Insekten und Käfer in unserer Nahrung – Die neue EU-Verordnung bringt Ärger

Pixabay: ivabalk
Pixabay: ivabalk

Wer kennt den Quotenrenner „Dschungelcamp“ von RTL nicht? So mancher hatte sich schon überlegt, wie es denn wäre, wenn man mal im Ekel-Camp für abgelutschte Null-Promis mitmachen könnte.
Vielleicht solche Leckereien wie Tier-Hoden, Sandwürmer oder Insekten. Davon träumte jeder Möchtegern-Survival-Schüler sicherlich einmal.

Die neue EU-Verordnung macht es möglich

Endlich kann man, ohne in ein fernes Camp fliegen zu müssen, sich der Herausforderung am heimischen Herd und der Küche stellen.

Die WHO listet ca. 2000 essbare, Würmer und Käfer auf. Ein Teil dieser Insekten darf seit 24. Januar in unserer Nahrung enthalten sein.

Die neue Verordnung erlaubt es nun den Lebensmittelproduzenten Insektenprotein in viele Nahrungsmittel zu mischen. Die Liste ist beängstend lang.

Nur die Harten kommen in den Garten

Von Hausgrillen bis Getreideschimmelkäfer darf nun Einiges verarbeitet werden. Was bis vor Kurzem noch Ekel hervorgerufen hatte, ist nun Bestandteil unserer Nahrung. Dennoch befinden sich längst unappetitliche Zutaten in unserem Essen.

Beispiel E120. Diese Substanz ist ein roter Farbstoff und besteht aus ausgekochten und zerquetschten Scharlachschildläusen.

So berichtet auch das Portal T-Online:
Auch die Gummilackschildlaus, beziehungsweise ihre harzartigen Ausscheidungen, werden als „Schellack“ in der Lebensmittelindustrie verwendet“

In welchen Produkten müssen wir mit diesen Zutaten rechnen?

  • Brot/Mehrkornbrot
  • Brötchen/Mehrkornbrötchen
  • Cracker und Brotstangen
  • Verarbeitetes Getreide
  • Getreideriegel
  • Frühstückscerealien
  • Porridge
  • Trockene Vormischungen für Backwaren
  • Kekse
  • Teigwarenerzeugnisse
  • Soßen
  • Pizza
  • Gerichte auf Pizzabasis
  • Nudeln
  • Proteinprodukte/Eiweißprodukte
  • Gerichte auf Getreide-, Teigwarenbasis
  • Verarbeitete Kartoffelerzeugnisse
  • Trockene gefüllte Erzeugnisse aus Teigwaren
  • Erzeugnisse aus Molkenpulver
  • Gerichte auf Basis von Hülsenfrüchten (Leguminosen) und Gemüse
  • Suppen, Suppenkonzentrate, Suppenpulver
  • Snacks auf Maismehlbasis
  • Bierähnliche Getränke
  • Schokoladenerzeugnisse
  • Nüsse und Ölsaaten
  • Snacks (außer Chips)
  • Fleischersatzprodukte und vegetarische Fleischalternativen (Fleischanaloge)
  • Fleischzubereitungen
  • Insektenburger
  • Insektenbällchen
  • Nahrungsergänzungsmittel (Getreideschimmelkäfer-Larven in Pulverform)

Welche Produkte enthalten bereits Insekten-Zutaten?

  • Trolli „Saure Glühwürmchen“
  • m&m’s „Crisp“
  • Ehrmann „Obstgarten Erdbeere“
  • Müller „Müllermilch Kirsch-Banane“
  • Mentos: Kaugummi „Full Fruit“

Wie sieht es mit der Kennzeichnung aus?

Wer sich für nicht dschungelcamptauglich hält, der sollte in Zukunft ganz genau auf die Zutatenliste schauen. Denn dort sind die leckeren Beigaben unserer fliegenden und krabbelnden Freunde wie folgt aufgelistet:

  • Hausgrille: „Teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille)“
  • Getreideschimmelkäfer: „Gefrorene Larven/Paste aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“ oder „getrocknete Larven/Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“

Wertvolle Nahrung?

Grillen bestehen beispielsweise zu 12,9 Prozent aus Eiweiß, zu 8,6 Prozent aus Fett und zu 5,1 Prozent aus Kohlenhydraten.

Ist es gesundheitlich bedenklich?

Im Allgemeinen, so wird berichtet, sei der Verzehr von Speiseinsekten unbedenklich. Wer jedoch allergisch auf Krebstiere und Hausstaubmilben reagiert, sollte in Zukunft ganz genau auf diese Zutatenliste schauen.

Im Jahre 2015 sagte dazu Konstantin von Stechow von RTL:
„Die Tiere für die Dschungelprüfungen wie Kakerlaken, Würmer, Ameisen, Ratten oder Kröten stammen aus einer Zucht und sind medizinisch unbedenklich“.

Auch die Grillen und Käfer, die seit Januar in die Nahrung gemischt werden, sind extra dafür gezüchtete sog. Speiseinsekten. Ob das bei allen den Ekel verhindert, darf bezweifelt werden.

Einzelfälle?

Nein. An der Bezeichnung erkennen wir wohin die Reise gehen soll. Es hat sich bereits eine ganze Branche gebildet. Das Ganze wird in Zukunft umter dem Begriff „Novel Food“ zusammengefasst.

Vielleicht haben wir bald Kakerlaken im Kaffee? Denn Kakerlaken-Milch soll gesund sein. Das sagten indische Forscher.

Bereits seit 2021 zugelassen sind folgende Insekten

Der Mehlwurm Tenebrio Molitor wurde bereits im Mai 2021 und die Wanderheuschrecke Locusta Migratoria im November 2021 zugelassen

Die üblichen Verdächtigen – Wer sonst …

Laut WHO könnte das Ernährungsproblem der ständig wachsenden Weltbevölkerung durch stärkeren Verzehr von Insekten möglicherweise gelöst werden. Vor allem ihr hoher Eiweißgehalt macht sie zu dem idealen Ersatz für Fleisch, das weltweit immer knapper wird.

Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO wirbt daher für den verstärkten Genuss der Insekten.

Fazit

Wer weder auf Dschungelcamp-Erlebnisse noch den seltsamen WHO-Essens-Vorschlägen folgen will, dem sei frisches Obst und Gemüse, sowie Kartoffeln aus heimischer, regionaler Produktion empfohlen. Gesund, nahrhaft, und garantiert ohne Insektenbeimischungen.