Neustadt an der Weinstraße – Mit einer Fahrt eines batteriehybriden Elektrotriebwagens und einem Festakt im Eisenbahnmuseum Neustadt/W haben heute Ministerpräsidentin Malu Dreyer, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn, Dr. Richard Lutz, Mobilitätsministerin Katrin Eder sowie der Vorsitzende des Zweckverbandes ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd, Landrat Dr. Fritz Brechtel die Feierlichkeiten zum Jubiläum 175. Jahre Eisenbahnen in Rheinland-Pfalz eingeleitet. Die Tage vom 1. bis 5. Oktober 2022 stehen dann ganz im Zeichen eines umfassenden Fahrtenprogramms mit historischen Zügen rund um Neustadt an der Weinstraße.
Der 140 km/h schnelle Zug vom Typ Flirt der Firma Stadler fuhr von Ludwigshafen über Schifferstadt nach Neustadt/W, wo er auf den Triebwagen vom Typ Coradia Polyvalent aus der Produktion von Alstom/CAF traf. Dort erläuterte Marc Ehret als Leiter des Produktionsstandortes Reichshoffen im Elsaß die Technik des für die künftigen grenzüberschreitenden Züge von Strasbourg nach Karlsruhe, Wörth und Neustadt/W bestellten Zuges.
Bei Festakt im Eisenbahnmuseum Neustadt/W machte Ministerpräsidentin Malu Dreyer deutlich, dass das Land auf die Schiene als klimaverträglichen Verkehrsträger setzt und sagte:
„Ich freue mich, heute hier im traditionsreichen Pfalzbahnmuseum zu sein. Unsere heutige Feier zum 175. Geburtstag der Eisenbahn in Rheinland-Pfalz gibt die Möglichkeit nicht nur zurückzublicken, sondern auch Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Das Land und die Zweckverbände arbeiten stets gemeinsam mit den verschiedenen Sparten der Deutschen Bahn, aber auch anderen Verkehrs- und Infrastrukturunternehmen daran, den Bahnverkehr attraktiver und umweltfreundlicher zu gestalten. Bei vielen Projekten sind wir bereits auf der ‚Zielgeraden‘. Wir wollen den Bürgern und Bürgerinnen ein Angebot schaffen, das zukunftsorientiert eine gute Nutzung des öffentlichen Verkehrs ermöglicht“.
Landrat Dr. Fritz Brechtel erläuterte die Zukunftsprojekte des Zweckverbandes und spannte den Bogen vom beschlossenen Einstieg in die De-Karbonisierung des pfälzischen Schienenverkehrs bis hin zu Angebotsverbesserungen im Berufsverkehr für die Beschäftigten großer Unternehmen wie Daimler oder der BASF.
„Mit dem Konzept Rheinland-Pfalz-Takt 2030 Plus wollen wir – im Einklang mit dem künftigen Landesnahverkehrsplan und unseren Partnern beim Zweckverband Nord und im Klimaschutzministerium – den weiteren Ausbau des Schienenverkehrs vorbereiten. Dazu gehören weitere Streckenreaktivierungen wie, nur zwei Beispiele zu nennen, die Strecke Landau – Germersheim und die Glantalbahn in der nördlichen Pfalz sowie weitere Verbesserungen beim Fahrplan bestehender Strecken. An mehreren Stellen muss die Infrastruktur verbessert werden: Wir benötigen eine moderne Signaltechnik, die mehr Züge zulässt und den Betrieb zuverlässiger macht. Wir benötigen vor allen an den Hauptstrecken entlang des Rheins und zwischen Ludwigshafen und Saarbrücken mehr Ausweichgleise, damit schnelle Züge besser an langsameren Zügen vorbeikommen, ohne dass diese dann lange herumstehen müssen. Dort sollten wir auch die Bahnsteige verlängern, um die Kapazität der Züge erhöhen zu können. Und wir benötigen in Knotenbahnhöfen wie Mainz, Mannheim und Karlsruhe mehr Bahnsteige, damit im Berufsverkehr mehr Züge in die Bahnhöfe passen. Es macht wenig Sinn, die Zulaufstrecken auszubauen, wenn wir dann die Züge nicht dorthin bringen können, wo die Pendlerinnen und Pendler hinwollen.“
Um die ehrgeizigen, aber für Erreichung der Klimaschutzziele in Bund und Land notwendigen Ausbaukonzepte realisieren zu können, forderte er den in den Koalitionsverträgen in Bund und Land vereinbarten Ausbau der Schiene:
„Sie haben in ihren Koalitionsverträgen ein Bekenntnis zum Ausbau und zu den Klimazielen abgelegt. Wir appellieren an Sie, wir fordern Sie auf: Halten Sie ihre Versprechen. Die Regionalisierungsmittel müssen erhöht werden, nicht nur für ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets. Land und Bund müssen mehr Geld für den Ausbau der Schiene bereitstellen. Planbar und gemeinsam mit den Partnern in den Ländern die Umsetzungen planen“, erklärte Dr. Brechtel.
Abschließend wies er noch auf das umfangreiche Jubiläumsfahrtenprogramm hin und dankte allen Beteiligten, insbesondere beim Eisenbahnmuseum, den Ulmer Eisenbahnfreunden und den zugpersonalen für die Umsetzung des durch den Zweckverband geplanten und finanzierten Programms:
„Mit vier Dampflokomotiven, einem elektrischen Krokodil und einer alten Diesellok als Reserve fahren die Nostalgiezüge nicht nur auf den beiden Jubiläumsstrecken, sondern auch nach Landau und Bad Dürkheim. Am Montag fährt ein dampfgeführter Eilzug an die Nahe zum Rothenfels und ein Straßenbahnwagen mit Kurbeltechnik pendelt auf der Rhein-Haardtbahn. Am Mittwoch bildet der traditionsreiche Bundenthaler den Abschluss. Dies ist ein tolles Fahrtenpaket, das intensiv und in zahlreichen Besprechungen – manchmal bis in die späten Abendstunden hinein – vorbereitet wurde und wir so schnell nicht wieder auf die Gleise setzen können.“