„I‘m singing in the rain“ – Als Gregor Meyle am Samstagnachmittag sein Konzert spontan unterbrach und in den Refrain des Gene-Kelly-Klassikers wechselte, war das ein symptomatischer Moment für „Worms: Jazz & Joy“ 2014. Bereits zur Eröffnung am Freitagabend sorgte ein Gewitter für einen Auftakt mit Knall.
Und genau so ging es auch am Samstag weiter: Wechselhaftes Schauerwetter sorgte für eine ganz besondere Festivalstimmung, bei der Künstler und Zuhörer etwas näher zusammenrückten. Man ließ sich nicht die Stimmung vermiesen, trotzte dem Regen in entsprechender Kleidung und band Regenschirme einfach in die Jubelchoreographie mit ein. Ein sonniger und trockener Sonntag sorgte dann aber noch für einen versöhnlichen Festivalabschluss. Am Ende zählte die Kultur und Veranstaltungs GmbH als Veranstalter des Festivals 16.000 Besucher aus der gesamten Metropolregion Rhein-Main und Rhein-Neckar. Sanitätsdienste, Feuerwehr und Sicherheitskräfte vermeldeten insgesamt ein friedliches Fest ohne besondere Vorkommnisse.
Oberbürgermeister Michael Kissel zollte dem Team um Festivalchef Sascha Kaiser, aber vor allem den wetterfesten Besuchern, Respekt: „Gerade aufgrund des wechselhaften Wetters war es ein ganz besonderes Festival. Alle sind ein wenig mehr zusammengerückt, haben zusammen im Regen ausgeharrt und sich trotz aller Widrigkeiten die gute Laune nicht nehmen lassen. Es hat sich gezeigt, wie sehr die Veranstaltung den Menschen aus der Region mittlerweile ans Herz gewachsen ist. Das Festival ist ohne Frage ein wichtiger Imagefaktor für die Kulturstadt Worms.“
40 Konzerte auf fünf Bühnen an drei Tagen inklusive einem Sonderkonzert
Bereits am Freitagabend feierten 2.200 vor allem junge Fans beim diesjährigen Sonderkonzert den „Weltretter“ Tim Bendzko auf dem Marktplatz. Fast ebenso viele Besucher ließen sich parallel auf dem Weckerlingplatz von der energiegeladenen Show der Funklegende Maceo Parker mitreißen. Aber auch das restliche Musikprogramm – mit insgesamt 40 Bands auf fünf Bühnen an drei Tagen – wurde sehr gut angenommen.
Auf dem Weckerlingplatz sorgte unter anderem Martinicca Boison für viel Beifall. Und DePhazz begeisterten genre- und generationsübergreifend mit ihrer Jazz-Lounge-Musik und einer wahnsinnigen visuellen Show.
Besonders freute es die Veranstalter, dass der Schlossplatz mit seinem Weltmusik-Programm so gut angenommen wurde. Egal ob B. B. and the Billyboys oder Jupiter & Okwess International – hier wurde getanzt und gefeiert.
Bedingt durch notwendige Sanierungsarbeiten am Andreasstift präsentierte sich die Festivalmeile 2014 leicht verändert: Die Jazzbühne wanderte von dort auf den Platz der Partnerschaft und die früher dort beheimatete Popbühne wich auf den Marktplatz aus. Festivalleiter Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Kultur und Veranstaltungs GmbH: „Die neuen Plätze wurden sehr gut angenommen und auch die Besucherführung über die neue Meile hat gut funktioniert.“
Musikalisch sorgte auf dem Marktplatz neben MIA. vor allem Gregor Meyle für ein Konzert, bei dem der Funke zum Publikum sofort übersprang. Für Jazzfans bot die Bühne auf dem Platz der Partnerschaft ein hochkarätiges Programm. Am Samstag begeisterten nach der Reihe Wolfgang Schlüter – 53 Jahre nach seinem letzten Auftritt in Worms im damaligen Festhaus – und das Louis Sclavis Atlas Trio, bevor dann am späten Abend das Mathias Eick Quintet für einen der besonders herausragenden Festivalmomente sorgte. Am Sonntag spielten unter anderem Oliver Strauch’s Trio Duende und Nils Wogram Nostalgia.
Till Brönner musste krankheitsbedingt absagen
Kurz vor Festivalbeginn musste Till Brönner leider sein Konzert in Worms krankheitsbedingt absagen. Maier hofft aber, dass Brönner seinen Auftritt beim Festival zu einem späteren Zeitpunkt nachholen wird: „Die Signale vom Management diesbezüglich waren gut; es tut allen wahnsinnig leid und Till Brönner richtet den Fans sein Bedauern aus, leider nicht dabei sein zu können.“ Kurzfristig spielte am Sonntagabend dann der Bassist Dieter Ilg zusammen mit dem Christof Lauer und Patrice Héral Duo
Eintrittsfreie Renolit-Bühne mit abwechslungsreichem Program
Dank des Engagements von RENOLIT SE konnte auch in diesem Jahr wieder die Bühne an der Jugendherberge eintrittsfrei besucht werden. Hier avancierte der samstägliche Auftritt des Elektro-Pop-Quartetts „LAING“ zum absoluten Highlight. Bis auf die Dechanaigasse hinaus standen die tanzenden Fans und sangen leidenschaftlich Hits wie „Morgens bin ich immer müde“ mit. Aber auch bei den anderen Konzerten vor allem junger Nachwuchskünstler und regionaler Bands wie „The Offbeat-Service“ oder „Uncle Herb“ herrschte jederzeit eine tolle und entspannte Stimmung.
Rahmenprogramm bereichert Festival
Rund um die Musikbühnen sorgte ein buntes Rahmenprogramm für Abwechslung und Spaß: In der Magnuskirche konnten Interessierte die Fotoausstellung von Peter Meurer und Johannes Schembs bewundern. Auch die Jazzgottesdienste am Sonntagvormittag waren gut besucht; in der Dreifaltigkeitskirche herrschte beim „Gospel-Sing-Along“ eine ausgelassene Stimmung. Ein Highlight des Rahmenprogramms war die Oldtimerschau des Freundes- und Förderkreises der Nibelungen-Festspiele Worms e. V. Trotz des wechselhaften Wetters konnten am Samstag auf dem Neumarkt 30 Klassiker der Automobilgeschichte präsentiert werden. Wer wollte, konnte gegen eine Spende von sieben Euro sogar als Beifahrer zu einer kleinen Rundfahrt durch Worms starten. Mehr als hundert Besucher nutzten diese Chance, wobei sich ein Ford Thunderbird und ein Buick Invista als Publikumslieblinge entpuppten. Nicht zu vergessen natürlich das Kinderfest rund um den Dom, wo an beiden Tagen ein quirliges Treiben herrschte. Petra Graen, Vorsitzende des Gesellschafterausschusses der Kultur und Veranstaltungs GmbH: „Musik, Rahmenprogramm, Gastronomie: Es sind die vielen kleinen Faktoren, die zusammen genommen den Erfolg von „Worms: Jazz & Joy“ ausmachen und die auch in diesem Jahr wieder funktioniert haben. Schade nur für die vielen Beteiligten, dass einfach aufgrund des Wetters nicht ganz so viele Besucher wie sonst unterwegs waren.“
Gastronome zufrieden
Egal ob man Lust auf Deftiges oder eher Feines hatte, ob man nur einen kleinen Happen zum Wein wollte oder die Kids nach Süßem verlangten: Auch kulinarisch gab es auf allen Plätzen Besonderes. Zum abwechslungsreichen Angebot gehörten unter anderem elsässischer Flammkuchen und italienische Arancini, Eis-Sekt-Sorbets und edle Weine aus Worms und dem Wonnegau. Sascha Kaiser: „Die Gastronomen sind mit den Umsätzen zufrieden, wobei sich natürlich alle besseres Wetter und mehr Besucher erhofft hätten.“
Keine größeren Pannen / Künstler hat Verspätung
Auch aus technischer und organisatorischer Sicht verlief das Festival gut, wie Projektmanager Markus Reis skizziert: „Bis auf den verspäteten Konzertbeginn des Trio Anewal, deren Zug nicht pünktlich ankam, lief fast alles planmäßig. Da merkt man einfach immer wieder, wie eingespielt das Festivalteam ist. Die Zusammenarbeit mit dem städtischen Entsorgungs- und Baubetrieb und unseren Dienstleistern funktioniert reibungslos. Kleinere Stromausfälle oder ähnliches bekamen wir immer wieder schnell in den Griff, so dass die Besucher nichts davon mitbekamen.“ So richtig ins Schwitzen kamen die Veranstalter am Freitagabend, als das Regenschirm-Verbot für das Tim-Bendzko-Konzertgelände für Unmut bei vielen Besuchern sorgte. Projektmanagerin Katharina Kaiser erläutert: „Das war eine strikte Vorgabe des Managements, die mögliche Wurfgeschosse, und dazu zählen Regenschirme, auf dem Gelände verboten hat. Wir mussten dann aber vor Ort aufgrund des Dauerregens irgendwann reagieren und hoben die Regelung auf – haben damit aber auch das Risiko übernommen, dass der Künstler vielleicht das Konzert abgebrochen hätte.“
Festival 2015 bereits im Juni
Im kommenden Jahr findet „Worms: Jazz & Joy“ bereits im Juni statt: Vom 19. bis 21. Juni werden bei der dann 25. Auflage des Musikfestivals wieder nationale und internationale Stars, Chartstürmer und Geheimtipps der Genres Jazz, Weltmusik, Rock und Pop auftreten.