Wie die Staatsanwaltschaft Landau und das Polizeipräsidium Rheinpfalz auf Anfrage mitteilen, werden derzeit Ermittlungen gegen Verantwortliche eines Kinderdorfs in der Südpfalz geführt. Es soll sich um Misshandlungen und sexuelle Gewalt handeln.
Die Trägergesellschaft aus Ludwigshafen, eine kirchliche Einrichtung teilte mit, dass sie keine Stellung zu unseren Fragen geben können. Wir wollten eine Stellungnahme zu den im Raum stehenden Anschuldigungen, dass in der Erziehungseinrichtung Kinder physisch und psychisch, auch sexuell, misshandelt und verletzt werden. Wir sollen uns an das fallführende Jugendamt wenden.
"Die von Frau K. im Zusammenhang des Sorgerechtstreites erhobenen Vorwürfe und Anschuldigungen gegen unsere Einrichtung und unsere Mitarbeiter, die wir einem Internetportal entnommen haben, weisen wir nochmals entschieden zurück. Sie entsprechen nicht der Wahrheit.", so die Sprecherin der Trägergesellschaft.
Die Mutter eines Kindes, das zur Zeit polizeilich gesucht wird, weil es nicht in das Kinderdorf zurück möchte, untermauert die schweren Vorwürfe gegen die Verantwortlichen des Heimes.
Kindesentziehung ohne Wissen der Mutter
Das Jugendamt des Landkreis Bad Dürkheim hat für den 12-jährigen Maximilian Kuwalewsky und seine 3 jüngeren Geschwister gerichtlich das Aufenthaltbestimmungsrecht erwirkt. Bei einem Besuch des Jungen bei seiner Mutter hat sich dieser am 20.06.2014 von ihr entfernt, nachdem sie ihm gesagt hatte, dass er wieder ins Heim muss. Seitdem wird nach ihm gesucht.
Schwere Beschuldigungen der Mutter gegen Jugendamt, Amtsgericht und Heim
Eine Gerichtspsychologin war zum Schluss gekommen, dass die Mutter ihre Kinder physisch und psychisch vernachlässigt und dass eine "psychische Störung" der Mutter vorliegt. Der Richter hatte daraufhin den Kindesentzug durch unmittelbaren Zwang angeordnet.
Das Jugendamt hatte neun Tage später die Kinder mit Polizeibegleitung und Gerichtsvollzieher aus Schule und Kindergarten geholt und den Kindern gesagt, dass ihre Mutter krank sei und sich um sich selbst kümmern müsse. Die Mutter hat dies auf ihrer Arbeitsstelle bei der Polizei in Neustadt erfahren. Dort wollten sie die Behörden in ein psychiatrisches Krankenhaus einweisen lassen, was am Widerstand der Mutter und einer Amtsärztin (Fachärztin für Psychiatrie) scheiterte.
Jugendamt rechtfertigt die Vorgehensweise
Die Pressestelle der Kreisverwaltung Bad Dürkheim sagte auf Anfrage, dass das Jugendamt das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die vier Kinder habe.
"Wir glauben auch nicht, dass etwas an den Vorwürfen gegen das Kinderdorf dran ist, denn wir arbeiten schon eine längere Zeit mit ihm zusammen", so der Pressesprecher telefonisch.
Polizeiliche Ermittlungen laufen – rechtliche Bewertung der Vorwürfe gegen das Kinderdorf steht noch aus
Die Polizei Bad Bergzabern, die für den Dienstbezirk polizeilich zuständig ist, hat die Ermittlungen an die Kriminalinspektion in Ludwigshafen übergeben. Pressesprecher Michael Lindner, Polizeipräsidium Rheinpfalz, bestätigte Ermittlungen gegen Verantwortliche des Kinderdorfs. Der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Detlef Winter, Staatsanwaltschaft Landau, sagte, die Akte sei von der Polizei unterwegs zur Staatsanwaltschaft, wo sie nach Sachlage bewertet wird.
Landesjugendamt ist informiert
Auf Anfrage teilt das Landesjugendamt mit, dass es Kenntnis von der Anzeige gegen die Verantwortlichen des Jugendamtes hat. Es ermittelt und prüft aufgrund von Hinweisen im Fall K. in eigener Zuständigkeit und führt am Montag, den 7. Juli 2014 eine örtliche Prüfung in der Einrichtung durch. Weiter könne sich das Amt momentan zum Fall äußern. Es betont jedoch, dass die Vorwürfe gegen die Einrichtung sehr genommen werde.
"Das Wohl der Kinder und Jugendlichen hat für das Landesjugendamt stets oberste Priorität", so die Stellungnahme des Landesjugendamts Rheinland-Pfalz.
Unsere Frage an das Landesjugendamt, ob die Entscheidung des Kreisjugendamts überprüft wird, wurde verneint. Es gebe bei den Jugendämtern keine Hierarchien. Daher könne das Landesjugendamt die Entscheidung nicht beeinflussen.