Mannheim – Die extremen Regenfälle im Westen Deutschlands haben dutzende Menschenleben gefordert. Um zumindest die ökonomischen Schäden abzumildern, haben Politiker/innen aller politischen Richtungen umgehend einen Hilfsfonds für geschädigte Privathaushalte gefordert. Dr. Daniel Osberghaus, Hochwasser-Experte im Forschungsbereichs „Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“ am ZEW Mannheim, erklärt dazu:
„Die ökonomische Forschung zeigt, dass schnelle und unbürokratische Hilfen für Hochwasser-Opfer, so notwendig sie im Einzelfall auch erscheinen mögen, langfristig kontraproduktiv wirken: Sie untergraben die Anreize zur privaten Vorsorge wie bspw. zum Abschluss einer Elementarschadenversicherung oder bauliche Vorsorgemaßnahmen Außerdem benachteiligen sie de facto Hausbesitzer die eine Versicherung abgeschlossen haben und können schnell als ungerecht empfunden werden.
Die Diskussion um Hilfsfonds lenkt von der eigentlichen Aufgabe der Politik ab: Angesichts des fortschreitenden Klimawandels gilt es, eine langfristig nachhaltige Anpassungsstrategie für solche Extremwetterlagen zu entwickeln, die ohne staatliche Fluthilfen auskommt. Dazu gehören verschiedene Bausteine:
- Förderung der privaten Eigenvorsorge, vor allem von einkommensschwachen Haushalten in Risikogebieten
- Stärkung des Versicherungsmarktes für Elementarschäden – in Nachbarländern gibt es bspw. Versicherungspflichten oder Katastrophenfonds mit vorab geregelten und gedeckelten Auszahlungsbeträgen
- Reduzierung der Oberflächenversiegelung, angepasste Landnutzung
- Ambitionierte Klimapolitik
Kurzfristig werden diese Maßnahmen allerdings nicht helfen, die Schäden im Westen Deutschlands zu beheben. Daher wäre ein möglicher Zwischenschritt in der aktuellen Situation, die zugesagten staatlichen Hilfen nur zu zahlen wenn sie nachgewiesenermaßen zur Sicherung der Existenz notwendig sind, und mit Auflagen für die private Vorsorge zu koppeln. Schnell und unbürokratisch wird das allerdings nicht möglich sein.“