Festakt „100 Jahre Jugendamt“ – Ein Jahrhundert Hilfen für Kinder und Familien

Das Mannheimer Jugendamt feiert Jubiläum. Seit hundert Jahren unterstützt es Kinder, Jugendliche und Familien und leistet so einen wesentlichen Beitrag für gutes Zusammenleben in Mannheim. Gefeiert wurde das Jubiläum mit einem Festakt „100 Jahre Jugendamt“ im Stadthaus in N 1.

Eine Geschichte vieler Jugendämter

Für das Jugendamt Mannheim ist dieses Jubiläum ein ganz besonderes, da es eines der ersten gegründeten Jugendämter in Deutschland ist. „Die 100jährige Geschichte des Jugendamts blickt auf eine Zeit gesellschaftlicher Umbrüche zurück. Deshalb kann man nicht von einem Jugendamt sprechen. Es ist die Geschichte von vielen Jugendämtern“, so Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz. Die Gründung des Jugendamts in der Zeit nach der Industrialisierung, die des ersten Jugendsekretariats Mitte des 20. Jahrhunderts oder das veränderte Grundverständnis von Tageseinrichtungen Anfang der 90er Jahre, dass in Tageseinrichtungen nicht nur die Betreuung, sondern auch Bildung und Erziehung gefordert werden, sind nur einige Beispiele. „Die Verschiebung der Ressourcen und der Wahrnehmung etabliert eine neue Akzentuierung: weg von der Jugend, zurück zur Kindheit“, fasste Kurz zusammen.

Das Jugendamt steht für die strategischen Ziele Mannheims – sowohl in wirtschaftlicher als auch in sozialer Hinsicht. Zum will Mannheim Vorbild für Bildungsgerechtigkeit in Deutschland sein, zum anderen Vorbild für das Zusammenleben in Metropolen. Des Weiteren etabliert sich Mannheim als Stadt der Talente und der Bildung und gewinnt mehr Menschen für sich, was eng mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie verknüpft ist. 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten an 80 Standorten für das Jugendamt. Im Jahr 2012 hat die Stadt Mannheim 175 Millionen Euro in die Jugendhilfe investiert, 2013 wird diese Summe absehbar noch höher. Diese Zahlen zeigen deutlich die Prioritätensetzung der Stadt Mannheim. „100 Jahre Jugendamt zeigen, dass Wandel beständig ist und das Jugendamt immer wieder auf neue gesellschaftliche Ansprüche zu reagieren hat. Ich bedanke mich für die Offenheit und das Engagement des Jugendamts“, so der Oberbürgermeister.

Dialog mit der Bildungsbürgermeisterin

Während der Dialogrunde fasst Bildungsdezernentin Dr. Ulrike Freundlieb zusammen: „Das Jugendamt hat die Aufgabe, Freiräume zum Spielen zur Verfügung zu stellen. Dieser Raum kann sehr weit definiert werden, sei es in organisierten Treffs oder freien Spielplätzen. Die Herausforderung liegt in der Flexibilität und Kreativität, individuelle Räume für verschiedenste Ansprüche zu gewährleisten.“ Des Weiteren sei die Mitsprache der Kinder von größter Priorität, hier müsse die Stadt den Kindern und Jugendliche einfache Strukturen bieten, in dem die Stadt auf sie zu geht und es so selbstverständlich und einfach ist, sich Gehör zu verschaffen.

„Die Zielsetzung des Kindertagesausbaus verfolgt zwei gleichwertige Ziele; zum einen Bildungsgerechtigkeit und zum anderen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Qualität der Kinderbetreuung in Mannheim stimmt“, dankte sie dem Jugendamt.
„Beim Aufwachsen ist eine sichere Bindung von größter Bedeutung, und an welchem Ort diese gegeben werden kann, ist individuell vom Kind abhängig, sei es in Pflege- oder Adoptivfamilien, in Heimen oder in betreutem Wohnen. Die Unterstützung fokussiert sich auf die individuellen Lebensformen der Kinder und auch der Begriff Familie kann bunt und breit, aber immer zu Gunsten des Kindes, definiert werden“, so Freundlieb.

Festvortrag zu den Jugendämtern der Zukunft

Prof. Dr. Thomas Rauschenbach, Vorstand und Direktor des Deutschen Jugendinstituts e.V., referiert in seinem Festvortrag „Kinder- und Jugendhilfe in neuer Verantwortung – Herausforderungen für Jugendämter der Zukunft“ über die Verantwortungsübernahme durch Kinder- und Jugendhilfe und über den Wandel der Lebenslagen der in Deutschland aufwachsenden Jugendlichen und Kindern. Mit der Gründung des Jugendamtes 1913 sieht Rauschenbach den erfolgreichen Versuch, damals dezentral verteilte Aufgabenbereiche zentral zu bündeln und zu steuern. Auch er sieht die von OB Kurz bereits angesprochene Verschiebung von Verantwortlichkeiten: „Die Rahmenbedingungen des Aufwachsen, bedingt durch die Globalisierung, Diversity und Digitalisierung, haben sich stärker verändert als wahrgenommen. Kern dieser Transformation ist eine Ausweitung der öffentlichen Verantwortung. Trotzdem bleibt die Familie in der zentralen Verantwortung“, fasst Rauschenbach zusammen.

Zwischen den Vorträgen der Gratulanten wurde dem Publikum ein buntes Programm aus Theater, Tanz, Spiel und Gesang geboten. Das Jugendhaus Herzogenried bildete den Rahmen der Veranstaltung mit der Eingangsperformance „Body and Soul“ und der Endaufführung „Völlig losgelöst, von Liebesbriefen, Raumschiffen und Zitronenbäumen“. Die kleinsten Gäste, die Kinderkrippe Oberer Ried unter der Leitung von Christina Boukouvala, Christine Gdanitz, Melek Yildiz und Rabiye Oymak, führten mit Tanz und Spiel „Rumpelstilzchen“ auf. Akrobatisches Programm lieferte der Kinder- und Jugendzirkus Trolori vom Spielmobiol Mannheim unter der Leitung von Corrina von Tschammer und Kristina Rothe. Die Crazy Kids & Lilliputs vom Jugendhaus Erlenhof unter der Leitung von Ümit Dugan und Franziska Brenneisen zeigten Tänze zu vielen verschiedenen Musikrichtungen.

Im Anschluss des Festaktes erwartete das Publikum im Foyer vorm Bürgersaal eine Ausstellung aus der Plakatsammlung des Jugendamts sowie spielerische Mitmachaktionen.