Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen verwandelten rund 2.000 Gläubige den Wallfahrtsort Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben zu einem Ort des Klangs und der Musik. Der Katholikentag unter dem Leitwort „Nehmt Gottes Melodie in euch auf“ machte die Bandbreite der Musikstile in Kirche und Gottesdienst erfahrbar – von gregorianischen Chorälen und Orgelimprovisationen über neue geistliche Lieder und afrikanische Trommelthythmen bis hin zu Taizé-Gesängen und sommerlicher Blechbläsermusik.
„Werdet zu Menschen, in deren Leben die Freude an Gott und die Freude darüber, miteinander auf dem Weg des Glaubens zu sein, zum Klingen kommt“, machte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann den Gläubigen Mut, „die Melodie Gottes auch in einer gesättigten Gesellschaft nicht verstummen zu lassen.“ Das Evangelium sei kein Gassenhaus und kein Schlager, erst recht keine Kaufhausmusik, von der man sich berieseln lässt. „Das Evangelium hat herausfordernde Töne in sich und will uns zu Menschen machen, die ihre Kraft aus der Weite des Glaubens schöpfen und den Zeitgenossen darin ein Vorbild sind, die Zukunft in die Hand zu nehmen.“ Auch Gott sei nicht statisch, sondern vielmehr Liebe und Melodie. Die Neupriester Dr. Jens Henning und Michael Kapolka spendeten den Gläubigen – unter den Ehrengästen auch die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer – zum Abschluss des Gottesdienstes den Primizsegen.
Mehr als 20 Workshop- und Konzertangebote animierten die Teilnehmer, den Reichtum und die Vielfalt der Kirchenmusik zu erleben. Darüber hinaus richtete sich der Blick auf die Weltkirche. Lory Obal, Referentin für ethnische Minderheiten in der Diözese Kidapawan auf den Philippinen, berichtete auf der Bühne im Innenhof der Wallfahrtsstätte vom Kampf der indigenen Bevölkerung gegen internationale Bergbaukonzerne, die durch den Abbau von Rohstoffen und Bodenschätzen die natürlichen Lebensgrundlagen zerstören. „Beten und Handeln gehören zusammen“, erklärte Lory Obal, für die Solidarität vor allem menschliche Anteilnahme und der anwaltschaftliche Einsatz für die Rechte der Menschen im Süden bedeutet. „Wir dürfen uns der Not der Brüder und Schwestern in der Welt nicht verschließen, sondern müssen immer wieder über unseren Kirchturm hinausdenken“, bekräftigte Weihbischof Otto Georgens, Bischofsvikar für weltkirchliche Aufgaben im Bistum Speyer.
Bei der Schlussandacht erinnerte der Weihbischof daran, dass am Anfang des Glaubens das Lob Gottes steht. „Der Glaube wird im Herz geboren, nicht im Kopf.“ Am Beginn des Glaubens stünden keine Lehrsätze, sondern Psalmen, Loblieder und Gesang. „Unser Glaube hat Klang und Farbe, nicht nur Papier und Druckerschwärze“, trat er für das Gotteslob als „Echo und Antwort auf das Geschenk der Liebe“ ein. Es sei den Christen aufgegeben nicht zu verstummen, wenn Bedrohung, Gefährdung und Angst sich zusammenballen. „Sie singen das Lied der Erlösten und Befreiten – in immer neuen Melodien und Tonarten.“
An einem Stand unter den Arkaden konnten sich die Gläubigen über das neue Gotteslob informieren, das am ersten Advent 2013 in Deutschland, Österreich und der Diözese Bozen-Brixen eingeführt wird. Die Bistumszeitung „Der Pilger“ lud mit einer Aktion zum Nachdenken darüber ein, was einem persönlich heilig ist. Gestärkt von den geistlichen und musikalischen Impulsen des Tages, aber auch von der Erfahrung der Gemeinschaft im Glauben kehrten die Teilnehmer abends zurück, manch einer mit einem Laib des schmackhaften „Rosenberger Wallfahrtsbrots“ im Gepäck.