Stimmungsvoller Höhepunkt des Hochfestes Mariä Himmelfahrt war in Speyer am Donnerstagabend traditionell die Lichterprozession durch den Domgarten. Singend und betend zogen die Gläubigen mit ihren Kerzen durch die laue Sommernacht. Zuvor hatte in der erneut voll besetzten Kathedrale eine Marienfeier unter der Leitung von Dompfarrer Matthias Bender stattgefunden.
In der Predigt bezeichnete Dr. Reimund Bieringer, Speyerer Diözesanpriester und Professor für neutestamentliche Exegese an der Universität Löwen (Belgien), das Hochfest als eine „Demonstration gegen den Tod, als ein Fest des Lebens und der Lebensfreude“. Gott sei nicht „Verursacher oder Alliierter des Todes, sondern der ärgste Gegenspieler des Todes“.
Das Fest Mariä Himmelfahrt sei „ein beredtes Zeugnis von Gottes Ehrfurcht vor dem Leben, dem ganzen Leben, mit Leib und Seele“. Gott achte unser Leben so sehr, dass er uns wie die Gottesmutter Maria als ganze Menschen mit Leib und Seele bei sich im Himmel aufnehmen wolle, so der Theologe. „Weil dies aufgrund der Sünde und ihrer Macht nicht möglich ist, macht Gott durch die Auferstehung den Tod zunichte und schenkt dem Menschen durch die Neuschöpfung eine neue Leib-Seele-Existenz im Leben nach dem Tod.“
Professor Bieringer sagte, Mariä Himmelfahrt zeige uns „den Traum von einer Welt, in der Menschen nicht durch die Gewalttätigkeit des Todes aus diesem Leben scheiden“. Selbst wenn diese Vision utopisch erscheinen möge, so öffne sie doch die Augen für ein angemesseneres Gottes- und Menschenbild. „Diese Vision lädt ein zu Umdenken und Umkehr.“
Den Schlusspunkt des festlichen Tages, der am Morgen mit einem Pontifikalamt im Dom begonnen hatte, setzte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. Vor dem Eingangsportal der Kathedrale rief er die Gläubigen dazu auf, sich an Maria zu orientieren. Die Patronin von Dom und Bistum ermutige immer wieder dazu, „unser Vertrauen auf den Herrn zu setzen, der ein Freund des Lebens ist“.
Für die musikalische Gestaltung der abendlichen Liturgie sorgten der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori, die Dombläser sowie Domorganist Markus Eichenlaub.