEW CHALLENGES in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Mannheim gezeigt wurde. Im gesamten Programm wurden sektionsübergreifend feministische Töne angeschlagen.
2021 feiert das IFFMH sein 70-jähriges Bestehen. Für die kommende, vom 11. bis 21.11. stattfindende Ausgabe, wünscht sich das Festivalteam eine vibrierende Jubiläumsfeier gemeinsam mit Filmschaffenden, Partnern und Förderern.