Stuttgart – Die Landesregierung unterstützt Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser in Baden-Württemberg dabei, Fachpersonal zu suchen, das nicht mehr im aktiven Dienst ist. Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte, Studierende mit Fachkenntnissen und weitere Freiwillige, insbesondere im Gesundheits- und Pflegebereich sind aufgerufen, sich zu melden. Möglich ist das über zwei Plattformen, zum einem über „IZ Med“ der Landesärztekammer und zum anderen über „#pflegereserve“.
Das ist eines der Ergebnisse der Arbeitsgemeinschaft (AG) Corona, die sich am heutigen Donnerstag (23. Dezember 2021) unter Leitung von Gesundheitsminister Manne Lucha virtuell getroffen hat. Dabei haben die Beteiligten eine gemeinsame Erklärung verabschiedet. „Ich danke Ihnen allen, dass Sie die harten zurückliegenden Monate so gut gemeistert haben. Nur weil jeder von Ihnen einen so großartigen Beitrag geleistet hat, ist es uns in Baden-Württemberg gelungen, dass unser Gesundheitswesens nicht zusammengebrochen ist“, sagte der Minister. Weitere Anstrengen seien aber nötig. Vor allem die Impfkampagne müsse jetzt weiter vorangebracht werden. Und es brauche mehr Personal. Deshalb bringt das Land nun Freiwillige schnell und unbürokratisch mit medizinischen und pflegerischen Einrichtungen zusammen.
Gesucht werden examinierte Alten-, Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger, Personen, die in der Gesundheits- und Pflegeassistenz ausgebildet sind, Ärztinnen und Ärzte, examinierte Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger, Angehörige weiterer pflegenaher Gesundheitsberufe, Hauswirtschafterinnen und Hauswirtschafter, Personen, die in der Hauwirtschaftsassistenz ausgebildet sind, Betreuungskräfte und generell Menschen, die sich engagieren möchten.
Viele Pflegekräfte, die derzeit in Baden-Württemberg nicht in der Pflege arbeiten, haben das Land bereits in vorigen Wellen der Corona-Pandemie unterstützt. und in Krankenhäusern sowie stationären und ambulanten Einrichtungen ausgeholfen. „Für die geleistete Hilfe und Solidarität bin ich sehr dankbar. Mit Blick auf die nun schnelle Ausbreitung der Omikron-Variante wende ich mich erneut an die Menschen im Land und bitte sie um Unterstützung unserer medizinischen und pflegerischen Einrichtungen. Wir brauchen zusätzliche Fachkräfte aus dem pflegerischen Bereich. Aber auch Personen mit hauswirtschaftlicher Erfahrung und Freiwillige, die in Serviceeinheiten wie einer Kantine mithelfen können, sind willkommen“, so Minister Lucha.
„IZ Med“ ist eine Plattform der Landesärztekammer. Die Plattform #pflegereserve ist eine Initiative aus der Zivilgesellschaft und wurde von der Bertelsmann Stiftung entwickelt, aufgebaut und betreut. Danach übernahm die Bundespflegekammer die Weiterentwicklung der Plattform und ab 01.01.2022 ist das Bundesministerium für Gesundheit zuständig.
Die AG Corona ist bereits nach Auftreten des ersten Corona-Falls in Baden-Württemberg Anfang des Jahres 2020 zum ersten Mal zusammengetreten und hat sich seither als Arbeitsgremium unter Leitung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration etabliert. Mitglieder sind neben den Kommunalen Landesverbänden die Kassenärztliche Vereinigung, die Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft, Ärzte- und Apothekerschaft, Krankenkassen sowie weitere Expertinnen und Experten.
Die Erklärung:
Die Akteure der AG Corona halten fest, dass es dank des großen gemeinsamen Einsatzes seit fast zwei Jahren und trotz hoher Infektionszahlen und gewaltiger Herausforderungen für die medizinische Versorgung und ärztliches wie pflegerisches Personal bislang nicht zu einem Zusammenbruch des Gesundheitswesens durch die COVID-19-Pandemie in Baden-Württemberg gekommen ist.
Die AG Corona stellt fest, dass die Pandemie ungeachtet aller Bemühungen, die Impfkampagne weiter voranzutreiben, auch aufgrund der immer wieder neu auftauchenden gefährlichen Virusvarianten noch nicht überstanden ist.
Ebenso stellt die AG Corona fest, dass auch weiterhin infektionsschützende Maßnahmen dringend erforderlich sind, um das Infektionsgeschehen einzudämmen. Das gilt angesichts der Omikron-Variante sogar mehr denn je. Es ist weiter höchste Vorsicht geboten.
Die Akteure der AG Corona vereinbaren entlang ihrer Zuständigkeiten und übertragenen Aufgaben, welche Vorkehrungen auch für die kommenden Wochen und Monate zu treffen sind. Dies beinhaltet insbesondere das Bereitstellen von ausreichenden Impfkapazitäten und Testkapazitäten, die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Vertragsärzten und Krankenhäusern sowie die horizontale Kapazitätserweiterung im Zuge des sogenannten Schalenmodells.
Die Akteure der AG Corona sind sich einig, dass das Impfen das wichtigste Mittel der Pandemiebekämpfung ist. Insbesondere den Auffrischimpfungen kommt angesichts der neuen Omikron-Variante eine entscheidende Rolle zu. Alle Akteure werden im Rahmen ihrer Zuständigkeit und übertragenen Aufgaben verantwortlich daran mitwirken, dass der gesamten Bevölkerung auch weiterhin ein umfassendes und möglichst niedrigschwelliges Impfangebot gemacht und dadurch der Impfschutz der Menschen aufrechterhalten oder gebildet wird. Dem Schutz der besonders vulnerablen Gruppen kommt dabei zentrale Bedeutung zu – allerdings sollte auch die soziale Teilhabe dieser Gruppen stets gewährleistet bleiben. Die AG Corona bekräftigt die dringende Notwendigkeit, flächendeckend Erst-, Zweit- und Auffrischimpfungen anzubieten, um die Verbreitung des Coronavirus einzugrenzen und den Impfschutz der Bevölkerung weiter auszubauen.
Die AG Corona ruft die Bevölkerung eindringlich dazu auf, soweit möglich, die persönlichen Kontakte einzuschränken. Dies gilt insbesondere für die anstehenden Weihnachtsfeiertage. Sie appelliert an die Verantwortlichkeit jeder und jedes Einzelnen, die Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Ziel muss es insbesondere sein, auch im neuen Jahr die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wie Schulen, Kindertagesstätten sowie die Kindertagespflege regulär offenzuhalten. Die Kinder und Jugendlichen dürfen nicht noch weiter belastet werden.
Darüber hinaus ruft die AG Corona alle Ärztinnen und Ärzte, alle Pflegekräfte, Studierende mit Fachkenntnissen und weitere Freiwillige, insbesondere im Gesundheits- und Pflegebereich, die über Kapazitäten verfügen, dringend dazu auf, sich über die Plattform der Ärztekammer IZ Med und die Plattform #pflegereserve freiwillig zu melden, um das Gesundheitssystem zusätzlich zu unterstützen.
Die AG Corona erwartet kurzfristig eine schlüssige und robuste Langfristplanung, wie die wiederkehrend erforderlichen Auffrischimpfungen durch das Gesundheitssystem verlässlich gewährleistet werden können.
Die AG Corona erinnert an das zentrale Ziel aller Beschränkungen, die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems zu erhalten. Sie hält es deshalb für dringend erforderlich, auch zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Krankenhäuser beizutragen, um pandemiebedingten Zusatzkosten sowie Erlösverlusten entgegenzutreten, u.a. in Form eines Landesrettungsschirms auf Basis des in der Gemeinsamen Finanzkommission vereinbarten Budgets.
Wir sehen die Belastung aller Akteure im Gesundheitswesen, auch im finanziellen Bereich. Das Land unterstützt Forderungen des niedergelassenen Bereichs, auch hier die auskömmliche Versorgung während der Pandemie sicherzustellen.