Zweite Veranstaltung im Café Aran auf Initiative von Landeskirche und Bistum – Weniger Texte, mehr Aktion

„Gottesdienstperformance“ an ungewöhnlichem Ort

Pastoralreferent Ralf Nico Körber am Saxophon

Kirche an ungewöhnlichen Orten: Im Speyerer Café Aran hat am Samstag zum zweiten Mal ein Angebot der Evangelischen Kirche der Pfalz und des Bistums Speyer stattgefunden. Die Kirche soll zu den Menschen kommen, sie in ihrer persönlichen Lebenswelt abholen, mitnehmen und zum Mitmachen aktivieren. So haben es sich die Veranstalter auf die Fahne geschrieben. Die zweite Veranstaltung im Café Aran war nach einer motivierenden Premiere im Dezember vergangenen Jahres geplant worden.

„Eigentlich ist alles anders als beim letzten Mal“, merkte Domkapitular Franz Vogelgesang an, bevor die ersten Impulse zu Kaffee- und Brotgenuss auf neutralen Boden gestreut wurden. Konkret bedeutete das: „Viel weniger Text und mehr Aktion der Menschen.“ Pfarrer Florian Gärtner von der Evangelischen Kirche der Pfalz ergänzte: „Das heute ist quasi eine Gottesdienstperformance.“

Fünf Holztafeln waren vorbereitet worden, deren Aufschriften sich um all das rankten, was das menschliche Dasein beinhaltet, von der Geburt bis zum Tod. Zur stillen Botschaft sollten sie werden, wortlos von Vogelgesang, Gärtner, Gunter Straub sowie Theresa Albert und Lisa Leininger durch die Menge getragen, lediglich begleitet von virtuosen, klangstarken Tönen aus dem Saxofon von Pastoralreferent Ralf Nico Körber.

„Das Schlagwort heißt Leben“, machte Vogelgesang deutlich, wohl wissend, dass die Café-Besucher im ersten Moment nicht wussten, was vor sich geht. Eine „Bedienungsanleitung“ auf den Tischen half jedoch beim Verstehen. Mit Gedankensplittern arbeiteten die Kirchenvertreter, spannten den Faden innerhalb einer Stunde von der Phase „gezeugt, geboren, gewachsen“ über „bedrängt, behindert, durchkreuzt“ bis zum „Warum? Wozu? Wohin“, das dem „Gestorben“ folgte.

Ganz ohne Dialog mit den Menschen sollte der zweite Gottesdienst im „Aran“ aber nicht zu Ende gehen. Mit dem letzten Schild wurde ein eindeutiger Impuls gesetzt. Nachdenken über das Gelesene, untereinander an den Tischen darüber reden – und das Gesagte auf Papier bannen. Wer wollte, konnte seine Gedanken zum Leben in allen Facetten außerdem anonym und trotzdem öffentlich zu Papier bringen. Vorbereitet hatten die Seelsorger Zettel, auf denen die Antworten auf offene Fragen festgehalten und an einer Staffelei zusammengetragen wurden.

Die Inszenierung der Gottes-Botschaft war für die meisten Besucher des Cafés zwar außergewöhnlich, aber nicht unangenehm, wie Ralf Bräuer (32) aus Ludwigshafen anmerkte. Spontan hatte er sich mit seiner Freundin zum Frühstücken entschlossen. „Eigentlich ist es nicht schlecht, wenn einen jemand hin und wieder mal daran erinnert, über das Leben nachzudenken“, meinte er. Im Alltag gehe das meist unter. So sah das auch Marleen Schmitt (27), die mit dem Ziel Stadtbummel nach Speyer gekommen war und nun über passende Antworten auf offene Fragen sinnierte. „Vor allem die Fragen nach dem Warum und Wohin stimmen nachdenklich“, gab sie zu. Gerade diese würden normalerweise gerne aus dem täglichen Leben verbannt.

Eine weitere Veranstaltung im Café „Aran“ soll im Herbst folgen. Für die Veranstalter steht jedenfalls fest: „Wir wollen die Erfahrungen, die wir hier gesammelt haben, auf jeden Fall anderen zur Verfügung stellen.“