Das Umweltamt der Stadt Heidelberg zieht positive Bilanz für die Pflegemaßnahmen im Naturschutzgebiet „Felsenmeer“. „Es ist uns gelungen, den ursprünglich lichten Karpatenbirken-Ebereschen-Blockwald wiederherzustellen. Dieser bietet seltenen Moos- und Flechtarten sowie Insektenarten wie dem seltenen Dammläufer hervorragende Lebensbedingungen. Dies ist ein weiterer Baustein zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Heidelberg“, erklärte Dr. Hans-Wolf Zirkwitz, Leiter des Amtes für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie.
Bei den Pflegemaßnahmen wurden zahlreiche unerwünschte Bäume wie Douglasien, Weymouthskiefern, Fichten und auch raschwüchsige Esskastanien aus dem Naturschutzgebiet entnommen und hierdurch der ursprüngliche lichte Karpatenbirken-Ebereschen-Blockwald wiederaufgebaut. Die Pflegemaßnahmen haben Ende des Jahres 2011 begonnen. Für die Pflege des knapp fünf Hektar großen Schutzgebietes hat das Regierungspräsidium Karlsruhe 24.000 Euro bereitgestellt. Die Karpatenbirke ist nach derzeitigem Kenntnisstand in der letzten Eiszeit eingewandert und hat unter den extremen Lebensbedingungen zwischen den Felsblöcken Jahrtausende in Heidelberg überdauert.
Seltene Moose und Flechten
Diplombiologe Sdravko Vesselinov Lalov führt seit Beginn 2013 im Auftrag der Stadt Heidelberg die Beseitigung der nachwachsenden Nadelhölzer und Esskastanienbäume fort. Zudem sollen durch weitere Pflegemaßnahmen seltene Moose und Flechten, beispielsweise das sogenannte „Leuchtmoos“ erhalten und vermehrt werden. Hierzu sollen die Felsenköpfe mit ihrem Moos- und Farnbewuchs von der Mull- und Laubschicht befreit werden.
Schutzgebiet „Felsenmeer“
Das Schutzgebiet liegt im Heidelberger Stadtwald südlich des Wolfsbrunnens in Schlierbach. Der Name „Felsenmeer“ wurde ihm aufgrund der nordwestorientierten Buntsandsteinblockhalde gegeben.
- Entstehung: Die zum Teil mehrere Meter hohen Blöcke entstanden während der Kaltzeiten des Quartärs (Eiszeit) durch Frostsprengung. Dabei drang Wasser in die Spalten des Gesteins und löste beim Gefrieren durch die Ausdehnung groben Blockschutt vom Felsen. Der damalige Dauerfrostboden taute in seinen oberen Partien kurzzeitig auf, was zu Bodenfließen (Solifluktion) führte. Vor allem an den nord- und nordostexponierten Hängen führten die Fließerden und Blockströme zur Ausformung des Felsenmeeres.
- Pflanzen- und Tierwelt: Die mächtigen Felslagerungen lassen in der Kernzone mangels Bodensubstrat keine höhere Vegetation anwachsen. Gleichzeitig begünstigen die Nordlage und die hohe Luftfeuchtigkeit das Vorkommen von Besiedlungsspezialisten. So wurden hier bei verschiedenen Kartierungen 89 Moosarten und 37 Flechtenarten gezählt, darunter auch das gefährdete Grüne Koboldmoos und das seltene Leuchtmoos. Die wenigen vorkommenden Farn- und Blütenpflanzen haben sich an das unwirtliche Leben zwischen den Felsen gut angepasst. So gibt es zum Beispiel Vorkommen des Wald-, Tannen- und seltenen Keulenbärlapps und des an nährstoffarme Standorte angepassten Blauen Pfeifengrases. Im Gegensatz zum benachbarten Hochwald bieten die zerklüfteten Felsen nur vergleichsweise wenigen Arten Lebensraum. Die Vogelwelt und die Insekten sind die häufigsten Artengruppen.
- Naturschutz: Das Gebiet wurde 1956 zusammen mit dem Naturschutzgebiet „Russenstein“ und dem Naturschutzgebiet „Naturpark Michelsbrunnen“ unter Schutz gestellt, nachdem es schon 1935 vom Heidelberger Stadtrat als Naturpark ausgewiesen worden war. Die seit Jahrtausenden unberührte Felslandschaft war Grundlage für den Erhalt seltener Pflanzen- und Tierarten.