Um Schwalbe, Spatz & Co. ist es schlecht bestellt

Mehlschwalbennest

Die aktuell vom Umweltamt Mainz initiierten Bestandsaufnahmen von Nistplätzen an Gebäuden bestätigen den Verdacht: Um Schwalbe, Spatz & Co. ist es schlecht bestellt.

Die Tiere, die als Kulturfolger seit Jahrhunderten Winkel und Spalten an Gebäuden in Dörfern und Städten bewohnten, finden kaum noch Nistplätze vor. Aufgrund unbedachter Sanierungen und mancher Vorurteile werden ihnen Einflüge versperrt und ihre Nester entfernt.

„Dabei leisten uns die sogenannten Gebäudebrüter wertvolle Dienste. Elternpaare von Schwalbe und Mauersegler können über 10.000 Insekten täglich vertilgen. Fledermäuse übernehmen diese Funktion nachts. Hausspatzen sind geschickte Futterfinder, die der Ansiedlung von Ratten und Tauben vorbeugen“, so Umweltdezernentin Katrin Eder.

Für die Stadt Mainz wertvolle Helfer, könnten doch mehrere 10.000 Euro statt sie für die Schnaken- und Taubenbekämpfung auszugeben in andere Projekte investiert werden.

Ein letzter bekannter Schwerpunkt von Schwalben und Spatzen ist der Ortskern von Mombach. Hier konnten noch an rund 50 Gebäuden Nistplätze ausfindig gemacht werden. Die Neustadt ist hingegen besonders beliebt beim Mauersegler. Nun gilt es, die letzten Niststätten zu bewahren und andernorts neue zu schaffen. Katrin Eder erläutert „Dies ist leicht möglich.

Im Fachhandel gibt es künstliche Nisthilfen, die zu jedem Gebäudetyp passen und auch in Wärmedämmungen eingefügt werden können. Möglich sind auch handwerkliche Lösungen wie die Anlage von Einflugöffnungen in Dachtraufe und Ortgang.“

Fast alle künstlichen Niststätten sind wartungsfrei. Sie können mit atmungsaktiver Fassadenfarbe gestrichen werden und verursachen keinen Schmutz. Gegen den „klecksenden“ Star hilft eine Starensperre. Für Schwalben kann ein Kotbrett angebracht werden. Mauersegler sind besonderes unproblematisch: Die Alttiere transportieren Kotballen heraus und halten Nest und Umgebung sauber. Am Gebäude selbst richten diese Tiere keinerlei Schaden an.

Vorbildlich hat bereits die Gemeinnützige Wohnstätten-Genossenschaft Mainz eG gehandelt. An deren Wohnblocks waren dutzende Mehlschwalbennester entfernt worden. Eine mit hohen Bußgeldern bewährte Ordnungswidrigkeit, in manchen Fällen eine Straftat. Nun hat man reagiert und 60 künstliche Schwalbennester angebracht. Die zweitgrößte Mehlschwalbenkolonie in Mainz ist somit wiederhergestellt!

Um die Helfer der Lüfte wieder in Aufwind zu bringen, liegt ab sofort das Informationsfaltblatt „Gebäudebrüter“ in allen Ortsverwaltungen aus. Ferner wird geprüft, an welchen öffentlichen Gebäuden die Stadt Mainz selbst Niststätten anbringen kann.