Die BUND-Veranstaltung am 14.09.2013 im Saalbau-Kino in Heppenheim behandelte die wichtige Frage: „Welchen Beitrag können wir leisten um den Hunger in der Welt zu besiegen“. Der gezeigte Film „Die Zukunft pflanzen“ macht deutlich, dass die industrialisierte Landwirtschaft ihr Versprechen nicht halten kann, mit gentechnisch veränderten Pflanzen und dem Einsatz von Giften den Hunger in der Welt zu besiegen.
Im Gegenteil, Kleinbauern in verschiedensten Teilen der Welt konnten erst nach Abkehr von der sogenannten „modernen“ Landwirtschaft und durch Ausschöpfung der Möglichkeiten des naturnahen und biologischen Landbaus hohe Erträge erwirtschaften. Der Film zeigt unter anderem in welche existenziellen Schwierigkeiten mexikanische Bauern durch das Freihandelsabkommen mit den USA gebracht wurden, so dass es eine grosse Landflucht gab. Durch Anwendung der traditionellen Mischkultur mit Mais, Bohnen und Kübissen können sich heute einige Bauern wieder selbst versorgen. Ein anderes Beispiel ist der Senegal. Dort werden seit der Umstellung auf Düngung mit stickstoffbindenden Pflanzen sehr hohe Erträge erzielt. Dagegen wird es immer offensichtlicher, dass der industrielle Maisanbau in der USA in die Sackgasse führt. Dort müssen immer mehr Pestizide ausgebracht werden, die die Umwelt belasten. Der Film zeigt, dass in Deutschland mit biologischem Landbau viel Energie gespart werden kann und dass trotz schonendem Umgang mit der Natur gute Erträge möglich sind.
Aus Zeitgründen, wurde nur der erste Teil des Films gezeigt. Der zweite Teil wird am Freitag, den 4. Oktober um 19:00 im Haus der Kirche in Heppenheim gezeigt.
Nach dem Film gab es eine interessante Diskussion mit hoher Sachkompetenz. Beteiligt waren:
- Martin Trieschmann, Vereinigung ökologischer Landbau Hessen (VÖL)
- Dr. Willy Billau, Regionalbauernverband Starkenburg
- Karl Kerschgens, Nord-Süd-Forum Bensheim
- Matthias Wilke, Landrat Kreis Bergstrasse
Guido Carl, der BUND-Vorsitzende des Kreis Bergstrasse, eröffnete die Diskussion mit der Frage:
Ist es möglich auf den biologischen Landbau umzusteigen und damit in der Region und eventuell weltweit die Bevölkerung zu ernähren?
Martin Trieschmann, als Sprecher der Vereinigung ökologischer Landbau Hessen (VÖL), zeigte sich begeistert von dem Film. Den im Film gezeigten Ökobetrieb mit pfluglosem biologisch-dynamischen Anbau kenne er persönlich: „Ökologisches Wirtschaften geht“. Sowohl in der ökologischen als auch im konventionellen Landwirtschaft werde sich aber in Zukunft noch viel ändern.
Dr. Willy Billau, als Vorsitzender des Regionalbauernverbands Starkenburg in Südhessen berichtete, dass er selbst einen konventionellen landwirtschaftlichen Betrieb habe, wobei der Schwerpunkt auf Kartoffelanbau und Jungpflanzenanzucht von Spargeln und Erdbeeren liege.
Er sei zwar überzeugter Verfechter der konventionellen Landwirtschaft, sehe die Zukunft aber in der Kombination von konventionellem und biologischem Anbau. Um geeignete Fruchtfolgen zu ermöglichen würden die Bauern seinem Ort ihre Flächen untereinander tauschen. Jeder Landwirt im Ort habe seinen eigenen Schwerpunkt: Zwiebeln, Buschbohnen, Kräuter, Erdbeeren. 80 % seiner Felder seien immer in der Hand von Kollegen, sodass er immer Anbauflächen mit optimaler Vorfrucht habe, ähnlich wie es im ökologischen Landbau der Fall sei. Biobetriebe seien arbeitsintensiver und bräuchten höhere Erlöse, weshalb sich nicht jedermann Bioprodukte leisten könne.
Sehr interessant waren die Beiträge von Landrat Mathhias Wilkes. Seitdem er als Student vor etwa 30 Jahren biodynamische Höfe besucht habe, habe sich im Spannungsfeld nicht viel geändert. Seine Erfahrungen mit Entwicklungszusammenarbeit in Indien zeigten, dass oft mit einfachen Mitteln wie mit Bewässerung Erfolge erzielt werden können. Das sei aber mit der Situation in Deutschland nicht vergleichbar. Bedenklich sei, dass es bei uns immer weniger landwirtschaftliche Fläche und weniger Landwirte gäbe, obwohl es auf der Welt immer mehr Menschen gäbe. Damit werde irgendwann die Frage der lokalen Versorgung ein Thema. Es sei nötig, dass sich mehr Menschen mit dem Thema beschäftigen, damit sich was ändern könne. Dazu gehöre auch Bildung.
Karl Kerschgens vertrat das Nord-Süd-Forum mit Sitz in Bensheim, das sich mit dem Grundrecht auf Nahrung beschäftigt. Das Forum setze sich für gerechtere Wirtschaftsbeziehungen ein. Es sei dem Forum nicht gleichgültig, dass 800 Millionen Menschen nicht genügend Nahrung zur Verfügung haben und noch einige 100 Millionen unterernährt seien. In den Menschenrechten sei definiert, dass jeder Mensch ein Recht auf angemessene Ernährung habe. Dieses Ziel sei bis heute nicht erreicht, trotz der sogenannten grünen Revolution, das heisst trotz der enormen Ausweitung des agrarindustriellen Landbaus. Die Versprechen, man könne mit Hilfe der Gentechnik den Hunger beseitigen hätten sich nicht bewahrheitet. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Konsumenten in den entwickelten Ländern zumindest vordergründig von den niederen Lebensmittelpreisen profitieren. Es sei nicht einfach, den Leuten klarzumachen, dass die heutigen niedrigen Preise auf Kosten anderer Menschen gehen. Im Film sei deutlich geworden, dass die Lebensmittelpreise nicht die Wahrheit sagen. Die Kosten des agrarindustriellen Systems würden auf die Allgemeinheit abgeschoben z.B. in Form einer Verschlechterung unseres Grundwassers und in Form von Krankheiten wie Krebs. Entscheidend sei: Wenn diese Kosten nicht auf andere abgeschoben würden wären die Preise für konventionell hergestellte Lebensmittel um etliches höher als die der ökologischen Landwirtschaft.
Ein Zuhörer, der im ökologischen Landbau eine grosse Chance sieht, wollte wissen wann die Agrarwende beginne? Ein anderer Zuhörer forderte, dass mehr Wissenschaft in den Ökoanbau gesteckt wird. Mit der Massentierhaltung könne es so nicht weitergehen.
Billau entgegnete, dass es sicher Regionen mit Auswüchsen gebe, zum Beispiel Niedersachsen, dass es aber in Süddeutschland keine Massentierhaltung gebe und dass Fleisch sogar importiert werden müsse. Ein Bio-Fleisch Betrieb im Odenwald könne seine Produkte nur konventionell vermarkten, da es keine geeigneten Schlachthöfe gäbe. Man versuche aber dies zu ändern. In unserer Region gäbe es auch keine Monokulturen sondern einen intensiven Fruchtwechsel. Beim Bio-Anbau von Kartoffeln seien aber gewisse Krankheiten nicht in den Griff zu bekommen. Auch die hohen Lohnkosten würden den Bio-Anbau belasten. Trotzdem würden gewisse Bio-Elemente eingesetzt. Zum Beispiel würde sehr viel mit Kompost gearbeitet. Ein grosses Problem unserer Gesellschaft sei, dass viele Pflanzennährstoffe mit den menschlichen Ausscheidungen über das Abwasser verloren gehen, insbesondere Phosphate. Die könne man nicht wie den Stickstoff mittels Leguminosen aus der Luft gewinnen; man müsse, ein Recyclingsystem entwickeln. Was in unserem Kreis Bergstrasse sehr gut läufen würde, sei die Kompostwirtschaft: „Die Bio-Tonne wird kompostiert und wir setzen die Komposte ein.“ Die Komposte führten zu einem enormen Bodenleben und er habe dieses Jahr bei Frühkartoffeln sehr viel geerntet. Bei der Düngung könne man viel ändern, indem man Leguminosen einsetze um vom synthetischen Stickstoff wegzukommen, aber Kali müsse man düngen. Ein Problem sei, dass alle Landwirte gleichzeitig auf Bio-Anbau umstellten müssten, damit man den Fruchtwechsel durch Landaustausch beibehalten könne. Rinderhaltung könne man viel einfacher biologisch machen als Ackerbau. Was den Verzicht auf Fleisch anbelange, solle man bedenken, dass 40 % unserer landwirtschaftlichen Nutzflächen Grünland sei. Dieses Land könne nur als Weidefläche genutzt werden.
Landrat Wilkes wies darauf hin, dass die Zuständigkeit für Landwirtschaft in Europa im Wesentlichen in Brüssel liege. Die Situation mit der Chemie sei bekannt und es sei sicher wünschenswert, dass dies ein Stückweit verändert werde. Die notwendigen Anreize könnten durch Subventionen geregelt werden. Das könne aber nicht in einem Landkreis allein geschehen, denn der habe gar nicht die Möglichkeiten und Zuständigkeit dazu. Es gebe allerdings Möglichkeiten Änderungen vorzunehmen, zum Beispiel beim Thema Energiewende. Er habe sich massiv dagegen ausgesprochen grosse Flächen von hervorragenden Ackerböden mit Fotovoltaikanlagen zuzubauen. Grund für diese Fehlentwicklung sei, dass die Subventionen für erneuerbare Energien höher wären als die für biologischen Anbau. Er habe weiter dafür gesorgt, dass kein grossflächiger Einzelhandel auf Feldern ausserhalb des Standrandes möglich seien. Da müssten aber auch die Gemeinden mitgenommen werden, da diese für die Bauleitplanung zuständig seien. Ein Beispiel aus dem Verkehr sei die Planung einer 4-spurigen Südumfahrung um Lampertheim. Dadurch seien mehrere Hektar fruchtbarstes Ackerland in Gefahr unwiederbringlich versiegelt zu werden. Er sei da klar dagegen. Man könne das Problem des Spitzen-Verkehrs anders lösen. Als Vorsitzender des Geoparks Bergstrasse-Odenwald und als Mitglied des Vorstands Deutscher Naturparke beklagte er die negativen Auswirkungen von Monokulturen mit Energiepflanzen in Naturparken: „Sie glauben gar nicht in wie vielen Naturparken riesige Maisfelder sind, womit man dort die gesamte Artenvielfalt zerstört, weil man dafür Geld kriegt. Es entsteht mitten im Naturpark eine völlig neue Landschaft, eine Katastrophe! Wir wollen nachhaltig diese Naturparke erhalten.“
Ein anderes Thema sei die Windkraft im Odenwald. Wegen der Windhöffigkeit, wolle man diese auf die Berggipfel, mitten in den Wald hinein stellen. Dabei müssten für die Baustelle eines Windkraftrades 500 Bäume gefällt werden. Wenn am Strassenrand irgend ein alter Baum aus Sicherheitsgründen gefällt werden müsse, erhalte jeder Bürgermeister mindestens 3 Leserbriefe. Da gäbe es viel Desorientierung. Deshalb müssten wir an vielen Stellen kämpfen, dass die Ökologie erhalten werden kann. Wir wären dabei dies zu gefährden.
Trieschmann sieht trotz der Besonderheiten auch in Süddeutschland ein Verbesserungspotential für die Landwirtschaft. Er unterstrich, dass die vielen Maiswüsten eine Katastrophe für die Umwelt darstellen, insbesondere was Nachhaltigkeits- und Vielfaltsaspekte angeht. Es sei ein Frevel auf Land Energiemais anzupflanzen oder gar mit Fotovoltaik zuzupflastern, Mit Fotovoltaik könne man zwar das 17-fache an Energie im Vergleich zum Mais gewinnen, aber die mögliche Energieausbeute pro Fläche bei Windkraft sei um ein Vielfaches höher. Alles koste seinen Preis, aber da habe er lieber ein Windrad als eine Maiswüste. Er schlug vor im Sinne einer Agroforstwirtschaft Ersatzbäume entlang von Feldern zu pflanzen, da daraus mehrfacher Nutzen gezogen werden könne. Er plädiere auch dafür, die von der EU gebotenen Gestaltungsspielräume für den Öko-Landbau zu nutzen. Man habe gerade in Hessen vergessen ein Gründland-Extensivierungs-Programm aufzulegen, so wie es andere Bundesländer bereits haben.
Fruchtfolgen seien grundsätzlich gut. Leider würden aber viele Betriebe nur noch Mais anbauen, entweder für die intensivierte Milchviehhaltung oder für Biogasanlagen. Wenn ein Landwirt eine Biogasanlage hinstelle habe er oft gar keine andere Wahl mehr, da er die Anlage mit Mais füttern müsse. Auch der Bauernverband habe da teilweise schlecht beraten.
Die Umstellung auf Biolanbau sieht Trieschmann als langfristige Aufgabe. Das Beispiel von Afrika mit dem Düngen mit Leguminosenbäumen finde er interessant. Dies werde im Ökolandbau schon praktiziert, indem ein direkter Grüntransfer von Ackerfutterpflanzen auf Ackerkulturen gemacht werde. Dazu brauche es aber Bildung. Im Film habe man gesehen wie das gemacht werden kann: Öko-Landwirte mit Erfahrung sagen: „Leute bei mir funktioniert es, kommt zu mir. Ich erzähle euch wie es geht.“ Das Gleiche müsste man in Deutschland auch haben. Gerade in Hessen habe der Ökolandbau eine ganz unterentwickelte Rolle und zwar insbesondere in den Fachschulen.
Trischmann wies darauf hin, dass auch Ökolandwirte düngen dürfen. Hochenergetisch aufgearbeitete Dünger seien im Ökolandbau aber nicht zugelassen. Es gebe auch zugelassene Dünger im Kompost. Ein fachlicher Austausch mit konventionellen Landwirten würde sich lohnen.
Zu den Subventionen sagte Trieschmann, dass die Agrarreform ein bedeutendes Potential habe. Er befürwortet eine Umgestaltung, damit Betriebe, die Fruchtfolgen einhalten und deshalb nicht mehr so intensiv wirtschaften können einen Ausgleich bekommen.
Ein Zuhörer bemängelte, dass die Subventionen in verkehrter Richtung laufen. Solange konventionelle Grossbetriebe mehr Gewinn abschöpfen können, würde sich nichts ändern. Ein anderer Zuhörer sprach sich gegen eine Verspargelung der Mittelgebirge mit Windrädern aus, da Offshore Windräder eine viel höhere Auslastung hätten.
Landrat Wilkes sieht letzteres auch so. Im Übrigen seien Subventionen eine Frage der Strategie. Es fänden sich immer Landwirte, die Risiken eingehen, wenn sie dafür Subventionen erhalten.
Aus dem Publikum kam die Frage, ob es im Kreis Bergstrasse Überlegungen gebe, gentechnikfreie Bereiche auf freiwilliger Basis auszuweisen. Ausserdem wurde gefragt, ob man es für möglich halte, dass eine zukünftige Bevölkerung von 9 Milliarden Menschen ernährt werden kann unter den Gesichtspunkten eines überwiegenden Ökolandbaus und unter Berücksichtigung eines reduzierten Fleischkonsums? Eine weiter Frage betraf das geplante Freihandelsabkommen mit den USA und die damit erwartete weitere Globalisierung der Landwirtschaft. Es wurde gefragt ob in diesem Fall die biologische oder die konventionelle Landwirtschaft mehr Probleme mit den Marktpreisen zu rechnen habe.
Zur Frage von gentechnikfreien Zonen stellte Billau klar, dass der Bauernverband immer gegen solche Zonen war, dass er aber in ganz Hessen niemanden kenne, der Gentechnik einsetze, ausser bei Futtermitteln. Es gebe zwar einige, die gentechnikfreies Soja kaufen aber andere würden immer noch importierte gentechnisch veränderte Futtermittel verwenden. Mittelerweile gebe es aber 4 Betriebe die versuchsweise selbst Soja als Futtermittel anbauen. Bei der züchterischen Weiterentwicklung von Soja seien die Unversitäten gefordert. Dies gelte auch für Erbsen und Ackerbohnen, die Eiweiss liefern. Es gebe Untersuchungen von der Universität Hohenheim, die zeigten, dass eigentlich kein Soja importiert werden müsste, da wir genug Raps haben.
Billau sieht Chancen, dass man über das Greening, das heisst über die Bindung von Flächenzahlungen an ökologische Leistungen, etwas erreichen kann. Er wünscht sich einen Baukasten mit ökologischen Komponenten, die gefördert werden. Er kenne die Ängste vor Gentechnik, so dass es keinen Sinn mache Gentechnik anzubauen oder zu proklamieren: „Wir können ja nur das produzieren, was die Leute wollen und wo sie sich wohl fühlen.“
Billau macht sich Sorgen wegen des Rückgangs der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland. Er befürchtet, dass unter den heutigen Verhältnissen im Odenwald keine wirtschaftliche Landwirtschaft mehr betrieben werden kann und dass die Bauern wegziehen und die malerische Landschaft zuwächst. Viele Bauern hätten bereits von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung umgestellt. Für diese Regionen gebe es zwar die Möglichkeit Ausgleichszulagen zu beantragen und Agrar-Umweltprogramme durchzuführen aber das reiche offenbar nicht.
Billau sieht den Hunger nicht als Erzeugungsproblem, die Nahrung würde reichen. Es sei ein Verteilungsproblem. Wenn die Sovjetunion mal eine gute Ernte habe, sei die Lagerkapazität schnell erschöpft. Dann liege der Weizen im Regen und gehe kaputt. In Indien sei dasselbe. Wenn die geborgenen Ernten richtig gelagert und verteilt würden, gäbe es kein Problem. Arme Leute hätten auch kein Geld um sich hochwertig zu ernähren. Diese Dinge müssten gelöst werden um Mangelernährung und Mangelkrankheiten zu vermeiden.
Billau befürwortet es Prämien dafür zu nutzen, dass die Landwirtschaft mehr ökologische Komponenten verwirklicht. „Da werden wir zwar etwas mit den Ökoverbänden streiten, aber wir werden auch zu gemeinsamen Lösungen kommen.“
Zum Thema Grünland und Viehwirtschaft bemerkte Kerschgens, dass wir den Fleischkonsum in Deutschland und der EU um 70 % reduzieren müssten, wenn wir nur die vorhandenen Grünflächen nutzen würden. Er befürworte Grünflächen durch Beweidung offen zu halten. Der Fleischkonsum basiere aber auf Futtermittelimporten. Über Sojaanbau in Deutschland könne man das Problem nicht lösen, denn wir bräuchten die Ackerflächen um uns pflanzlich zu ernähren. Zur Erzeugung von 1 kg Rindfleisch brauche man bis zu 15 kg Getreide. Deshalb werden 70 % der Futtermittel aus Ländern importiert, wo dafür Urwälder zerstört werden. Davon sollten wir wegkommen. Zur Zeit sei der Trend „Aufkaufen von Land wo es nur geht“. Äthiopien sei bereits zu einem grossen Teil aufgekauft, und so gehe es anderen Ländern auch, z.B. Rumänien. Wie kann man diesen Trend stoppen? Da müsste eigentlich ein politisch mächtiger Verband wie der Bauernverband die Politik in diese Richtung drängen und nicht der Fürsprecher grosse Agrarkonzerne sein.
Willy Welti vom BUND dankte den Teilnehmern für den sachlichen Meinungsaustausch und kündigte an, dass diese Veranstaltungsreihe fortgesetzt werden soll. Alle politischen Parteien seien eingeladen, sich zu beteiligen. Er wies noch auf die Wichtigkeit der Erhaltung der Sortenvielfalt für die Welternährung hin und forderte von der Agrarpolitik eine stärkere Honorierung von ökologischen Leistungen. In Anbetracht der knapper werdenden Resourcen, sowohl bei der Energie als auch bei den Düngemitteln, sei auch für eine verstärkte Forschung für nachhaltigen und ökologischen Landbau nötig.
Weitere Unterlagen zum Thema „Welternährung“ findet man auf der Internetseite des BUND Bergstrasse. Dort ist auch die ausführliche Niederschrift der Diskussion zu finden.