Der jüngste Besuch einer Gästegruppe aus Rheinzaberns burgundischen Partnergemeinden Chalmoux, Cronat, Mont, Saint-Aubin-sur-Loire und Vitry-sur-Loire stand im Zeichen eines Dreiklangs aus Natur, Kultur und Kulinarischem. Bei idealem Wetter sollten Gäste und Gastgeber ein kurzweiliges Wochenende erleben, das aber erhebliche Kondition erforderte.
Mit dem Klang der Glocken, fast auf die Minute genau und nach 550 km Anreise, begrüßte Ortsbürgermeister Gerhard Beil die Gäste und ihre Gastgeber bei einem Sekt d’honneur im Rathaus. G. Beil stellte den Besuch in den Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des Élysée-Vertrages, der seit Jahrzehnten die einzigartige deutsch-französische Freundschaft beflügelt. Bernd Ohnemüller, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins präsentierte ein Programm, das auch die Südpfalz miteinbezog.
Gestärkt durch ein Grillfest bei Familie Wayand steuerte die Jumelage-Familie zunächst das Weintor an. Hier erklärte Gerhard Beil die Symbolträchtigkeit des Ortes, nicht ohne auch auf finstere Zeiten der deutsch-französischen Nachbarschaft einzugehen. Weißenburg, Geisberg, Maginot Linie, Westwall – längst hat sich das als Propagandapopanz errichtete Weintor zu einem Tor des Friedens gewandelt, die früheren Grenzregionen Pfalz und Elsass liegen heute im Herzen Europas. Nur die Monumente mahnen: Denk mal! Eine Fahrt über die Deutsche Weinstraße ließ erahnen, dass man sich in einem der größten deutschen Weinbaugebiete befand.
Stellvertretend für die Bedeutung des Oberrheingebietes als Zentrum des mittelalterlichen Reiches stand dann die Ruine Landeck auf dem Programm. Kaum eine Gegend, wo es so viele Klöster, Dome und Burgen gibt. Ein zünftiger Waldspaziergang führte zum Balkon der Südpfalz, wo die Gäste ein einmaliges Panorama erwartete, das, durchs Schoppenglas betrachtet, noch beeindruckender wurde. Tag eins des Jumelagebesuchs endete bei einem italienischen Buffet im Restaurant „Pasta Pasta“ zu Rheinzabern.
Früh am Sonntagmorgen rief die „Lusoria“ zu einer Ruderpartie mit dem Römerschiff. Ein einmaliges Erlebnis, bei dem die Kommandos auch in Französisch erteilt wurden, damit die Ruderer im gleichen Takt agierten. Der Mittagspause mit feinem Zander folgte ein Besuch im Juwel der Südpfalz, dem Dom zu Speyer. Dort führte Virginie Dryancour die Gäste durch die „Cathédrale de Spire“ und erklärte auf Französisch so manches Detail dieses einzigartigen Bauwerks. Großes Erstaunen gab es ob der Maße, der Kunst, der Kaiser und Könige.
Eine Stippvisite über die Maximilianstraße führte noch zur Jakobusstatue, Ausgangspunkt so mancher Pilgerreise über Burgund nach Santiago de Compostela, und zur protestantischen Dreifaltigkeitskirche, deren wunderbares Interieur am internationalen Tag des Denkmals zugänglich war.
Bei Pfälzer Hausmacher im Gartenzelt von Familie Wayand klangen zwei herrliche Tage harmonisch aus, ehe den Burgundern eine 6-stündige Heimfahrt bevorstand. Zuvor aber wurden in einem kleinen Diskurs die Franzosen in die Pfälzer Trinkgewohnheiten eingeführt, bis aus Burgundermund fast akzentfrei „en Schoppe Scho(r)le“ zu hören war.
Alle waren sich einig: Mögen auch die Verträge von den „hohen Tieren“ gemacht worden sein, so müssen sie an der Basis durch menschliche Begegnungen mit Inhalt ausgefüllt werden. So entstehen Vertrauen, Respekt vor der Andersartigkeit und Verständnis für den Nachbarn. Aus dem anonymen „Franzos“ wird ein Bernard oder Jean, aus der „Französin“ eine Marie, Nicole oder Isabelle.
Bernard Bidolet, Präsident des französischen Partnerschaftskomitees, und Bernd Ohnemüller, Vorsitzender des Freundeskreises Rheinzabern-Chalmoux konnten zufrieden sein. Natürlich wurden auch neue Pläne geschmiedet, insbesondere für das anstehende 10-jährige Jubiläum der Partnerschaft im Jahre 2014 bzw. 2015.
Der lange und herzliche Abschied war verbunden mit der Aussicht auf ein Wiedersehen am „Anneresl“, wo die Burgunder mit „Burgunder“ und anderen Spezialitäten seit Jahren eine besondere Attraktion bieten.
Ein herzliches Dankeschön gilt allen Gastgebern sowie den eifrigen Helfern um Familie Ohnemüller und Wayand.