Aquarelle und Skulpturen

Ausstellung

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Am 13. Januar 2013 wurde im K-O-Braun-Heimatmuseum im Oppauer Rathaus unter großem Publikumsandrang eine Gemeinschaftsausstellung zweier Künstlerinnen mit Aquarellen und Skulpturen eröffnet.

Rolf Schröder, 1. Vorsitzender des Förderverein für das K-O-Braun-Museum, war vom Besuch der Vernissage überwältigt.

Wenn der Erfolg der Ausstellung wie der heutige Besuch ausfällt, dann kann man beiden Künstlerinnen schon jetzt gratulieren.

so Rolf Schröder in seiner Begrüßung der Gäste.

Für die musikalische Untermalung mit der Drehorgel sorgte der Gatte von Karin Klomann, er hielt auch für sie die Laudatio, in der er ihren künstlerischen Werdegang beschrieb:

Karin Klomann belegte in den 80er Jahren Zeichenkurse bei dem Frankenthaler Leopold Mimler. Nach einer Pause von 10 Jahren besuchte sie Wochenendkurse bei der Künstlerin Ursula Faber, bei der sie die Aquarelltechnik erlernte. Von 2005 bis 2011 nahm Karin Klomann an den Aquarellkursen des Künstlers Helmut Ried teil. Mit ihm und den Teilnehmern des Kurses machte sie in den Jahren 2010 und 2011 Malreisen nach Italien in die Abruzzen und an die Amalfiküste.  Seither hatte Karin Klomann vorwiegend Blumen, Stillleben und Landschaften gemalt. Ihre Technik war ausschließlich das Aquarellieren.

Seit einem Jahr arbeitet sie selbstständig. Sie probiert verschiedene Stilrichtungen aus und sucht sich Themen, bei denen sie ihrer Phantasie freien Lauf lassen kann. Zunächst malte Karin Klomann nach eigenen Ideen Menschen in Bewegung und Menschen in verschiedenen Kulturen.

"Vier Frauen bei der Teezeremonie" und "Mekong Delta in Vietnam" stellen wie von selbst die Verbindung zum Thema der Ausstellung  "Asien-Europa"  her. Weiterhin bestimmen auch bizarre Landschaften, wie die Vulkanlandschaft auf Lanzarote und Island, ihre Arbeiten. Karin Klomann will aber die Welt nicht nur in schönen, lieblichen Ansichten darstellen. Mit ihrer Serie "Zeitgeschehen" zeigt sie auch die hässliche und brutale Seite unserer Zeit.

Auf der Suche nach neuen Ideen entstand das Bild "Die Drei Brüder", die mit ihrem doppelten Blick zwar belustigen, aber auch unheimlich wirken. Das Diptychon "Die Braut" zeigt, wie Menschen sich radikal verändern können – zwei Seiten der gleichen Person. Die Serie mit dem Titel "Zeitgeschehen" sind ein Versuch in Mischtechnik aus Tusche und Aquarellfarben. Die Bilder sind themenbezogen und sozialkritisch. Sie greifen die Ereignisse unserer Zeit auf und kommentieren sie.

Das Bild "Leichenfund" enthüllt eine grausame Wirklichkeit, die leider nicht nur ein Motiv in Krimis ist. "Wegsehen" beschreibt die Gewalt, die sich immer wieder in unserer Gesellschaft zeigt und bei der geschwiegen wird oder die Augen verschlossen werden. Die braune Farbe weist auf die vor einem Jahr erst aufgedeckten  Verbrechen aus der Neonaziszene hin, wo mitten in unserer Gesellschaft jahrelang ungehindert Menschen ermordet wurden.

Ebenfalls unentdeckt blieben über Jahrzehnte Misshandlungen und Missbrauch an Kindern.Das Bild "Hilfe! Abused Child" stellt die Angst und Verzweiflung eines Kindes dar. Die im Hintergrund angedeuteten, zufällig entstandenen  Bögen können vom Betrachter als Kreuzgang eines Klosters gesehen werden – oder auch nicht. "Adipositas" ist eine Krankheit in unserer Wohlstandsgesellschaft. Das Familienbild weckt in dem Betrachter sowohl amüsante als auch zwiespältige Gefühle. "Kirschblüte in Fukushima" erinnert an die Tsunami Katastrophe 2011 in Japan. Die Tragik wird durch den bitteren Gegensatz der zerstörten Landschaft und des lieblich blühenden Kirschbaumes eindrucksvoll gezeigt.

Dr. Helmut Orpel erwähnte in der Laudatio für Hui-Ling Yang:

Hui-Ling Yang stammt ursprünglich aus Taiwan. Diese vor dem chinesischen Festland gelegene Insel ist etwa 2 Mal so groß wie unser Bundesland  Rheinland-Pfalz und seit 1949 ein selbständiger Staat. Im Gegensatz zur Volksrepublik China  orientierte sich Taiwan 1949 am Westen und schloss ein enges Bündnis mit den USA. Auch mit Japan, das wegen seiner Wirtschaftskraft im pazifischen Raum großen Einfluss hat, ist Taiwan eng verbunden. Diese zugegebenermaßen grobe Einordnung des Landes in den geopolitischen Kosmos ist insofern hilfreich, weil daraus hervorgeht, dass die Kultur Taiwans asiatische Prägung und Moderne miteinander verbindet. Diese Synthese kommt in den Arbeiten von Hui-Ling Yang sehr deutlich zum Ausdruck, vor allem dort, wo sie vom Naturalismus abweicht.

Es gibt in dieser Ausstellung hier zwei Arbeiten, die diesen spannenden Gegensatz sehr eindrucksvoll belegen. Das ist zum einen der bis ins Detail ausgearbeitete Adler, zum anderen das Körperfragment.

Mit sehr viel Liebe zum Detail wurden beim „Adler“ gearbeitet. Die Wirkung des Federkleides wurde in die Ausdruckskraft des Tons übersetzt. Auch die Proportionen wurden sowohl im Großen, beim gesamten Corpus, als auch im Kleinen, beispielsweise bei den Verhältnissen zwischen Augen und Schnabel, genauestens beachtet. Nur so ist es möglich, dass ein solch naturalistisches Abbild entsteht.

Ebenso wie bei der in sich abgeschlossenen Figur spürt man bei dem hier dargestellten Körperfragment den Hang zur Genauigkeit und zur möglichst naturalistischen Darstellung. Wir sehen hier jedoch nur einen Fuß und ein Bein.  Trotzdem wirkt dieses Bein auf uns keinesfalls wie ein totes Körperteil, sondern sehr lebendig. Man spürt das Leben regelrecht, das in ihm steckt. Es ist ein Fragment, das immer noch im Zusammenhang mit einem nunmehr imaginären  Gesamtsystem zu stehen scheint, das, durch ein tragisches Ereignis zerstört worden ist und von dem wir nur noch durch ebendieses Fragment wissen. Unsere Phantasie versetzt uns jedoch in die Lage, auf diese Art und Weise das Aussehen der gesamten Figur zu rekonstruieren.
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Hui-Lings Arbeiten sind aus Ton. Sie werden mit der Hand als Hohlräume aufgebaut und danach bei über 1000 Grad im Brennofen gebrannt.  Wie sie sehen, werden die größeren Plastiken aus mehreren Teilen, die genau ineinander eingepasst werden können, gefertigt, was den Transport der Arbeiten wesentlich erleichtert. Verschiedene Patinierungen sind möglich. Hui Ling hält sich bei den neueren Arbeiten aber immer an die ursprüngliche Materialfarbe und betont dies durch graue oder rostbraune Tönung.
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Das Brennen des Tons bei einer hohen Temperatur macht die künstlerische Arbeit gegen Wasser und Witterung sehr widerstandsfähig. Sie kann also im Freien stehen. Wie die Erfahrung zeigt, kann eine Skulptur im Garten aufgestellt werden, ohne dass das Material durch Wind und Wetter gefährdet wird. Wie im Garten des Lehrers von Hui-Ling, Prof. Eberhard Linke im Rheinhessischen Flonheim nachgeprüft werden kann, verwachsen die Plastiken dabei regelrecht mit ihrer Umgebung. Obwohl Hui-Ling Yang in frühen Jugendjahren eine Kunstschule besucht hat, schlug sie zunächst einen ganz anderen Berufsweg ein.
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Erst in Deutschland, sie wohnt seit 14 Jahren im pfälzischen Grünstadt, knüpfte sie an diese Wurzeln wieder an. Dies geschah zunächst auf sehr traditionellem Weg: Sie besuchte Keramikkurse und verfeinerte ihre Kenntnisse in diesem Fach. Dabei stand die japanische Brandkeramik, vor allem die Raku-Keramik im Vordergrund. Die Raku Keramik zeichnet sich durch besondere Glasuren aus. So ist bei diesem Verfahren das Entstehen von Rissen auf der Oberfläche bewusst einkalkuliert. Diese netzartigen Muster des Krakelees gehören gewissermaßen zum ästhetischen Ausdruck.  Auch wird hier mit färbenden Oxyden (Eisenoxid) gearbeitet. Zum langsamen Abkühlen werden die dem Ofen entnommenen Gefäße in Behälter mit natürlichem Brennstoff (Heu, Stroh, Gras) luftdicht isoliert. Zufallseffekte in Farbgebung und Zeichnung sind hier nicht nur unvermeidlich, sondern werden bewusst einkalkuliert.
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Wie sie am Beispiel ihrer Thai-Chi Kämpfer sehen, verdichtet sich das, was sie bei Eberhard Linke im Atelier gelernt hat, zunehmend zu einem eigenen Formenkanon und einer eigenen Bildsprache. Der Thai-Chi Kämpfer ist hier ganz im Moment seiner Konzentration dargestellt, der Moment, in dem sich die Bewegung in einem einzigen Punkt konzentriert, auf den alles ankommt. Auch unter dem Aspekt der Stilisierung ist diese Skulptur überaus interessant. Sie verbindet den Naturalismus, der in der Bewegung liegt mit tektonischen Formen, die an den Kubismus erinnern. 
 

Die Ausstellungsstücke können noch bis 3. Februar 2013, sonntags von 10-13 und von 14-17 Uhr im K-O-Braun-Museum im Oppauer Rathaus besichtigt werden.