Die Erdmännchen-Wohngemeinschaft im Zoo hat erneut Zuwachs bekommen. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr wurden vor wenigen Wochen drei gesunde Jungtiere geboren, die mit ihrem verspielten, übermütigen Verhalten große und kleine Besucher in Entzücken versetzen.
Der Nachwuchs hat mittlerweile seinen Bau verlassen und sich gut in die nun 15-köpfige Gruppe eingelebt. Erdmännchen sind Nesthocker. Die anfangs blinden und nackten Jungtiere verlassen erst nach etwa zwei bis drei Wochen den warmen und schützenden Bau, der aus zahlreichen unterirdischen Gängen besteht. Man könnte diesen emsigen, kleinen Rackern stundenlang zuschauen. Dank ihres schelmischen Aussehens und ihres geselligen Gruppenlebens gehören die Erdmännchen zu den Lieblingen bei den Besuchern im Zoo Heidelberg. Erdmännchen machen am liebsten alles gemeinsam. Sie schlafen vorzugsweise so eng aneinander geschmiegt, dass sie wie ein verknotetes Fellbündel erscheinen, scharren zusammen nach Futter und nehmen gerne ausgiebige Sonnen- beziehungsweise Wärmelampenbäder. An kühleren Tagen machen sie es sich lang ausgestreckt auf ihrer beheizten Bodenplatte bequem und wärmen sich so das Bäuchlein. Bei den drei Kleinen klappt inzwischen sogar das „Männchen machen“ mühelos und ohne viel „Purzelei“. Na, und erste Rangordnungsrangeleien gehören wie die Streitereien um die leckersten Häppchen beim Futter sowieso dazu.
Das Leben von Erdmännchen folgt immer einer festgelegten Rangstruktur. Zur internen Geburtenkontrolle darf sich nur das dominante Weibchen mit dem ranghöchsten Männchen fortpflanzen, während die anderen Mitglieder als Babysitter durchaus beliebt sind. Zum Schutz vor Feinden muss immer ein Erdmännchen Wache halten. Der Wächter nimmt meist eine erhöhte Position ein und macht dort „Männchen“, um die gesamte Umgebung im Blick zu behalten und Fressfeinde kommen zu sehen. Wenn er einen Raubvogel oder eine Schlange kommen sieht, gibt er einen kurzen, schrillen Warnlaut von sich und die gesamte Gruppe verschwindet blitzschnell im Bau oder sucht Deckung unter Büschen und Wurzeln. Auch bei den Erdmännchen im Zoo Heidelberg wird dieses Verhalten beobachtet, obwohl sie sicher noch nie einem ernstzunehmenden Fressfeind begegnet sind.
Erdmännchen zählen zu den Raubieren. Ihr Gebiss besitzt lange Eck- und Fangzähne, mit denen sie mühelos Beutetiere bis zur Größe einer Eidechse oder eines Vogels erlegen können. Deshalb steht im Zoo Heidelberg neben unterschiedlichen Obstsorten auch tierische Kost auf dem Speiseplan der kleinen Räuber. Wenn die Tierpfleger Leckerbissen wie Mehlwürmer verteilen, gibt es für die Erdmännchen kein Halten mehr: Sie scharren und graben wild im Gehege herum, bis sie alle Mehlwürmer gefunden und genüsslich verspeist haben.