Die Exlibris-Sammlung des Gutenberg-Museums, eine der weltweit umfassendsten und bedeutendsten, hat durch eine Schenkung erneut Zuwachs bekommen. Marianne Grosse, Dezernentin für Bauen, Denkmalpflege und Kultur der Landeshauptstadt Mainz, Dr. Annette Ludwig, Direktorin des Gutenberg-Museums, und Dr. Elke Schutt-Kehm, Kuratorin der Exlibris-Sammlung, stellten am heutigen Mittwoch, 21.5.2014, die neuen Kleinode des Gutenberg-Museums vor.
Es ist die reiche Ernte eines erfüllten Künstler- und Sammlerlebens, die Siegmund Sos aus Balingen in die Obhut des Gutenberg-Museums gibt: drei Dutzend Bücher, 147 Kupferplatten, Holz- und Linoldruckstöcke sowie insgesamt 3.867 Graphiken in verschiedenen Hoch- und Tiefdrucktechniken – ein unverhoffter Zuwachs für die druckgrafische Sammlung des Museums.
Im Jahr 1958 beginnt die eigene Opus-Liste des damals 23-Jährigen, der in Budapest geboren ist. Inzwischen umfasst sie mehr als 400 freie und Gebrauchsgraphiken, meist Holzstiche. Technisches Können, Einfallsreichtum, Einfühlungsvermögen, die Liebe zur ungarischen Heimat und ein tiefer Glaube als Kraftquelle – das alles spricht aus den Graphiken von Siegmund Sos, mit denen er in zahlreichen Ausstellungen vertreten war und in vielen Sammlungen präsent ist.
Die meisten der vielfältigen Arbeiten und Motive sind mit einer kleinen, oft sehr persönlichen Geschichte verbunden. So entstand etwa die „Trilogie A-B-C“ aus eigenen Erfahrungen mit dem nassen Element; sie ist der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gewidmet und hängt in deren Zentrale. Daneben sind viele, vor allem ungarische Künstler-Kollegen und -Freunde in der über 55 Jahre gewachsenen Privat-Sammlung vertreten. Beim Betrachten erfährt man viel über Qualität und Wertschätzung der Holzschnitt- und Holzstichkunst in Sos´ Heimat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Aber auch einige alte Blätter kommen ins Museum: Etwa das antike Motiv von „Simon und Pero im Gefängnis“, das der deutsche Kupferstecher Johann Karl Schleich nach einem Gemälde des Niederländers Gerrit van Honthorst um 1800 geschaffen hat. Noch weiter zurück weisen zwei Text-Abdrucke, die in den 1980er Jahren von inzwischen verloren gegangenen chinesischen Holzdruckstöcken gemacht wurden, die wahrscheinlich um 1200 entstanden waren. Da die „Schenkung Siegmund Sos“ zahlreiche Exlibris enthält, trägt sie dazu bei, den Ruf des Gutenberg-Museums als eines der wichtigsten europäischen Exlibris-Zentren weiter zu stärken. Herausragend ist ein Blatt, das um 1970 für den damaligen US-Präsidenten Nixon gestaltet wurde, oder ein Exlibris, mit dem die Nikolaus-Kopernikus-Universität in
Thorn ab 1966 ihre Bücher kennzeichnete.