Die Arbeit der Interkulturellen Vermittlerinnen ist wichtiger denn je. Immer mehr Hilfesuchende benötigen die Unterstützung der ehrenamtlichen „PfiVV“- Mitarbeiterinnen. Die Zahl hat sich mittlerweile von 297 auf 664 mehr als verdoppelt. Im Rathaus stiegen die Anfragen sogar auf das Dreifache an. Auch an der Schillerschule soll es bald eine PfiVV-Anlaufstelle geben. Vorherige Woche fand in der Goetheschule die Vorstellung der Interkulturellen Vermittlerinnen an Schulen statt.
Unter dem Motto „Schulen mit PfiVV“ begrüßte Bürgermeister Matthias Baaß die anwesenden Vermittlerinnen wie auch die Projektverantwortlichen vom Verein Lernmobil Dr. Brigitta Eckert und Larysa Kay-Kulakowski, ebenso die Vertreterinnen der Viernheimer Schulen.
Brigitta Eckert über das Projekt: „Wir möchten die Arbeit des PfiVV bekannter machen und alle Bürgerinnen und Bürger auf die verschiedenen Anlaufstellen in Schulen, dem Rathaus und sonstigen Einrichtungen aufmerksam machen.“
Larysa Kay-Kulakowski gab einen Einblick in den steigenden Bedarf an Beratung für Neu-Viernheimer: Kamen im Jahr 2010 insgesamt 297 Kunden zu den Vermittlerinnen, waren es in 2012 bereits 664 Kunden. An den Schulen zeigt sich der große Bedarf an Beratung noch deutlicher: Dort suchten in 2010 21 Hilfesuchende die Vermittlerinnen auf, 2012 kamen 165 Kunden zur Beratung. Im Rathaus haben sich die Anfragen sogar verdreifacht.
Durch die Zuwanderung aus Osteuropa waren es 2012 vorrangig bulgarische Eltern (43 %), die bei PfiVV um Hilfe baten. 18 % der Unterstützungsuchenden kamen aus der Türkei, 9 % waren Deutsche.
Die interkulturellen Vermittlerinnen, welche zu Beginn nur an einer Schule tätig waren, sind nun in der Goetheschule, der Nibelungenschule, der Friedrich-Fröbel-Schule als auch der Alexander-von-Humboldt-Schule tätig und helfen tatkräftig dabei mit die Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern zu verbessern.
Lehrerschaft und Eltern „verstehen“ sich nicht nur besser, viele Eltern bekommen hier auch Rat zu schulfremden Themen. Kadrie Mustafova, studierte Lehrerin aus Bulgarien, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt, ist nun an der Goetheschule als Vermittlerin tätig und berichtet: „Hauptprobleme der Eltern sind Sprachbarrieren. Häufig übersetzen wir für die Eltern Schulschreiben, geben Informationen zu Schulveranstaltungen und begleiten Lehrer-Eltern-Gespräche. Wir geben uns viel Mühe, um Brücken zwischen Menschen und Institutionen zu schaffen.“
Ina Jerenashvili, die an der Nibelungenschule Hilfestellung leistet, will die Eltern noch vor Schulbeginn informieren: „Wir wollen schnellstmöglich Kontakt zu den Eltern aufbauen, deswegen stellen wir uns bereits bei der Einschulung vor. Schließlich wollen wir den Eltern auch Unsicherheiten nehmen und Probleme schnellstmöglich lösen können.“
„Auch die Frage nach der Kinderbetreuung bewegt viele Neubürger“, so Ruzhitsa Karaasenova, die am T.I.B. mit ihren Bulgarischkenntnissen viele Eltern unterstützt. „Viele Eltern kennen sich mit den deutschen Strukturen nicht aus, sie wissen nicht, wie sie die Betreuung der Kinder finanzieren können, wie sie die Kinder während der Arbeit unterbringen können. Ich weise den Menschen ihre Möglichkeiten auf, häufig ist es aber auch so, dass ich die Erstberatung in vielen Fragen rund um das Leben hier in Viernheim gebe.“
Bürgermeister Baaß schätzt die ehrenamtliche Arbeit der Vermittlerinnen an den Schulen mit „PfiVV“, aber auch an den anderen Anlaufstellen, welche zukünftig weiter ausgebaut werden soll: „Die Vermittlerinnen leisten Großes für die Bürger und die Stadt. Ihnen gebührt großer Dank!“
Dr. Brigitta Eckert gab einen kleinen Ausblick in die Zukunft des PfiVV: „Bisher bieten wir eine offene Beratung. Zukünftig wäre es wünschenswert, wenn sich das Kollegium der Schulen stärker mit den Vermittlerinnen verzahnen könnte. Der Fokus muss auf den Eltern liegen, damit diese den Bildungsweg ihrer Kinder besser begleiten können. Außerdem soll bald auch die Schillerschule eine interkulturelle Vermittlerin bekommen.