Die Stadt Heidelberg startet noch im Jahr 2014 mit dem dialogischen Planungsprozess für die Konversionsfläche Patton Barracks im Stadtteil Kirchheim. Der Konversionsausschuss hat in seiner Sitzung am 9. Juli ein entsprechendes Verfahren inklusive eines Bürgerbeteiligungskonzepts beschlossen. Das Ziel ist, bis zur Jahresmitte 2015 ein städtebauliches Gesamtkonzept zu erhalten und bis Ende 2015 Baurecht zu schaffen.
Das Areal Patton Barracks liegt zwischen Speyerer Straße und Kirchheimer Weg. Die Konversionsfläche ist 14,8 Hektor groß, etwa ein Drittel ist bebaut. Das Gelände wurde von den Amerikanern im Januar 2014 an den derzeitigen Eigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), übergeben. Die Stadt Heidelberg plant, das gesamte Areal von der BImA zu erwerben und dann Teile an geeignete Investoren weiterzugeben. Aktuell laufen auf dem Areal die Bestandsuntersuchungen. Danach lässt sich beurteilen, inwieweit Gebäude oder andere Teile der Infrastruktur weitergenutzt werden können.
Durch die verkehrsgünstige Lage im Stadtgebiet und die vormalige Nutzung durch die Amerikaner als „Motorpool“ bietet sich für die Patton Barracks eine schwerpunktmäßig gewerbliche Nutzung an. Dies war bereits das Ergebnis bei einem Bürgerforum im Jahr 2012. Als ergänzende Nutzungen wurden besondere Wohnformen sowie Kultur- und Freizeitstätten genannt.
Planungsverfahren und Bürgerbeteiligung
Der Konversionsausschuss hat beschlossen, dass das Planungsverfahren mit einer sogenannten Mehrfachbeauftragung verknüpft sein wird. Hierzu wählt die Stadtverwaltung mehrere externe Planungsbüros aus.
Externe Planungsbüros, Bürgerschaft, Stadtverwaltung, Vertreter aus der Wirtschaft und weitere Experten erarbeiten dann in intensivem Austausch die besten Lösungen für das Planungsgebiet. Diese werden anschließend den kommunalpolitischen Gremien zur Entscheidung vorgelegt. Die externen Planungsbüros werden in diesem Prozess schon frühzeitig eingebunden. Erstes Etappenziel ist ein gemeinsam entwickeltes Nutzungskonzept für die Patton Barracks. Darauf aufbauend entwerfen die Planungsbüros dann eigenständig und konkurrierend ihre Vorschläge für ein städtebauliches Gesamtkonzept. Diese Konzepte sind schließlich Grundlage für die Bebauungsplanverfahren.
Die Bürgerschaft kann sich im kompletten Planungsprozess einbringen. Laut Beschluss des Konversionsausschusses sollen Bürgerinnen und Bürger zunächst bei der Formulierung der Aufgabenstellung für die Mehrfachbeauftragung beteiligt werden. Ferner ist vorgesehen, die Zwischenschritte der Planung in öffentlichen Veranstaltungen in die Bürgerschaft rückzukoppeln. Eine Auftaktveranstaltung ist noch in diesem Jahr im November geplant. Im Vorfeld dieser Veranstaltung soll eine öffentliche Begehung der Patton Barracks stattfinden.
Nutzungsperspektiven: Urbaner Wirtschaftsstandort
Erste Überlegungen gehen bislang dahin, die Patton Barracks als urbanen Wirtschaftsstandort mit einem Schwerpunkt Organische Elektronik zu entwickeln. Dieser interdisziplinäre Wirtschaftszweig ist in Heidelberg durch das von der Bundesregierung mit 40 Millionen Euro geförderte Spitzencluster „Organische Elektronik der Metropolregion Rhein-Neckar“ gewachsen. Seit fünf Jahren kooperieren Industrie und Forschung und drucken Elektronik auf flexiblen Materialien. So soll die auf Silizium und „Seltenen Erden“ basierte Mikroelektronik um eine kostengünstige und ressourcenschonende Variante ergänzt werden.
Die Organische Elektronik zielt auf Anwendungen, in denen elektronische Bauteile auf der Basis leitender Kunststoffe gefertigt werden. Diese elektronischen Bauteile machen zum Beispiel flexible Displays möglich – das biegsame Handy für die Hosentasche – oder erlauben es, Photovoltaikanlagen auf kurvige, wellige Flächen zu bringen. Sie sind kostengünstiger, komplett recyclingfähig, deutlich leichter und sparen so Energie – nicht nur bei der Herstellung, sondern auch beim Transport.