„Abwechslung braucht man. Wenn Ihnen das Bild langweilig wird, können Sie es wieder verändern.“ So sprach die Mudauer Künstlerin Jarmila Manko – und schon nahm sie die vier quadratischen Bilder, die zusammen „Netzwerk I-IV“ heißen, von der Wand und veränderte immer wieder ihre Ausrichtung.
„Experimente in Farbe und Form“ heißt die Ausstellung im ersten Stock des Landratsamts. Zur Vernissage konnte Hausherr Dr. Achim Brötel am Mittwochabend gut 50 Kunstfreunde in der „Bel Etage der Zentrale des Wahnsinns“ begrüßen. Neben der Künstlerin mit Mann und Laudator Dr. Wolfgang Schäfer ging ein besonderer Gruß an OB-Stellvertreter Volker Wesch, Mudaus Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger, die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen Heide Lochmann (SPD) und Karl Heinz Neser (CDU) sowie den Kunstvereins-Vorsitzenden Werner Zeh.
„Das Leben ist bekanntlich so bunt, wie man es sich ausmalt“, näherte sich Dr. Brötel den Arbeiten Mankos an. Böhmen, die Heimat der Künstlerin, sei nicht nur ein Schmelztiegel von tschechischen, deutschen und jüdischen Einflüssen. Es gelte auch als eine Heimat der europäischen Glaskunst.
Die gelernte Glasdesignerin Jarmila Manko kam vor 32 Jahren „mit einem Koffer und viel Optimismus“ in Deutschland an. 1992 fand sie in Mudau eine zweite Heimat. Vielfältige Formen der Inspiration fände die Künstlerin draußen in der Natur, in der besonders schönen Landschaft des hohen Odenwalds. Mankos Arbeiten bereicherten unser alltägliches Leben und schenkten Lebensqualität, unterstrich der Redner.
„Grau, Blau, Rot sind meine Lieblingsfarben. Form, Farbe und Licht sind meine Komplizen“, zitierte Laudator Dr. Wolfgang Schäfer Jarmila Manko. Der stellvertretende Leiter der Zentralgewerbeschule Buchen offenbarte sich als genauer Betrachter und langjähriger Kenner der Manko’schen Kunst: „Wer früher ihre streng geometrischen Glasbilder bewundert hatte, der findet heute befreite, schwungvolle Linien vor. Wer früher gegenständliche Bilder interessant fand, der kann heute die verschiedenen, sich mitunter auflösenden Strukturen betrachten.“
Auch mit großen Namen könne die gelernte Glasdesignerin aufwarten. Für Mercedes Benz habe sie 1987 alle internationalen Autosalons mit quadratischen Blickfängen bestückt. Für die BASF habe sie ein Kunstobjekt entwickelt, das als Preis für die besten Entwickler gedacht war und nicht von ungefähr „Inspiration“ heiße.
„Hier und heute“ wende sich Jarmila Manko neuen Techniken und Themen zu. Ganz frisch seien etwa jene drei großformatigen Kohlezeichnungen, die sogar noch flugs ihre Titel änderten. Bei der Glaskunst gebe Jarmila Manko Stimmungen der Natur wieder. Blumen- und Wiesenfelder wechselten mit Blütendetails. ´Beim Thema „Rahmen“ ergriff die Künstlerin spontan das Wort und erläuterte die Kombination der Glasartefakte mit massiven Metallrahmen: „Ich setze auf Kontraste wie hart und zerbrechlich. Die Patina des Metalls erinnert an die Erde, aus der die Blumen herauswachsen.“
Als Reaktionen auf die Veränderungen der Natur – Stichwort Klimawandel – könnten auch Werke wie „Gletscher“ entstehen, erläuterte der Laudator. Vom Schneespaziergang nach Langenenlz habe Manko etwas ganz Besonderes mitgebracht: das Bild „Frühlingsenergie“ lasse die Natur explodieren. „Hier ist alles im Fluss, sogar die Farbe.“ Beim anschließenden Rundgang erläuterte Jarmila Manko auch das Motiv der anfangs erwähnten „Vernetzung“: „Die Form der Schale ist für mich Symbol der Fülle.“ Angefangen habe sie das vierteilige Bild mit dem Verteilen der Spachtelmasse. „Dann habe ich leidenschaftlich und mit Schwung die Linien gezogen. Jede Linie steht für eine Person. Wo sich die Linien treffen, begegnen sich die Menschen. Wir sind ja letztendlich eine Gemeinschaft, ein Körper, den ich Menschheit nenne.“
Info: Die Ausstellung „Jarmila Manko: Experimente in Farbe und Form“ ist bis 26. März im Landratsamt zu sehen. Geöffnet ist montags bis donnerstags 7.30 – 16 Uhr, freitags 7.30 – 12 Uhr.