„Mächtige Flugsanddünen sind im Bienwald jetzt wieder Lebensraum für seltene und gefährdete Waldbewohner“, sagte Landrätin Theresia Riedmaier (SÜW) bei einem Vor-Ort-Termin am „Am Sandbuckel“ südlich von Schweighofen und Kapsweyer. „Für die dauerhafte Pflege dieser Waldflächen hat sich das Team vom Naturschutzgroßprojekt Bienwald etwas Besonderes ausgedacht: Die verbuschten und mit Gehölzen bewachsenen Flächen werden seit dem Frühjahr mit Ziegen beweidet“, ließ Landrat Dr. Fritz Brechtel (GER) mitteilen.
Das Naturschutzgroßprojekt Bienwald hat u. a. zum Ziel, den Wald naturnah weiterzuentwickeln. So wurde beispielsweise ein größeres Gebiet als Naturwald ausgewiesen. Dort hat der Wald freie Entfaltungsmöglichkeiten; lediglich entlang der Wege wird die Verkehrsicherung aufrechterhalten. Weitere Maßnahmen sind die Entwicklung eichenreicher Mischwälder und offener, lichter Kiefernwälder.
„Gerade die Kiefernwälder sind aus Naturschutzsicht besonders bedeutsam. Meist wachsen sie auf Flugsanddünen, d. h. auf ein bis zwei Metern mächtigen Sandrücken, die nach der letzten Eiszeit im Bienwald eingeweht wurden“, erklärte der Leiter des Bienwaldprojektes, Dr. Peter Keller. Diese lichten Wälder wurden nach dem Krieg mit Kiefern aufgeforstet. Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes lichtete das Forstamt diese dunklen Wälder und damit die Sandrücken in Teilen auf. „Vom Projekt selbst wurde der Oberboden abgeschoben und dadurch offene Sandflächen geschaffen“, so Keller.
Diese Bereiche sind jetzt wieder Lebensraum für seltene und gefährdete Waldbewohner: Ziegenmelker, Wendehals, Baumpieper und Fitis-Laubsänger können dort wieder ihrem Brutgeschäft nachgehen. Außerdem halten sich dort Sandlaufkäfer, Sandwespen und Wildbienen auf. Der abgeschobene Oberboden besiedelt sich meist schnell mit Heidelbeersträuchern, die dann in den Folgejahren eine reiche Ernte versprechen.
Die offenen Kiefernwälder erhalten zweimal im Jahr mit einer gemischten Schaf- und Ziegenherde einen Beweidungsgang. Die Ziegen sind echte Alleskönner in der Landschaftspflege: Sie fressen eher Blätter als Gras, schälen die Gehölze und fressen die Rinde. So bleibt der Bewuchs auf Dauer niedrig.
Die Landräte begrüßen die Naturschutzmaßnahme, denn sie binde die Bevölkerung vor Ort aktiv ins Geschehen mit ein: „Zum einen kommt die Ziegenhalterin mit ihrer Herde direkt aus dem Nachbarort, zum anderen sind die neu geschaffenen Flächen optisch eine Bereicherung und werden von den Spaziergängern und Radtouristen gerne angenommen.“