Die beklagenswerte Unterrichtsversorgung in Rheinland-Pfalz hat die erste Schulleiterin in Mainz dazu gebracht, den Weg an die Öffentlichkeit zu suchen. Ulrike Stephan-Emrich, die Direktorin des Gutenberg-Gymnasiums, hat ihrem berechtigten Ärger in der Lokalpresse freien Lauf gelassen und spricht unmissverständlich von einer Mangelverwaltung.
Stundenkürzungen und Ausfall ganzer Fächer, erheblich weniger Vertretungslehrer und hohe Schülerzahlen in Kursen machen vielen Schulen zu schaffen, wie auch Brigitte Wonneberger, Direktorin des Mainzer Schlossgymnasiums, laut Presseberichten betont. Zugleich spricht Bildungsministerin Ahnen von einer „guten Unterrichtsversorgung“. In welchem Bundesland lebt die Ministerin? Sie geht davon aus, dass der strukturelle Unterrichtsausfall nicht über dem des letzten Schuljahres liegt, der 1,9 Prozent betrug. Elternvertreter, Lehrerverbände und nun auch Schulleiterinnen gehen hingegen schon jetzt auf die Barrikaden.
Statt in die Unterrichtsversorgung zu investieren, hat man mit der kostenlosen Schülerbeförderung und der Lernmittelfreiheit falsche Prioritäten gesetzt. Die Verantwortlichen sollten sich fragen, wie sie mit dem Recht der Schülerinnen und Schüler auf guten Unterricht umgehen, zumal die Landesregierung die desolate finanzpolitische Situation in Rheinland-Pfalz zum großen Teil selbst zu verantworten hat. Der Nürburgring liegt eben nicht in Griechenland. Die ACDL (Arbeitsgemeinschaft Christlich Demokratischer Lehrer) fordert die Landesregierung auf, endlich eine angemessene Unterrichtsversorgung zu garantieren, Vertretungslehrer fair zu bezahlen, keine Stundenkürzungen vorzunehmen, die die Unterrichtsqualität senken, und die Schülerzahlen gerade auch in Oberstufenkursen in vertretbarem Rahmen zu halten. Nicht zuletzt brauchen die Schulleitungen Planungssicherheit, die im Vorfeld des aktuellen Schuljahres offensichtlich nicht gewährleistet war. Interessant wäre es zu erfahren, ob die Integrierten Gesamtschulen von derselben Mangelverwaltung betroffen sind wie die Gymnasien.
Es drängt sich der Eindruck auf, dass Schulleiter nur laut genug Alarm schlagen müssen, damit Ministerium und ADD reagieren, wie es auch das Beispiel Gutenberg-Gymnasium in Mainz belegt. In diesem konkreten Fall hat das Bildungsministerium bereits eine Nachversorgung mit Lehrkräften angekündigt. Eine vorausschauende Unterrichtsplanung sieht indes anders aus.