Im Frühjahr 2015 soll die Sanierung des Priesterseminars St. German beginnen. Die Pläne dafür wurden heute bei einer Pressekonferenz im Priesterseminar vorgestellt. Auf einem Teil des Grundstücks soll zudem ein Bauprojekt mit insgesamt 100 bis 120 Wohneinheiten realisiert werden.
Das Bistum Speyer hatte im März beschlossen, die Umbaupläne für das Bistumshaus St. Ludwig in der Speyerer Innenstadt nicht weiter zu verfolgen und sich von dem Standort und der Immobilie zu trennen. Zurzeit entwickelt das Bistum in enger Abstimmung mit der Stadt Speyer die Ausschreibung für den Verkauf des Bistumshauses. Damit war die Entscheidung zur Instandsetzung des Priesterseminars St. German verbunden. Es soll künftig den Zusatz „Pastoralseminar für das Bistum Speyer“ im Titel tragen und der Aus- und Weiterbildung der verschiedenen pastoralen Berufsgruppen und der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dienen. Das Priesterseminar wird auch künftig als Tagungshaus des Bistums genutzt.
Im Zuge der Sanierung werden die Brandschutzmaßnahmen, die Heizung und die elektrischen Anlagen auf den heutigen Stand der Technik gebracht. Durch eine Dämmung des Daches, der Außenwände und den Einbau neuer Fenster soll der Wärmeschutz verbessert werden. Darüber hinaus wird das Haus barrierefrei umgebaut. Dazu wird ein Aufzug installiert und im Obergeschoss eine direkte Verbindung zwischen den Übernachtungszimmern, dem Seminar- und dem Verpflegungstrakt geschaffen. Die beiden Seminarräume sollen künftig zu einem großen Seminar- und Tagungsraum verbunden werden können. Dringend erneuerungsbedürftig sind auch der Speisesaal, der Küchentrakt und die Kühltechnik
Auch die Kirche des Priesterseminars wird in die Sanierung einbezogen. In der Bibliothek werden notwendige Sicherungs- und Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Während der Umbauphase soll das Priesterseminar im zweiten Halbjahr des kommenden Jahres geschlossen sein. Der Abschluss des Umbaus ist für Sommer 2016 vorgesehen. Die Kosten für die Sanierung belaufen sich auf rund 9,5 Millionen Euro. Zur Finanzierung tragen hauptsächlich der Verkauf des Bistumshauses St. Ludwig sowie der Verkauf einer rund 19.000 Quadratmeter großen Teilfläche des Grundstücks am Germansberg bei. Die zur Remlingstraße gelegene Teilfläche wird vom Grundstück des Priesterseminars abgetrennt. Hier soll ein Bauprojekt mit insgesamt 100 bis 120 Wohneinheiten entstehen. Mit der Projektentwicklung ist das Gemeinnützige Siedlungswerk, eine Tochtergesellschaft des Bistums Speyer, beauftragt. Bevor die Bauarbeiten beginnen, wird das Amt für Landesarchäologie den Boden auf historische Funde untersuchen. Um die Bebauung zu ermöglichen, wird der Zuschnitt des Grundstücks, auf dem das Karmelitinnenkloster steht, verändert. Das Gelände wird gleichsam um 90 Grad gedreht. Dazu wird ein Teil des Gartens an der Nordwestseite abgetrennt und auf die Nordostseite verlegt.
Hintergrund: Das Priesterseminar St. German
Das Priesterseminar St. German zog im Jahr 1956 vom Bistumshaus St. Ludwig an den heutigen Standort am Germansberg im Speyerer Stadtteil Vogelgesang um. Die hohe Zahl von Priesteramtskandidaten Mitte der 50er-Jahre machte den Neubau am Germansberg erforderlich.
Der Speyerer Germansberg ist ein geschichtsträchtiger Ort. In der Antike stand hier ein Tempel zu Ehren des Gottes Merkur. Seit dem dritten Jahrhundert wurde das Gebiet als römische Begräbnisstätte genutzt. Im Jahr 632 gründete König Dagobert an dieser Stelle ein Benediktinerkloster. Da die Bestattung von Toten innerhalb einer Stadt nach römischem Gesetz verboten war, dürften auch die Bischöfe hier ihre Ruhestätte gefunden haben. Um das Jahr 1100 wurde das Benediktinerkloster in ein Augustiner-Chorherren-Stift umgewandelt, das bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts bestand.
Zurzeit bildet das Priesterseminar rund 60 Frauen und Männer aus dem Bistum Speyer für pastorale Berufe aus. Davon bereiten sich 17 Kandidaten auf das Priesteramt vor, 10 auf eine Tätigkeit als Diakon, 26 auf eine Tätigkeit als Pastoralreferentin oder Pastoralreferent und 6 auf eine Tätigkeit als Gemeindereferentin oder Gemeindereferent. Darüber hinaus gestaltet das Priesterseminar die mehrjährige Berufseinführungsphase für diese Berufsgruppen. Hinzu kommen zahlreiche Fort- und Weiterbildungsangebote für haut- und ehrenamtliche pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum Beispiel Leitungskurse für Pfarrer, Ausbildungskurse für Exerzitienbegleiter, Gottesdienst- oder Kommunionhelfer. Darüber hinaus dient das Priesterseminar als Tagungshaus für Veranstaltungen des Bischöflichen Ordinariats, kirchlicher Einrichtungen, Gruppen und Verbände.
Seit dem Jahr 2008 besteht eine enge Kooperation des Priesterseminars St. German mit den Priesterseminaren der Diözesen Bamberg, Eichstätt und Würzburg, die ebenfalls zur Kirchenprovinz Bamberg gehören. Die Priesteramtskandidaten absolvieren in Speyer im Anschluss an ihr Theologie-Studium gemeinsam den zweijährigen Pastoralkurs, der sie auf die seelsorglichen Aufgaben in den Pfarrgemeinden vorbereitet.
Das Priesterseminar St. German wird von Regens Markus Magin geleitet. In der Bildungsarbeit des Priesterseminars sind fünf Dozenten und zahlreiche Referentinnen und Referenten tätig. Das Haus verfügt über zwei Hörsäle, zwei große und mehrere kleine Gruppenräume sowie 30 Zimmer mit Übernachtungsmöglichkeit.