Bereits seit vielen Jahren kommen jeden Sommer junge Leute aus ganz Europa an den Dom zu Speyer, um Touristen aus aller Welt durch die romanische Kathedrale und UNESCO-Welterbestätte zu begleiten. Vom 19. Juli bis 10. August empfangen Carolin Heilig (Deutschland), Alison Russell (UK), Luc Pavlovitch (F) und Christiaan Veldman (NL) Dombesucher in der Vorhalle.
Die Touren finden nach Verfügbarkeit spontan statt, mögliche Sprachen sind Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch. Bei der Begegnung im Dom wollen die ARC-Führer die spirituellen und historischen Dimensionen des beinahe 1000-jährigen Bauwerks vermitteln. Die Initiative zu dem Projekt kommt von der ökumenischen Organisation ARC, die Kosten für den Aufenthalt in Speyer trägt das Domkapitel. Die Führungen selbst sind kostenfrei, Spenden zu Gunsten von ARC sind willkommen.
Waren in der Vergangenheit die Männer meist in der Unterzahl, ist das Geschlechterverhältnis in diesem Jahr ausgeglichen: Zwei Männer und zwei Frauen freuen sich auf eine spannende und erlebnisreiche Zeit in Speyer. Bei der Begegnung im Dom wollen sie etwas von dem Glauben vermitteln, der in dem UNESCO-Weltkulturdenkmal zum Ausdruck kommt. Die Besucher sollen erfahren, was die Kathedrale für die Gläubigen im Mittelalter bedeutete und was sie Christen heute zu sagen hat. Gleichzeitig wollen sich die Teilnehmer untereinander über Glaubensfragen austauschen. Um die Anwesenheit der ARC-Domführer auf geistlicher Ebene zu würdigen, werden in den kommenden Wochen internationale Fürbitten in die Abendmesse des Doms eingebunden.
Als Vorbereitung auf ihre Tätigkeit erhielten die jungen Leute vorab Informationen über den Speyerer Dom. Während ihrer Zeit in der Pfalz werden sie selbst an Führungen teilnehmen, etwa durch den Domschatz, die Stadt Speyer aber auch durch Sehenswürdigkeiten in der Umgebung.
Die ARC-Domführer 2014
Die Deutsche Carolin Heilig, 19, studiert Politikwissenschaften und Slavistik in Tübingen. Nicht nur ihr Name empfiehlt sie für ihre Teilnahme am Projekt: Sie spricht Englisch, Französisch und Spanisch und ist damit für den Einsatz am Dom bestens gerüstet. Als Protestantin singt sie in einem katholischen Kirchenchor und ist daher auch mit dem katholischen Ritus vertraut. Im letzten Jahr nahm sie am ARC- Projekt in Jerez de la Frontera, Spanien teil, „was eine super Erfahrung war“.
Alison Russell, 20 Jahre jung und Studentin der englischen Literatur an der renommierten Oxford University, erhofft sich vor allem spirituelle Impulse von ihrer Zeit in Speyer. Die Auseinandersetzung mit dem Dom, das Leben in der Gruppe und der Austausch zu Fragen des Glaubens untereinander haben sie zu dem Aufenthalt in Deutschland motiviert. Die spirituelle und historische Bedeutung des Doms ist das, was sie den Besuchern vermitteln möchte.
Der Niederländer Christiaan Veldman ist mit 25 Jahren der Senior der Gruppe. Er studiert Geschichte an der Universität von Leiden. „Schon längere Zeit hatte ich mir gewünscht, Freiwilliger beim ARC zu sein, und jetzt ist es soweit.“ freut sich Veldmann, „Ich freue mich sehr, diesen Sommer nach Speyer zu kommen und dort mit den anderen Studenten ‚Steine zum Sprechen zu bringen‘.“ Seine Leidenschaft für Geschichte und Liturgie kann er in Speyer voll ausleben.
Luc Pavlovitch, 20, kommt aus Frankreich und studiert im zweiten Jahr Geschichte in La Roche-sur-Yon. Von allen Teilnehmern hatte er die weiteste Anreise. Von ARC hat er über seine Schwester erfahren. Es war sein Wunsch nach Speyer zu gehen, um dort „den Dom wieder zu sehen“, den er als Kind bereits besucht hat. Deutschland kennt er aber noch von einer anderen Seite: 2012 legte er sein Abitur am Internat von St. Blasien ab.
Leben als internationale, christliche Gemeinschaft
Die vier jungen Leute eint nicht nur ihre Tätigkeit am Dom. Sie leben als internationale, christliche Gemeinschaft in einer Unterkunft und verbringen ihre Freizeit miteinander – auch dies ist Teil der Grundidee des Programms. Das Besuchermanagement des Doms organisiert aus diesem Grund verschiedene gemeinsame Aktivitäten. So steht in diesem Jahr ein Ausflug zum UNESCO-Welterbe Kloster Maulbronn auf dem Programm. Auf dem Weg dahin legt die Gruppe einen Zwischenstopp in Bruchsal ein – der einstigen Residenzstatt der Speyerer Bischöfe. Ein weiterer Ausflug führt nach Bad Dürkheim zur Ruine des Klosters Limburg, das ebenfalls in enger Verbindung mit dem Dom steht. Wie die Kathedrale ist auch das Kloster eine Gründung des Salierkaisers Konrad II. Eine Weinprobewird mit diesem Ausflug verknüpft, damit die ARC-Teilnehmer die Pfalz auch von dieser Seite kennen lernen.
Zu einer Gemeinschaft werden die jungen Europäer vor allem durch das tägliche Miteinander. So kochen und essen die ARC-Teilnehmer zusammen. Die ehemalige ARC-Teilnehmerin und jetzige Domführerin Agnes Thuault-Pfahler berichtet mit einem Augenzwinkern, dass dies bei verschiedenen nationalen Vorlieben oft ein Prüfstein für die Gemeinschaft sei. Genau wie Thuault-Pfahler unterstützt auch Florian Hartmüller, ebenfalls ARC-Ehemaliger und heute Domführer, die jährliche Durchführung des Projekts in Speyer.
ARC
ARC ist eine internationale ökumenische Organisation, die in den Sommermonaten Führungen an bedeutenden europäischen Kathedralen organisiert. Die drei Buchstaben ARC stehen für die französischen Wörter „Accueil“ (Empfang), „Rencontre“ (Begegnung) und „Communauté“ (Gemeinschaft). ARC gibt es auch in Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Jedes Land entsendet Teilnehmer zu den einzelnen Kirchenführerprojekten – so entstehen kleine ARC-Gruppen mit jungen Menschen aus verschiedenen Ländern. Außer in Speyer engagieren sich ARC-Führer europaweit an vielen großen Kathedralen, etwa in Florenz und Venedig, in Bordeaux und Rouen, in London und Oxford, in Luxemburg sowie im belgischen Gent. In Deutschland sind sie 2014 noch in Erfurt, Münster und Konstanz im Einsatz.
Weitere Informationen: http://www.arc-deutschland.de
Besucherinformationen
Die Führungen im Speyerer Dom finden bis zum 13. August täglich außer mittwochs zwischen 10 und 12:30 Uhr sowie zwischen 14 und 18 Uhr statt. Zu Gottesdienstzeiten ist keine Besichtigung möglich, so dass sonntags die Führungen erst ab ca. 11:30 Uhr angeboten werden. Besucher können das Angebot kostenlos und ohne Voranmeldung in Anspruch nehmen. Um eine Spende zu Gunsten des ARC-Projektes wird gebeten.