Vor bereits acht Gebäuden konnten aufmerksame Beobachter die roten Sitzwürfel entdecken. Als Sehstationen werden sie vor baukulturellen Schätzen Mannheims aufgestellt, um auf besonders gelungene Architektur hinzuweisen. In dieser Woche wurde erstmalig ein Platz ausgezeichnet. Der Rathausplatz Wallstadt ist ein ehemaliger Parkplatz, der 2011 im Auftrag der Stadt Mannheim durch die Architekten Adler & Olesch BDLA, Mainz, Nürnberg, München neukonzipiert wurde.
„Wir konnten den Platz für Ort und Einwohner zurückgewinnen und ein lebendiges Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen“, lobt Baubürgermeister Lothar Quast die neue alte Mitte Wallstadts. Die neue Gestaltung ermöglicht ein rücksichtsvolles Nebeneinander von Fußgängern und motorisiertem Verkehr. Die alten Platzkanten sind wieder erkennbar, was den Bezug von Rathaus und Kirche herausarbeitet. Außerdem ermöglicht ein Holzeck in Form eines Tanzbodens viele verschiedenen Veranstaltungen und Nutzungsmöglichkeiten.
„Die optische Ausrichtung auf das historische Rathaus und die neue Möblierung des Platzes mit Bäumen, Laternen und Bänken kreieren eine repräsentative Ortsmitte. Diese moderne und ruhige Platzgestaltung aus hellem Betonwerksstein mit Bändern aus Muschelkalk überzeugte auch die Jury“, erklärt Dr. Martina Kubanek, Leiterin des Baukompetenzzentrums. „Der Rathausplatz Wallstadt zeigt alle Potentiale und Möglichkeiten einer gelungenen Stadtgestaltung auf und ist ein urbanes Zentrum, das diesem dynamischen Vorort gerecht wird.“
Die Sehstation vor dem Platz ist auch eine Auszeichnung für die Bürgerinnen und Bürger sowie der beteiligten Firmen, die viel Zeit und Energie bei Planungsworkshops investiert haben. Mit der Neugestaltung wurden nicht nur baukulturelle Ziele, sondern auch die des Zentrenkonzepts verfolgt: „Der Einzelhandel und das Gewerbe werden zentral im Stadtteil gestärkt. Allerdings hält der Platz genügend Raum für Begegnung und Austausch bereit“, so Quast.
Bis Oktober werden alle zwei Wochen die roten Würfel aus Sichtbeton aufgestellt. Sie dienen als Sitzgelegenheit vor zwölf Objekten, die eine unabhängige Jury aus insgesamt rund 40 Bauwerken ausgesucht hat. Die Jury, bestehend aus externen Architekten und internen Fachleuten hat dabei Kriterien, wie die äußere Erscheinung, die Detailausbildung und Materialwahl in die Beurteilung einfließen lassen. Auch die Frage, wie sich das Gebäude in die Umgebung einfügt steht im Zentrum der Bewertung.
Das Spektrum reicht von Plätzen über Wohngebäude, Bürogebäude, Bildungsbauten bis hin zu Kirchen aus den verschiedensten Epochen. Die Projekte finden sich nicht nur in der Mannheimer Innenstadt. Auch in den Stadtteilen lässt sich vorbildliche Baukultur entdecken. Für jede Sehstation hat die Jury einen Begleittext geschrieben, der verdeutlichen soll, warum gerade diese Bauten besonders gelungen sind. Der Text wird auf der Sitzfläche des jeweiligen Betonwürfels zu lesen sein. Ebenso ist ein QR-Code geschaltet, mit dem Sie per Handy direkt auf die städtische Website kommen, um weitere Infos zu dem Projekt zu erhalten.
Die Stadt Mannheim möchte das Thema Baukultur verstärkt in das Stadtbild und daher in das Bewusstsein bringen. Daher wird darauf geachtet, dass Wettbewerbe durchgeführt werden, kompetente Planungsbüros für einzelne Planungs- und Bauaufgaben beauftragt werden. Ebenso wurde der Gestaltungsbeirat eingerichtet, der die Stadt Mannheim als unabhängiges Gremium berät. Das Baukompetenzzentrum begleitet das Thema Baukultur mit Vorträgen und verschiedenen Aktionen.
Die nächsten Standorte werden immer ein paar Tage vorher auf der Internetseite der Stadt Mannheim unter www.mannheim.de/stadt-gestalten/baukultur/sehstationen und über einen Flyer bekannt gegeben. Tatkräftig unterstützt wird das Baukompetenzzentrum vom Eigenbetrieb Stadtentwässerung, der die Würfel aufstellt. Am Ende der Aktion gibt es die Möglichkeit, das persönliche Lieblingsobjekt auszuwählen. Das Projekt mit den meisten Stimmen wird dann vom Baukompetenzzentrum mit dem Mannheimer Baukulturpreis 2013 ausgezeichnet.