Kaiserslautern – Im Jugendhilfeausschuss wurden die Ergebnisse der Bedarfs- und Sozialraumanalyse zur Situation der kommunalen Jugend(sozial)arbeit in der Stadt Kaiserslautern präsentiert. Ziel war es, den Ist-Stand der derzeitigen Angebote für die Zielgruppe vor allem qualitativ zu erheben, Maßnahmen für die zukünftige Entwicklung abzuleiten und Konzepte für die Zukunft auf den Weg zu bringen.
Das Institut für Professionalität & Qualifizierung pädagogischer Praxis, Herr Prof. Dr. Bernhard Haupert und Ingo Schenk, führte hierzu Gespräche mit Jugendlichen und Experten, analysierte vorhandene Daten und betrachtete sich die Stadtteile bei Begehungen vor Ort. Dabei studierte es auch die Historie, die sozioökonomischen Prozessen und die Möglichkeiten der Jugendlichen in der Stadt und den einzelnen Stadtteilen.
„Die Analyse war sehr wichtig für uns. Sie hat gezeigt, dass wir der Jugend viel mehr Aufmerksamkeit widmen müssen“,
so Ludwig Steiner, Referatsleiter für Jugend und Sport. Mit der Bedarfsanalyse wurde klar, wie die Jugend(sozial)arbeit parallel zur Entwicklung der Stadt in die pädagogische Defensive geraten ist: Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und des Lebens im Stadtteil, der Abstieg des 1. FCK, die Ausweitung der Ganztagsschule, die Verlagerung von Jugendarbeit zur Jugendsozialarbeit an Schulen und der Rückgang der Vereinskraft, erbrachten einen enormen Verlust der Identitätszugehörigkeit zum unmittelbaren Lebensumfeld der Jugendlichen.
Diese Verluste zeichnen sich in allen Stadtteilen ab. Deutlich wurde dies am Beispiel im Fischerrück. Dort hat sich nach Abbau einer kirchlichen Stelle, dem Schließen des ESC-West, dem Wandel der Schillerschule von der Gesamtschule zur Grundschule und der Verlagerung der Stelle des Schulsozialarbeiters an die Goetheschule die Jugendarbeit quasi in Luft aufgelöst.
Daher muss Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit als kommunale Querschnittsaufgabe verstanden werden. Deren Sicht muss auch in die Kultur, ins Schulamt, in den Sport oder in die Stadtplanung mit eingebunden werden. Es müssen dabei Kooperationen mit anderen Akteuren vor Ort, wie Vereine, Religionsgemeinschaften, Stadtteilbüros oder Schulen, getroffen werden.
Ebenso zeigt die Analyse, dass es nicht „die Jugendlichen“ gibt. Jugendliche fühlen sich verschiedenen sozialen Gruppen zugehörig. Diese Unterschiede findet man sowohl zwischen den Stadtteilen als auch innerhalb. Die Jugend(sozial)arbeit muss daher an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Jede Gruppe und jeder Stadtteil benötigt ein individuelles Konzept. Insgesamt braucht es eine Strategie zur Revitalisierung der Stadtteile. Das heißt, dass dem Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil ausreichend Räume zur Verfügung gestellt werden und in den Fokus der Politik treten muss.
Eine jährliche Visitation des jeweiligen Stadtteils und der Jugendeinrichtungen durch eine städtische Kommission sollte stattfinden. Weitere Ideen zur Verbesserung der Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit der Stadt Kaiserslautern sind eine Installation der Gemeinwesenarbeit in Verbindung einer Initiative „Aufwachsen im Viertel“, eine zu entwickelnde Förderstruktur, das Jugendhaus in der Augustastraße zu einem Zentrum für Jugend- und Jugendsozialarbeit weiter zu entwickeln, das Jugendzentrum in der Steinstraße zum politischen Sitz von Jugendlichen zu entwickeln und Zentren der Stadtteilentwicklung zu konzipieren.
„Wir müssen jetzt anpacken, um die Verluste wieder aufzubessern. Ich bin daher froh, der Analyse so viel Zeit geschenkt zu haben. Den Beteiligten soll nun ausreichend Zeit eingeräumt werden, sich mit den Ergebnissen auseinanderzusetzen und sich mit uns für Nachfragen und Ideen in Verbindung zu setzen. Konkrete Umsetzungsschritte und fachliche Folgen sollen dann in der September-Sitzung des Jugendhilfeausschusses beraten und beschlossen werden“,
erklärt Steiner.