Das Thema Altersarmut bei Frauen und Männern ist nicht neu, aber drängend. Diese Erfahrung machen Anne Hansch, Leiterin des Diakonischen Werkes Weinheim und ihre Kollegin Ulrike Hermann, Caritasverband für den Rhein-Neckar-Kreis e.V., in ihrer täglichen Arbeit.
„Wir brauchen in der Gesellschaft Ideen und Ansätze, sich dieser Situation anzunehmen, und ihr in einem so reichen Land wie Deutschland zu begegnen“, betont Hansch.
Ein neu geschaffener „Seniorenfonds Neckar Bergstraße“ – der erste dieser Art in der Region – sorgt jetzt in Weinheim und Umgebung dafür, Altersarmut zu lindern und älteren, bedürftigen Menschen das Gefühl zu geben, trotz ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage nicht von der Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, so formulieren es die Mitglieder vom Zonta Club Weinheim e.V., die Mitinitiatoren und Förderpartner des Fonds sind.
Zonta hat mit 2 000 Euro den „Grundstein“ gelegt und wird dem Fonds weiteres „Startkapital“ zukommen lassen.
An die 400 Menschen – die meisten davon Frauen – sind alleine im nördlichen Rhein-Neckar-Kreis von Altersarmut betroffen und auf staatliche Hilfe angewiesen, bestätigte auch Horst Post vom Rhein-Neckar-Kreis bei einem Gründungstreffen des „Seniorenfonds“ in Weinheim. Der Leiter der Weinheimer Außenstelle des Landratsamtes berichtete dabei auch von einem starken Anstieg der Zahlen und erwartet: „Die große Welle kommt erst noch.“
Es gehe aber auch darum, so die Sozialexpertinnen Anne Hansch und Ulrike Hermann, alte Menschen zu unterstützen, die gerade noch genug Rente für den Alltag aufbringen können. Aber eine defekte Waschmaschine, eine dringend benötigte neue Brille oder ein paar Schuhe übersteigen schon das Budget des Seniors. „Arme Menschen“, beschreibt Ulrike Hermann, „schöpfen oft aus der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ihren Lebensmut“. Was aber, wenn kein Geld da ist für einen Ausflug, einen Theaterbesuch oder den Nachmittagskaffee? Dann werden alte Menschen vor Armut einsam. Jede dritte Frau im Südwesten hatte 2012 ein monatliches Nettoeinkommen unter 700 Euro. 14 Prozent der älteren Frauen sind auf die Unterstützung durch Angehörige angewiesen, bei den Männer rund ein Prozent.
Jede Spende in den Fonds ist willkommen. Caritas und Diakonie haben in Weinheim schon gute Erfahrungen mit einem „Kinderförderfonds“ gemacht. Er ist inzwischen zu einer verlässlichen Einrichtung geworden, wenn es darum geht, Jugendlichen aus Weinheim und der Region eine individuelle oder projektorientierte Förderung in den Bereichen Sport, Kultur und Schule zu kommen zu lassen. Unbürokratisch leistet der Fonds Familien mit Kindern schnelle Hilfe, seien es Harz IV-Empfänger oder solchen mit einem knappen Einkommen etwa, wenn der Vereinsbeitrag, die neuen Sportschuhe, der Gitarrenunterricht oder der Schullandheimaufenthalt aus eigener Tasche nicht zu bezahlen sind.
„Nach den positiven Erfahrungen mit unserem Kinderförderfonds freuen wir uns, künftig nun auch die Lebensqualität von älteren Menschen steigern zu können, so dass sie in Würde alt werden können“, betont Ulrike Hermann.
Schirmherren des neuen Fonds sind: Christa Ohligmacher, Kreisrätin aus Weinheim, Jürgen Kirchner, Bürgermeister von Hemsbach, Simone Britsch, Diakoniepfarrerin in Hirschberg und Peter van Nunen, Dekanatsrat aus Heddesheim.
Info und Kontakt: Seniorenfonds: www.diakonie-rhein-neckar-kreis.de bezirksstelle.weinheim@caritas-rhein-neckar.de