„Tante Ju“ wird sie liebevoll von ihren deutschen Fans genannt. Im Englischen nennt man sie „Iron Annie“. Gemeint ist beide Male das historische Passagier- und Frachtflugzeug „JU 52“, der legendäre Oldtimer der Lüfte. Im Juni und August diesen Jahres ist der „Oldtimer der Lüfte“ zu Besuch am Flugplatz Speyer/Ludwigshafen und lädt zu Rundflügen über die Metropolregion Rhein-Neckar ein.
Unter anderem soll es mit dem hstorischen Flieger voraussichtlich über die rheinland-pfälzische Kaiserstadt Speyer am Rhein mit dem romanischen Kaiserdom sowie die benachbarten Städte Heidelberg, Ludwigshafen und Mannheim in Baden-Württemberg sowie die deutsche Weinstraße gehen. Der genaue Routenverlauf ist allerdings tagesaktuell von der Witterung und den Vorgaben der Luftaufsicht abhängig. Da die „JU 52“ nur Fenstersitzplätze bietet, dürfte sich für die Passagiere eine phantastische Aussicht aus der Vogelperspektive bieten.
Jungfernflug im Jahre 1932
Im Mai 1932 startete die erste Maschine dieses Mythos’ der deutschen Luftfahrtgeschichte zu ihrem Jungfernflug.
„Insgesamt wurden 6.500 Flugzeuge dieses Typs in Deutschland, Frankreich und Spanien gebaut“, erklärt Bernd Huckenbeck, der Vorsitzender des Vereins der Freunde historische Luftfahrzeuge e.V. (VFL) mit Sitz im nordrhein-westfälischen Mönchengladbach ist.
Derzeit gäbe es weltweit aber nur noch acht flugfähige Maschinen des dreimotorigen Typs JU 52, so Huckenbeck. Und für Rundflüge mit Passagieren seien heute sogar nur noch fünf dieser Flugzeuge zugelassen.
Eine von ihnen, ein spanischer Lizenzbau CASA 352L mit drei Neun-Zylinder-Sternmotoren der Bayerischen Motoren-Werke (BMW) mit je 660 PS bei 2250 Umdrehungen pro Minute startet am am 13. und 14. Juni sowie 22. und 23. August von Speyer aus zu Rundflügen über die Region.
Das erste großräumige Ganzmetallflugzeug der Luftfahrtgeschichte
„Zwei ehrenamtliche Piloten sowie Bordmechaniker und Flugbegleiter sorgen für einen sicheren Flug in der historischen JU 52“, erklärt Bernd Huckenbeck. Zusammen mit seinem Freund Fritz François und dem VFL hat er es sich zur Aufgabe gemacht, dass das erste großräumige Ganzmetallflugzeug der Luftfahrtgeschichte nicht in irgend einem Museum verstaubt, sondern noch möglichst lange am Himmel als Silbervogel mit der signifikanten Alu-Wellblech-Hülle seine Kreise zieht.
Huckenbeck: „Denn nur wer den dumpfen Sound der drei Motoren selbst hört, kann sich in die Pionierzeit des zivilen Luftverkehrs richtig reinversetzen!“
Ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst
Der Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge als Besitzer der HB-HOY – so die Kennung der Maschine, die in Speyer startet – will mit dem fliegenden luftfahrttechnischen Kulturdenkmal an die Bedeutung der „JU 52“ für die Entwicklung des weltweiten zivilen Luftverkehrs im 20. Jahrhundert erinnern. Huckenbeck: „Ein Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst!“
Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge
Dem Verein der Freunde historischer Luftfahrzeuge ist es zu verdanken, dass die im Mai 1976 auf dem Düsseldorfer Flughafen ausgemusterte JU 52 zwischen 1990 und 1997 wieder soweit restauriert und instandgesetzt wurde, dass sie seitdem regelmäßig fliegt.
Freunde nostalgischer Flugzeuge sind seitdem begeistert, wenn sie die „Tante Ju“ am Himmel sehen oder sogar auf einem der 17 Plätze als Passagier mitfliegen können.
Das schöne dabei: Es gibt nur Fensterplätze. Und man fliegt meist nur bei sehr gutem Wetter, da die Piloten nur bei Sichtflug starten.
Ehrenamtliche Berufspiloten lieben die alte „Tante Ju“
Huckenbeck: „Denn Instrumente wie in modernen Düsenjets gibt es in dem alten Propellerflugzeug noch nicht. Es ist alles noch etwas mehr Hand- und Kopfarbeit – eben keine Bordcomputer.“ – Trotzdem müsse auch der Oldtimer natürlich alle Sicherheitsstandards der Luftaufsicht erfüllen, betont der Denkmalschützer der Luftfahrtgeschichte.
Und bei den Piloten handelt es sich – laut Bernd Huckenbeck – ausschließlich um Berufspiloten mit ATPL-Lizenz, die hauptberuflich als Verkehrsflugzeugführer tätig sind. Als Flugzeugkapitäne oder Co-Piloten für große Airliner von Airbus, Boing usw. verdienen sie gutes Geld. Die „Tante Ju“ steuern sie gerne alle ehrenamtlich, da sie die Nostalgie lieben und an den hölzernen Steuerknüppeln der JU 52 ihr fliegerisches Können unter Beweis stellen können.
Huckenbeck: „Wir haben sogar eine Warteliste. So viele Piloten möchten das Oldtimer-Flugzeug mal steuern. Zuvor müssen sie jedoch immer erst eine umfangreiche Einweisung für die alte Maschine erhalten und einige Schulungsflüge absolvieren.“
Die „Grande Dame“ der Luftfahrt soll „unter die Haube“ kommen
Im kommenden Jahr übrigens soll die HB-HOY „unter die Haube kommen“ (Huckenbeck). Denn in Mönchengladbach, der Geburtsstadt von Flugzeugbauers Hugo Junkers, baut man dem Oldtimer der Lüfte derzeit einen eigenen Hangar, der auch als Veranstaltungshalle genutzt werden soll. Natürlich mit der „Tante Ju“ im Hintergrund als entsprechendes Ambiente.
Huckenbeck: „Den liebevollen Beinamen ,Tante Ju‘ hat die Junkers JU 52 übrigens seit ihrem Einsatz als Lazarettflugzeug im Zweiten Weltkrieg.“
Wer mitfliegen möchte findet die deutschen Startorte und -termine im Internet unter
www.vfl-ev.de oder kann sich unter der Service-Hotline 0700-52525200 telefonisch informieren. Die Rundflüge über die Region dauern in der Regel rund 40 Minuten. Neben den normalen Rundflügen gibt es übrigens auch noch zwei Sonderflüge von Speyer nach Egelsbach bei Frankfurt, wo die „Tante Ju“ auch zu Besuch ist.
Termine am Flugplatz Speyer
Freitag, 13. Juni, zwischen 16.00 und 17.00 Uhr: Rundflüge
Samstag, 14. Juni, zwischen 10.00 und 16.00 Uhr: Rundflüge; 17.00 Uhr: Sonderflug nach Egelsbach bei Frankfurt
Freitag, 22. August, zwischen 15.00 Uhr und 16.00 Uhr: Rundflüge
Samstag, 23. August, zwischen 10.00 und 17.00 Uhr: Rundflüge; 18.00 Uhr: Sonderflug nach Egelsbach bei Frankfurt