Equal Pay Day – Minijobs und Teilzeit reformieren

Am 21. März 2014 findet der diesjährige bundesweite Equal Pay Day statt, der unter dem Motto „… und raus bist Du?“ steht. Thematischer Schwerpunkt der Kampagne ist der Zusammenhang von Lohnungleichheit und dem Wiedereinstieg nach Familienzeiten.

In Heppenheim schließen sich jedes Jahr der Katholische Frauenbund, die politischen Frauenorganisationen im Kreis Bergstraße, der Soroptimistische-Club Bensheim/Heppenheim und die Frauenbeauftragten im Kreis zu einer Kooperation zusammen, um darauf aufmerksam zu machen. Aus Anlass des Aktionstages findet im Heppenheimer Saalbau-Kino eine Veranstaltung statt. Sie beginnt um 18:00 Uhr mit einem Gläschen Sekt und der Möglichkeit des Austauschs. Anschließend wird der Film „Mein Stück vom Kuchen“ gezeigt, der sich mit dieser Problematik auseinander setzt (Heppenheim, Filmtheater Saalbau, Wilhelmstraße 38, Eintritt 8,50€).

Hiltrud Lennert, -Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) im Bistum Mainz und Vorsitzende des KDFB Heppenheim stellt dazu fest: „Für viele Frauen hängt eine gesicherte Zukunft wesentlich von gerechter Entlohnung ab. Dazu gehört, dass sie bei einem beruflichen Wiedereinstieg keine Benachteiligungen wie schlechtere Bezahlung oder Stellenangebote, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen, erfahren dürfen. Die Unterbrechung ihrer Erwerbstätigkeit zugunsten von Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen muss gesellschaftlich und wirtschaftlich anerkannt werden“. Gleiches gilt für Frauen, die alleinige Familienernährerinnen sind und die mit ihrem Gehalt die Existenz der Familie sichern müssen.

Häufig arbeiten Frauen in Berufsbranchen mit Niedrigentgelten, in Teilzeit oder in sogenannten Minijobs. Dort sind die Möglichkeiten zur Altersvorsorge begrenzt und das Einkommen reicht oft für eine eigenständige Existenzsicherung nicht aus. Für viele Frauen erweisen sich Minijobs als berufliche Sackgasse und nicht als die ursprünglich beabsichtigte Brückenfunktion zu einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. „Tätigkeiten in Minijobs sind keine Arbeit zweiter Klasse und geltendes Arbeitsrecht muss auch hier eingehalten werden. Es ist ein Skandal, dass etwa 75% der Frauen im Minijob kein Urlaubsgeld und knapp die Hälfte auch keine Lohnfortzahlung bei Krankheit erhalten. Diese Abwertung von Arbeit muss beendet werden“, fordert Silvia Rhiem, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Eine Reform sei dringend notwendig, so Rhiem.

Entgeltungleichheit ist nach Meinung der Beiden diskriminierend und vermittelt den Eindruck, dass die Arbeit von Frauen weniger wert sei als die der Männer. Die Überwindung dieser Ungerechtigkeit ist ein zentrales Anliegen für die Schaffung von Gleichberechtigung und Gleichstellung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Deshalb fordert der Frauenbund eine gerechte Entlohnung, bessere Arbeitsbedingungen für Frauen sowie eine konsequente Unterstützung beim beruflichen Wiedereinstieg. „Wer rund 23% weniger im Geldbeutel hat oder nur Minijobs angeboten bekommt, kann keine großen Sprünge machen und ist von manchen gesellschaftlichen und kulturellen Angeboten ausgeschlossen. Diese Lohnlücke muss geschlossen werden, denn sie trägt zum Risiko von Altersarmut bei“, fordert die Kreisfrauenbeauftragte Nicole Schmitt, die die Aktion ebenfalls mitträgt.

Die Kooperationsgemeinschaft hält eine eigenständige Existenzsicherung von Frauen auf der Basis einer gerecht entlohnten Berufstätigkeit für fundamental wichtig und setzt sich deshalb immer wieder, und besonders am Equal Pay Day, für Entgeltgleichheit ein.

„Die noch immer bestehenden Diskriminierungen müssen schnellstmöglich beendet werden, denn sie beeinträchtigen die Zukunftsperspektiven von Frauen und verhindern Geschlechtergerechtigkeit in unserer Gesellschaft“, so Martina Hardt- Holler, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen in Heppenheim.

Auch die Kreisfrauenunionsvorsitzende Pia Fera setzt sich für den Abbau sozialer Benachteiligungen von Frauen ein: „Die Überwindung von Entgeltungleichheit ist ein zentrales Thema für die Zukunft und Gleichstellung von Frauen. Sie brauchen dieselben Zugangsvoraussetzungen für Berufstätigkeiten wie Männer“.

„Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit muss in Deutschland endlich zur Selbstverständlichkeit werden. Außerdem muss etwas gegen die nach wie vor häufig unzureichenden und zu unflexiblen Möglichkeiten der Kinderbetreuung getan werden“, führt Martina Ott, Präsidentin des SI-Clubs Bensheim/Heppenheim, aus.

Abschließend fordert die Frauenbeauftragte der Stadt Lorsch: „Mein Appell an alle Frauen: Beteiligen Sie sich am 21. März an unserer Veranstaltung im Saalbau, nutzen Sie die Gesprächsmöglichkeiten untereinander und bringen Sie ein rote Tasche, Solidarität und Lust mit, den Film „Mein Stück vom Kuchen“ zu schauen, der sich genau mit dieser Problematik auseinander setzt. Lassen Sie uns gemeinsam zeigen, dass Frauen gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft sind und gerechte Löhne gezahlt werden müssen.“

Hintergrundinformationen:

Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer. Diese Entgeltlücke hat viele Ursachen – die wichtigsten sind familienbedingte Erwerbsunterbrechungen wie Kindererziehung oder Pflege, Arbeiten in Teilzeit und sog. Minijobs, die niedrige Entlohnung in Berufsfeldern, in denen hauptsächlich Frauen beschäftigt werden, wie z.B. in den Bereichen Erziehung und Soziale Dienste.

Der Equal Pay Day ist der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern. Er markiert jenen Zeitraum, den Frauen in Deutschland über den Jahreswechsel hinaus arbeiten müssen, um auf das durchschnittliche Vorjahresgehalt von Männern zu kommen.

Markenzeichen des Equal Pay Day sind rote Taschen, mit denen auf die soziale Ungerechtigkeit aufmerksam gemacht wird.

Das Frauennetzwerk Business and Professional Women (BPW) initiierte 2008 erstmals den Equal Pay Day in Deutschland. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Frauenrat (DF) und der Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) zählen zum nationalen Aktionsbündnis. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) unterstützt die Organisation und Durchführung der jährlichen Aktionstage zum Equal Pay Day, der 2014 unter dem Motto „… und raus bist Du?“ steht.