Der Kirchheimer Konzertwinter stellt sein neues Saisonprogramm vor

Kontraste in der Musik

Sieben Konzerte finden von September bis April statt.

Die nunmehr 24. Saison steht unter dem Motto „Kontraste“. In sieben Konzerten von September bis April widmet sich der Kirchheimer Konzertwinter lauten und leisen Tönen, hellen und dunklen Klängen, kleiner und großer Besetzung vom Solisten bis zum 19-köpfigen Ensemble. Zu Gast sind unter anderem zwei der wichtigsten Bach-Interpreten unserer Zeit, ein begnadeter Orgelimprovisator, der Solo-Trompeter des Hessischen Rundfunks und gleich drei außergewöhnliche Sopranistinnen.

Eröffnet wird die Konzertreihe am 20. September 2014 um 19h  in der Prot. Kirche Kirchheim an der Weinstraße mit einem Vater & Sohn-Konzert im doppelten Sinne. Einmal die Komponisten Johann Sebastian und Wilhelm Friedemann Bach, sein ältester Sohn. Alsdann die Cembalovirtuosen Masaaki und Masato Suzuki. Wie vermutlich damals bei der Familie Bach zuhause, als die neuesten Kompositionen sich gegenseitig vorgespielt wurden, werden die beiden japanischen Tastenkönner an zwei Cembali ihre Interpretationskunst mit Originalwerken und einer Bearbeitung unter Beweis stellen und dabei ein flämisches sowie ein französisches Cembalo erklingen lassen.

Im zweiten Konzert am 19. Oktober 2014 um 17h trifft die Kunst der Interpretation auf die Kunst der Improvisation – das Aufführen von über 200 Jahre alten Kompositionen als nachschaffende Tätigkeit kann verglichen werden mit der schöpferisch aus dem Moment entstehenden Stegreifimprovisation – ein hoher Anspruch, sich mit Werken von Johann Sebastian oder Carl Philipp Emmanuel Bach zu messen. Doch keine Sorge, David Franke, Organist der berühmten Naumburger Bach-Orgel, ist ein preisgekrönter Meister beider Künste – das Publikum darf ihn mit mitgebrachten Themen auf die Probe stellen!

Ein Dreamteam zur Weihnachtszeit – Trompete und Orgel. Die Klangkrone eines jeden Orchesters wird von einem Orchester aus Pfeifen, der Königin der Instrumente, beim traditionellen Weihnachtskonzert begleitet. Dabei stehen festliche Klänge aus virtuoser und besinnlicher Musik von Valentino, J.S. & C.P.E. Bach, Stölzel, Frost und Vivaldi am 28. Dezember 2014 um 15h gleichermaßen auf dem Programm. Die Interpreten bürgen für Qualität, der Solo-Trompeter des Radiosinfonieorchesters des Hessischen Rundfunks, Jürgen Ellensohn, wird begleitet von dem ECHO-Klassik-Preisträger Christian Schmitt an der Hartung-Orgel.

Johann Sebastian Bach hat an fast alles gedacht in seinem Kantatenschaffen – so gibt es eine Kaffeekantate, diverse Hochzeitskantaten, eine Schäferkantate, eine Jagdkantate, verschiedene Geburtstagskantaten, Ratswechselkantaten, eine Bauernkantate, eine Gratulationskantate, eine Trauerkantate, eine Huldigungskantate, dazu für jeden Sonntag des Kirchenjahres gleich mehrere Kantaten – doch eine Kantate fehlt, sie wird nicht nur von Musikern schmerzlich vermisst im Repertoire. Und dabei ist überliefert, dass der Thomaskantor einem edlen Tropfen keineswegs abgeneigt war – richtig, es fehlt eine WEINKANTATE! Um diese eklatante Lücke im Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) zu schließen, wurde Rudolf Lutz – in Kirchheim kein Unbekannter – von der Ortsgemeinde Kirchheim offiziell beauftragt, eine Weinkantate mit dem Titel „Bach in Kirchheim“ zu komponieren, welche in zwei Konzerten am 10. und 11. Januar 2015 um 19h bzw. 15h beim Kantatenprojekt im Januar als Uraufführung erstmalig erklingen wird.

Dazu erklingen die erste geistliche Kantate, die Bach im Amt des Thomaskantors aufgeführt hat (Die Elenden sollen essen BWV 75) sowie die berühmte Kaffeekantate (Schweigt stille, plaudert nicht BWV 211), die bis heute als Paradebeispiel einer Cantate comique gilt.
Als Interpreten fungieren das Kirchheimer VokalConsort mit acht namhaften Gesangssolisten und das Kirchheimer BachConsort auf historischen Instrumenten unter der Leitung von Rudolf Lutz.

Zwei Damen aus Prag entführen das Kirchheimer Publikum am 22. Februar 2015 um 17h in die ferne Welt des Mittelalters. Hana Blažíková und Barbora Sojková zählen nicht nur zu den zur Zeit gefragtesten Sopranistinnen für Alte Musik, sondern sind überdies auch zwei exzellente Harfenistinnen. Sie begleiten sich selbst auf gotischen Harfen, die wesentlich kleiner sind als moderne Orchesterharfen und ein entsprechend subtileres Klangbild besitzen. Mit weltlichen italienischen Liebesliedern eines Francesco Landini oder eines Jacopo da Bologna, die an italienischen Fürstenhöfen des 14. Jahrhunderts entstanden sind, bis hin zu geistlichen Liedern aus dem Codex Vaticano Rossi und gregorianischen Gesängen spannt sich ein faszinierender Bogen unter dem Titel „Per allegrezza – zur Freude“.

Volkstümliche italienische Liebesgedichte wurden von Paul Heyse im 19. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt und von Hugo Wolf genial romantisch vertont. So entstand ein Liedzyklus mit mannigfaltigen Charakteren, der die ganze Klaviatur der Gefühlswelt zweier Liebenden buchstäblich bespielt von Lobpreisungen der Verliebtheit und Schönheit des Gegenübers zu Streit- und Spottgesängen bis zu bitteren Klagen des Kummers und der Verlassenheit. Sehnsucht, Zärtlichkeit, Stichelei, Koketterie, Eifersucht, Untreue – all das ist Thema, wobei die melancholischen, sehnsuchtsvoll-schmerzlichen Töne überwiegen, bisweilen religiös eingefärbt. Die fabelhafte Sopranistin und gefeierte Liedinterpretin Sibylla Rubens wird zusammen mit dem Künstlerischen Leiter des Konzertwinters, dem Bassbariton Dominik Wörner, am 26. April um 17h dieses Kaleidoskop der Liebe aufführen, begleitet von Simon Bucher, einem der talentiertesten jungen schweizerischen Liedpianisten der Gegenwart. 

Alle Konzerte finden bei freiem Eintritt statt, am Ausgang wird um Spenden gebeten. Veranstalter ist der Freundeskreis für Kirchenmusik in Kirchheim e.V. in Zusammenarbeit mit der Prot. Kirchengemeinde. Ab Ende August ist das gedruckte Gesamtprogramm in den Geschäften der Region oder über die Geschäftsstelle der Konzertreihe erhältlich (06359-2894).