Wissenschaftler um Professor Dr. Martin Leverkus, Leiter der Sektion Molekulare Dermatologie der Universitäts-Hautklinik Mannheim, haben in ihren Studien mit einem Mausmodell mit dem Protein cFLIP einen Faktor identifiziert, der die Haut vor einer „fulminanten“ Apoptose, also einem massiven Zelltod, schützt. Die Ergebnisse dieser Studie sind aktuell in der Fachzeitschrift Cell Reports veröffentlicht worden.
Mit einer Oberfläche von bis zu zwei Quadratmetern und einem Gewicht bis zehn Kilogramm ist die Haut das mit Abstand das größte Organ des Menschen. Und sie hat vielfältige Funktionen: Die Haut ist Schutzschild und Sinnesorgan zugleich, und außerdem für den Temperaturausgleich zuständig.
Um allen äußeren Einflüssen, denen die Haut ausgesetzt ist, wie Wind, Kälte, Trockenheit und Sonneneinstrahlung trotzen zu können, regeneriert sich die Haut ständig. Alte und funktionsuntüchtige Zellen werden gezielt abgebaut und durch frische Zellen ersetzt. Eine Möglichkeit auf Umweltreize zu reagieren, ist der Abbau von Zellen mittels des programmierten Zelltods (Apoptose).
Im gesunden Organismus herrscht ein Gleichgewicht zwischen sich teilenden (proliferierenden), spezialisierenden (differenzierenden) und sterbenden Zellen. Diese so genannte Homöostase sorgt dafür, dass die Haut eine konstante Dicke beibehält. Eine verminderte oder erhöhte Apoptoserate, durch pathologische Veränderungen in der Zelle herbeigeführt, spielt daher eine wichtige Rolle bei der Entstehung verschiedener Erkrankungen.
Um die Homöostase sicherzustellen, bedarf es eines zentralen Faktors, der gesunde Zellen der Haut vor der Apoptose schützt. Dr. Diana Panayotova-Dimotrova forscht in der Sektion Molekulare Dermatologie. Gemeinsam mit Kollegen konnte sie zeigen, dass es dort, wo das Protein cFLIP in der Haut gezielt ausgeschaltet wird, zu einer starken Entzündungsreaktion und massiven Apoptose der Keratinozyten, des häufigsten Zelltyps der Epidermis, kommt. Dies weist auf die wichtige Bedeutung von cFLIP für den Schutz vor Zelltod und die Aufrechterhaltung der Haut als Grenzorgan hin. Die Forscher konnten außerdem zeigen, dass bei diesem Schutzmechanismus der Tumor-Nekrose-Faktor (TNF), ein wichtiger Entzündungsmediator, offenbar eine bedeutsame Rolle spielt.
Interessanterweise zeigen auch Patienten mit schweren Arzneimittelreaktionen in den Regionen der Haut, in denen es zum Zelltod kommt, einen Verlust des Proteins cFLIP. Für diese Patienten könnten die aktuell veröffentlichten Untersuchungen der Mannheimer Wissenschaftler wichtig sein, indem sie eine Grundlage für neue therapeutische Ansätze zur Behandlung dieser schweren Arzneimittelreaktionen bieten.