Umweltminister Franz Untersteller hat vor der Infokommission am Kernkraftwerksstandort Philippsburg die Bereitschaft Baden-Württembergs bekräftigt, Philippsburg in die Suche nach einem Zwischenlager für einen Teil der erwarteten Castorbehälter mit radioaktivem Abfall aus den Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague einzubeziehen.
Voraussetzung für die Lagerung der Castoren ist ein Antrag des Betreibers EnBW sowie eine vom Bundesamt für Strahlenschutz erteilte atomrechtliche Genehmigung. Dieser Genehmigung geht ein umfangreiches Genehmigungsverfahren voraus.
Anders als andere Bundesländer nehme Baden-Württemberg seine Verantwortung wahr und leiste mit der Bereitschaft, möglicherweise zusätzlichem Atommüll in Philippsburg zu lagern, einen weiteren konstruktiven Beitrag auf dem Weg, das Problem der Endlagerung radioaktiven Abfalls zu lösen, erklärte Untersteller: „Wir sind einer geordneten und zielführenden Endlagersuche in Deutschland so nahe wie noch nie. Diese Chance müssen wir meiner Ansicht nach nutzen. Wir brauchen deshalb Zwischenlager für insgesamt 26 Castoren, die ab 2015 aus England und Frankreich nach Deutschland gebracht werden. Philippsburg ist einer der grundsätzlich dafür in Frage kommenden Standorte.“ Gorleben, so der Umweltminister, scheide nach einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern als Lagerstandort definitiv aus.
Konkret gehe es um fünf Castoren mit verglasten mittelradioaktiven Abfällen aus dem französischen La Hague, erläuterte Minister Untersteller. Die radioaktive Strahlung dieser Abfälle sei über 1000 Mal niedriger, als die Aktivität des bisher schon am Kernkraftwerksstandort Philippsburg lagernden hochradioaktiven Abfalls. Insgesamt mache sie nur einen geringen Bruchteil der Gesamtaktivität im Zwischenlager Philippsburg aus.
Franz Untersteller: Ich habe großes Verständnis für die Sorgen der Menschen in und um Philippsburg diesen zusätzlichen Abfall betreffend. Und ich verstehe auch ihren Ärger, nachdem ihnen von früheren Regierungen versprochen worden ist, dass nur in Philippsburg anfallende Abfälle am Standort zwischengelagert werden. Aber ich werbe auch um eine sachliche Diskussion und darum, die einmalige Chance auf ein Endlager nicht zu verspielen.
An die Adresse von CDU und FDP richtete Untersteller erneut den Appell, sich jetzt nicht wegzuducken: „Wer über Jahrzehnte die Atomkraft gefördert und gestützt hat, ist besonders gefordert, wenn es um die Frage der Lagerung radioaktiven Abfalls geht. Es ist kein Ausweis politischer Verantwortung, so zu tun, als gehe einen die Zwischenlagerung der erwarteten 26 Castoren nichts an und das Problem allein den grünen Umweltministern von Schleswig Holstein und Baden-Württemberg zu überlassen.“