Wer ist Kata Legrady? Die Künstlerin, mal als ungarisch, mal als deutsch-ungarisch bezeichnet, entzieht sich trotz ihres Erfolgs der Öffentlichkeit. „À la Banksy machen“ ist offenbar angesagt in der internationalen Kunstszene. Vom Schablonengraffiteur ist so gut wie nichts Persönliches bekannt. Seine Künstlerkollegen befürchten vielleicht eine Entzauberung, wenn hinter dem Genie des Werks nicht gleich ein Halbgott steht.
Tatsache ist, dass ein Werk anders rezipiert wird, wenn der Betrachter biographisches Wissen über den Urheber hat. Das ist zwar ein inzwischen anerkannt unbrauchbares Interpretationswerkzeug, aber der Mensch will halt wissen, wer hinter dem Oeuvre steht und sei es nur aus reiner Neugier.
Über Frau Legrady also nur Gerüchte, einig scheint man sich nur über den Geburtsjahrgang zu sein (1976), dann wird es vage. Der Kurator der Ausstellung in Karlsruhe erzählte von mehrfachen Teilnahmen und auch Medaillengewinnen bei Olympischen Spielen, im Schießsport. Die entsprechenden Siegerlisten verzeichnen aber keine Legrady, die einzige ungarische Medaillengewinnerin hieß Diana Igaly und ist neun Jahre älter. Oder hat sich da jemand im Zuge der Annahme eines Künstlernamens gleich jünger gemacht? Zur Ausstellungseröffnung in Karlsruhe wird Kata Legrady höchstwahrscheinlich nicht erscheinen.
Trotzdem ist „Smart Pistols“ eine schöne Ergänzung zum übrigen aktuellen Ausstellungsprogramm in Karlsruhe, das in letzter Zeit eher harmlos als verstörend war. Zum Tag der offenen Tür am 6. Januar (ausführliches Programm auf metropolevents.de), an dem „Smart Pistols“ eröffnet werden wird, passen die rund 100 Ausstellungsstücke auf 500 Quadratmeter gut. Denn so ein Tag-der-offenen-Tür-Programm ist doch immer recht verspielt, jedenfalls in Karlsruhe, wo man die ganze Familie für einen Ausflug in die ehemalige Munitionsfabrik ansprechen will. Als „Smarties auf Kalaschnikow“ werden die aktuellen Stücke von Kata Legrady fast überall übereinstimmend bezeichnet, wenn es darum geht, die Ausstellung kurz zu beschreiben. Das heißt, Harmloses wird mit Todbringendem kombiniert. Dieses Spiel mit Gegensätzen in der Kunstszene ist nicht neu, aber immerhin macht das die Künstlerin gekonnt.