Nach der abgeschlossenen Sanierung des Palais Graimberg sind die Dezernate und Ämter der Stadt Heidelberg wieder in das Verwaltungsgebäude zurückgekehrt. Erster Bürgermeister und Baudezernent Bernd Stadel lud am 5. Februar 2014 zu einer Besichtigung des sanierten Baudenkmals ein und führte gemeinsam mit der Leiterin des städtischen Gebäudemanagements Xenia Hirschfeld und dem Architekten Johannes Gerstner durch das Haus am Kornmarkt.
Zwischen September 2012 und Dezember 2013 war das historische Palais, Sitz zweier Dezernate der Stadt Heidelberg und des Stadtplanungsamtes, mit Gesamtkosten von 4,5 Millionen Euro saniert worden. Bernd Stadel: „Die Sanierung des Palais Graimberg am Kornmarkt, eines der wichtigsten Heidelberger Baudenkmale und – wegen seiner Lage direkt unterhalb des Schlosses – auch eines der meistfotografierten Gebäude der Stadt, stellte den Bauherrn, den Architekten und die Handwerker vor ganz besondere Herausforderungen. Wie es sich für ein Baudenkmal von Rang geziemt, durften äußerlich sichtbare Veränderungen nur sehr behutsam vorgenommen werden. Durch einen kaum merklichen Eingriff in die Westfassade konnte zumindest das Erdgeschoss barrierefrei erschlossen werden.“
Die energetische Sanierung der Gebäudehülle musste sich den Anforderungen des Denkmalschutzes unterordnen und beschränkt sich auf Einzelmaßnahmen, die aber in der Summe den Energieverbrauch spürbar senken. Auf dem neuesten Stand befinden sich jetzt Haustechnik und Brandschutz. Die Mängel in diesem Bereich waren ursprünglich ausschlaggebend für die Sanierung, in die dann auf ausdrücklichen Wunsch des Heidelberger Gemeinderates auch die Fassade einbezogen wurde.
„Ich freue mich sehr, dass nach knapp anderthalbjähriger Bauzeit zwei Dezernate und das Stadtplanungsamt jetzt wieder in das Palais Graimberg einziehen konnten. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass wir das Privileg genießen, in einem der ehrwürdigsten und schönsten Verwaltungsgebäude Deutschlands zu arbeiten“, betonte der Erste Bürgermeister.
Was wurde gemacht?
Haustechnik
Die gesamte Haustechnik wurde saniert und der Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht. Auf der Gartenseite wurde das Palais durch die Herstellung von Horizontalsperren gegen aufsteigende Feuchtigkeit geschützt. Die Heizungsanlage wurde erneuert und an das Fernwärmenetz angeschlossen. Die gesamte Elektroinstallation ist neu, ebenso die Sanitärinstallation in allen Toiletten. Eine flächendeckende Brandmeldeanlage wurde eingebaut.
Energetische Sanierung
Im Zuge der Fassadensanierung wurde an der Süd- und Westfassade außenliegender Sonnenschutz angebracht. Ein Teil der Fensterläden wurde erneuert. Einfache Dachflächenfenster wurden durch Fenster mit Wärmeschutzverglasung ersetzt. Historische Einscheibenfenstern wurden um isolierverglaste Kastenfenster ergänzt. Nicht historische Fenster wurden durch neue, energetisch optimierte Fenster ersetzt. Durch Aufbringen einer zusätzlichen Wärmedämmung von zehn Zentimetern mit einer begehbaren Oberfläche konnte der Dämmwert des Dachbodens verdoppelt werden. Zur Raumseite wurde eine Dämmung mit zwölf Zentimeter Mineralwolle mit Gipskarton-Schale und Dampfsperre vorgenommen. Zusätzlich wurden die Dachabseiten gedämmt. Die meisten Räume im Erd- und Obergeschoss erhielten eine etwa vier Zentimeter starke Innendämmung, rund 70 Heizungsnischen wurden ebenfalls durch eine Innendämmung energetisch optimiert.
Barrierefreier Zugang
Im Bereich der Toilette im Westflügel des Erdgeschosses war das Höhenniveau des Fußbodens im Innern nahezu identisch mit dem des Gehwegs im Burgweg, so dass hier in fast idealer Weise ein Zugang für Rollstuhlfahrer geschaffen werden konnte.
Palais Graimberg
Durch Hofkammer-Vizedirektor Johann Weyler wurde um 1713 ein Wohnhaus zur Kanzleigasse errichtet und noch vor 1743 durch ein repräsentatives Vorderhaus zum Kornmarkt erweitert. Eine im Kern auf die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückgehende Kapelle wurde in die Südwestecke integriert. Der französische Graf – und Retter der Schlossruine – Charles de Graimberg baute das Gebäude 1839 zu seinem Wohnhaus und zum Museum seiner Altertümersammlung („Musée des Antiquités du Chateau de Heidelberg“) aus. Die Sammlung wurde 1879 durch die Stadt erworben; aus ihr ging das Kurpfälzische Museum hervor.
Charles‘ Enkelin Maria von Graimberg eröffnete hier 1911 die erste Katholische Soziale Frauenschule im Deutschen Reich. Seit 1978 ist das Palais Graimberg städtisches Dienstgebäude und Amtssitz des Ersten Bürgermeisters, seit 2008 ist auch das Dezernat IV (Integration, Chancengleichheit und Bürgerdienste) im Gebäude untergebracht.
Besonders sehenswert sind zwei torbogengroße Fenster an der Ecke zum Kornmarkt, deren Inschriften in den Türgewänden auf die Ausstellung zur Geschichte des Schlosses verweisen. Zur Kupferstichhalle im Eckraum gesellten sich weitere Schauräume im Erdgeschoss, darunter die ehemalige Kapelle. Die repräsentative Raumflucht des späten 18. Jahrhunderts im Obergeschoss des Nordflügels blieb von Umnutzung unberührt. Höhepunkt ist der große Ecksalon, der eine komplette Vertäfelung, reliefierte Supraporten, Türgewände und -blätter sowie einen prunkvollen Ofen im Louis-Seize-Stil bewahrt hat.