Drei erfolgreiche Notoperationen an den Herzen frühgeborener Drillinge an einem Abend – selbst für den erfahren Kinderherzchirurgen Professor Dr. Tsvetomir Loukanov von der Sektion Kinderherzchirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg sind diese kleinen Patientinnen etwas ganz Besonderes: Am 20. März 2014 kommen die Mädchen in der 25. Schwangerschaftswoche per Notkaiserschnitt im Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach zur Welt. Regulär hätten sie noch bis Anfang Juli Zeit gehabt. Jedoch wurde die Kleinste, Süske, nicht mehr ausreichend versorgt. Sie wiegt bei der Geburt 470 Gramm bei 29 Zentimetern – der Name "Süske" bedeutet kleine Schwester. Ida wiegt 550 Gramm bei 29 Zentimetern und Hannah ist mit 580 Gramm bei 31 Zentimetern die Größte. Alle drei Mädchen haben einen für Frühgeborene typischen Herzfehler, bei dem noch Querverbindungen zwischen Körper- und Lungenkreislauf vorliegen.
Am Nachmittag des 8. April wird Professor Loukanov von den Bad-Kreuznacher Kollegen Chefarzt Dr. Christoph von Buch und Oberarzt Dr. Edmondo Hammond benachrichtigt. Insgesamt vier Stunden dauern die Notoperationen noch am selben Abend, bei denen Professor Loukanov mit seinem Heidelberger Team den Lungenblutkreislauf vom Köperblutkreislauf trennt – ein überlebenswichtiger Vorgang für die weitere Entwicklung, der bei reif geborenen Babys von selbst abläuft. Die Mädchen erholen sich gut und bringen inzwischen dank der intensiven und professionellen Betreuung in Bad Kreuznach das sehr erfreuliche Körpergewicht von über drei Kilogramm auf die Waage.
"Ich arbeite seit über 20 Jahren als Chirurg und seit 2004 als Kinderherzchirurg in Heidelberg. Aber drei solcher Eingriffe an einem Abend und auch noch in einer Familie – das habe ich bislang noch nicht erlebt", sagt Professor Loukanov.
Wie viele OPs schaffst du an einem Abend?
Wenn Kollegen aus Partnerkliniken im Umkreis den Kinderherzchirurgen anrufen, laute die Frage normalerweise: "Wann und wie schnell kannst du zur OP kommen?" Dieses Mal jedoch lautete die Frage: "Wie viele OPs schaffst du an einem Abend?" Die Entscheidung wurde schnell getroffen und die Heidelberger Mannschaft kam bei Sonnenuntergang im Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach an, erinnert sich Loukanov. "Bei der Operation war mir klar, dass die drei Eingriffe für die Eltern mit einem dreifachen Sterblichkeitsrisiko verbunden waren." Umso mehr freue er sich mit der ganzen Familie und den Bad Kreuznacher Kollegen, dass sich die Mädchen so gut erholen. "Einen Wunsch habe ich noch an die Eltern: Von der Einschulung der Drillinge möchte ich ein Foto haben."
Erweitertes Behandlungsspektrum bei zunehmend komplexen Eingriffen
Von seinem Vorgänger Dr. Christian Sebening übernahm Professor Dr. Tsvetomir Loukanov Anfang Juni 2014 die Leitung der Sektion Kinderherzchirurgie an der Universitätsklinik für Herzchirurgie Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Matthias Karck).
"Unter der Leitung von Dr. Sebening, Professor Dr. Karck und dessen Vorgänger Professor Dr. Siegfried Hagl hat sich die Heidelberger Kinderherzchirurgie phantastisch entwickelt. Ich bin stolz darauf, dass wir hier am Universitätsklinikum modernste Operationstechniken anbieten und neue Schwerpunkte setzen können und das erfolgreich schon bei sehr kleinen Kindern", sagt Professor Loukanov. Der Fortschritt der Kinderherzchirurgie, Anästhesie, Intensivmedizin und Kardiotechnik in den letzten Jahren habe es ermöglicht, dass jetzt bereits Säuglinge und Kleinkinder mit schweren angeborenem Herzfehler frühzeitig mit hochkomplexen Eingriffen versorgt werden können.
Dazu gehört z.B. die so genannte Ross-Konno-Operation – eine besondere Operationstechnik bei geschädigten Herzklappen. Diesen Eingriff führen die Heidelberger Herzchirurgen bereits bei kleinen Kindern mit einem Gewicht unter zehn Kilogramm durch. Dabei werden geschädigte Herzklappen durch gesunde Herzklappenteile des Patienten sowie durch spezielles biologisches Gewebe ersetzt. "Wir konnten dieser Tage ein noch nicht zweijähriges Mädchen nach einer solchen Operation sehr gut erholt entlassen", freut sich Professor Loukanov.
Seit 2009 führen die Heidelberger Kinderherzchirurgen auch Operationen in Partnerkliniken der Region durch. Dr. Christian Sebening leitete die erste externe Operation bei einem nicht transportfähigen Kind mit einem Gewicht von unter 1000 Gramm. Zur externen Operation fährt ein Team bestehend aus Herzchirurg, OP-Schwester und Assistenzarzt der Herzchirurgie Heidelberg in die anfordernde Klinik. Bislang operierten die Heidelberger Kinderherzchirurgen circa 80 Kinder in anderen Häusern.
Etwa 300 Kinder werden pro Jahr am Herzen in Heidelberg operiert
Von rund 4.500 pro Jahr im Universitätsklinikum Heidelberg behandelten herzkranken Kindern werden etwa 300 Kinder von der Sektion Kinderherzchirurgie operiert. Dabei arbeiten die Kinderherzchirurgen sehr eng mit den Kollegen der Klinik für Pädiatrische Kardiologie (Direktor: Professor Dr. Matthias Gorenflo) zusammen und garantieren so eine optimale operative Versorgung aller und besonders auch schwerst herzkranker Patienten. Die Expertenteams beider Kliniken können auf mehr als 50 Jahre Erfahrung in der Versorgung von Kindern jeder Altersstufe und mit den unterschiedlichsten Herzerkrankungen zurückgreifen.
Seit 2013 verfügt die Kinderherzchirurgie über einen neuen, hochmodernen Kinderherz-Operationssaal. Dieser ist direkt mit der Frauen- und Hautklinik verbunden. Die Kinder-Intensivstation und das Kinder-Herzkatheterlabor, das bereits in 2012 in Betrieb gegangen ist, befinden sich ebenfalls in der Kinderklinik in unmittelbarer Nachbarschaft zum Operations-Bereich.
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 11.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 2.200 Betten werden jährlich rund 118.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.