Bei internationaler Studentenkonferenz diskutierten 50 Studenten aus 25 Nationen mit politisch Verantwortlichen. „Migration versus Invasion – Chancen und Befürchtungen“: So lautete der Titel der TWIN, einer einwöchigen Konferenz, zu der das Karlsruher Lokalkomitee der internationalen Studentengruppe AIESEC eingeladen hatte. Der Titel war bewusst provokant gewählt, um die Brisanz des weltweit diskutierten Themas Migration zu verdeutlichen. Über 50 Studierende aus 25 Nationen waren extra für TWIN nach Karlsruhe gekommen und haben sich vom 27. Juni bis 4. Juli in Workshops, Vorträgen und Exkursionen mit den Chancen von Migration und dem Risiko, diese Entwicklung als Invasion anzusehen, auseinandergesetzt.
Am vergangenen Dienstag fand im Rahmen der Konferenz eine Diskussion mit politischen Akteuren statt, um die aktuelle Integrations- und Flüchtlingspolitik zu beleuchten. Landrat Dr. Christoph Schnaudigel berichtete dazu aus Sicht des Landkreises, der dank der Zuwanderung ein Wachstumslandkreis sei. „Wir brauchen Menschen aus anderen Ländern, um weiterhin ein attraktiver Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität zu bleiben.
Wir begrüßen die Vielfalt der Kulturen und erhoffen uns dadurch neue Impulse. Dabei plädieren wir für ein Miteinander, kein Nebeneinander. Daher haben wir seit 2013 einen Kreisintegrationspreis, um auf die Bedeutung der Integration aufmerksam zu machen, wie sie beispielsweise in Vereinen, Familienzentren und Jugendhäusern erfolgreich vorgelebt wird“, erklärte der Landrat den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern. Einig war er sich mit Ministerialdirektor Prof. Dr. Wolf Dieter Hammann vom Integrationsministerium, dass Sprache der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration sei. „Wenn wir nicht miteinander kommunizieren können, können wir uns nicht gegenseitig kennenlernen. Und gerade beim Umgang miteinander können Ängste und Vorurteile ganz schnell abgebaut werden“, so Hammann.
Großen Raum in der lebhaften Diskussion nahm das Thema Asylbewerber ein. Hierzu berichtete der frühere Karlsruher Bürgermeister Harald Denecken aus seiner Arbeit in der Härtefallkommission. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich mit den Politikern einig, dass die Verfahren zu lange dauern und dass es für die Integration sehr viel besser wäre, wenn für die Asylbewerber kein Arbeitsverbot gelte.
Sie erkundigten sich interessiert insbesondere nach der Situation der Asylbewerber aus ihren Heimatländern, beispielsweise aus Ex-Jugoslawien, die zum Großteil kein Asyl gewährt bekommen oder aus dem Iran, bei denen genau wie bei allen Asylbewerbern sowohl die persönliche Situation, als auch die Lage im Heimatland in die Entscheidung miteinfließt. Wichtig war den Studenten auch die Information, dass sich insbesondere in Baden-Württemberg eine Willkommenskultur sowohl für Asylbewerber als auch für alle zugewanderten Personen entwickle, da die Bevölkerung die Zuwanderung eher als Chance sehe und sich viele ehrenamtlich für die neuen Mitbürger einsetzen. In diesem Zusammenhang begrüßten die Studenten den Hinweis, dass die im Ausland erworbene Berufsausbildung inzwischen einfacher anerkannt werde, so dass zum einen dem Fachkräftemangel begegnet werden kann und zum anderen sich die Menschen verschiedener Kulturen durch die Zusammenarbeit besser kennenlernen können.
Zum Schluss der Diskussion zogen die Studenten das Fazit, dass ihre in den Workshops erarbeiteten Lösungen, um Migration als Chance zu sehen, mit den Überzeugungen und Forderungen der drei Politiker übereinstimmen.