Karlsruhe. Vor kurzem versteigerte das Auktionshaus Stargardt in Berlin mehrere Briefe der Brüder Grimm. Die Aufregung unter den Interessenten war groß. Die Badische Landesbibliothek hatte Glück: Sie konnte zwei Briefe von Jacob Grimm und einen Brief von Wilhelm Grimm, alle an den Germanisten Joseph von Laßberg (1770–1855) adressiert, ersteigern. Die Briefe stammen aus der Sammlung der Familie von Droste-Hülshoff.
Die Brüder Grimm waren nicht nur Kollegen, sondern auch persönliche Bekannte des Germanisten Joseph von Laßberg. Denn dieser war seit 1834 mit Jenny von Droste-Hülshoff (1795–1859)
verheiratet, der Schwester der Dichterin Annette. Diese wiederum war schon seit Jugendtagen eng bekannt mit den Brüdern Grimm. Und so enthalten auch die nun ersteigerten Briefe vielerlei fachlichen und persönlichen Austausch. Wir erfahren Details zum ungünstigen Gesundheitszustand insbesondere Wilhelm Grimms und seiner Frau oder zur Geburt von Laßbergs Zwillingstöchtern und lesen zahlreiche meist kritische Kommentare zu verschiedenen Fachkollegen und ihren neuesten Publikationen.
Joseph von Laßberg war Zeit seines Lebens eng verbunden mit dem Haus Fürstenberg in Donaueschingen, für das er in verschiedenen Funktionen tätig war. Auch hatte er eine langjährige Beziehung zur früh verwitweten Fürstin Elisabeth zu Fürstenberg (1767–1822). Ihrer Unterstützung ist es zu verdanken, dass Laßberg eine umfangreiche und bedeutende Sammlung mittelalterlicher deutscher Handschriften anlegen konnte. Vor seinem Tod verkaufte er seine Bibliothek an die Fürstenberger, aus deren Hofbibliothek die deutschen Handschriften 1995 größtenteils nach Karlsruhe gelangten. Hinzu kam 2001 die Handschrift C des Nibelungenliedes, die seit
2009 zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählt. Auch der erhaltene Nachlass des Gelehrten befindet sich heute in der Badischen Landesbibliothek.
Die neu erworbenen Briefe ergänzen den Nachlass Joseph von Laßbergs, zu dem sie ursprünglich gehörten. Wohl über die Verbindung zu seiner Frau und seiner Schwägerin Annette von
Droste-Hülshoff, die über viele Jahre hinweg bei Laßberg auf Schloss Meersburg lebte, gelangten sie in deren Autographensammlung. Aus dieser wurden sie nun verkauft. Die Badische Landesbibliothek schätzt sich glücklich, diese wichtigen Zeitzeugnisse erworben zu haben. Sie werden in die Edition des Briefwechsels zwischen den Brüdern Grimm und Laßberg, die in Vorbereitung ist, aufgenommen werden.
(Quelle: Badische Landesbibliothek Karlsruhe)