Die Themen Integration und Inklusion standen im Mittelpunkt eines Empfangs, den Kirchenpräsident Christian Schad aus Anlass des Themenjahres „Reformation und Toleranz“ in den Räumen der Westpfalz-Werkstätten im Gemeinschaftswerk für Menschen mit Behinderungen in Landstuhl gab.
„Toleranz ist die Basis für den gesellschaftlichen Frieden“, erklärte Kirchenrat Wolfgang Schumacher zu Beginn der Veranstaltung. Vorurteile entstünden meist durch Furcht vor dem Unbekannten und es bedürfe des Mutes der Mehrheit, um sie zu überwinden, so Schumacher.
Im Anschluss unterhielten sich Kirchenpräsident Christian Schad und Schüler des evangelischen Trifels-Gymnasiums in Annweiler gemeinsam mit Schulleiter Steffen Jung über den Stellenwert der Toleranz in Gesellschaft und Bildung. Die Schüler berichteten von ihren Erfahrungen, die sie im Alltag mit Intoleranz gemacht hatten und erläuterten die verschiedenen Projekte ihrer Schule zu diesem Thema. Kirchenpräsident Schad lobte das Engagement des Trifels-Gymnasiums, das unter anderem dem Schulnetzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angehört. „Toleranz bedeutet Dialog und Verständigung und dies ist in einer Gemeinschaft unerlässlich“, sagte der Kirchenpräsident. Toleranz bedeute nicht, seinen eigenen Standpunkt aufzugeben, sondern die Standpunkte anderer wahrzunehmen und zu respektieren.
Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr und der Geschäftsführer des Gemeinschaftswerks, Karl-Hermann Seyl, debattierten über die Chancen und Grenzen der Inklusion in Deutschland. Inklusion bedeute die Einführung einer Gruppe in eine Gesellschaft, die dann in dieser frei und unter gleichen Bedingungen mitwirken könne, erklärte Seyl. Dazu gehöre auch, sein Leben selbstbestimmt gestalten zu können, was gerade für Behinderte nicht einfach sei. „Die Inklusion ist ein langer Weg, den man Schritt für Schritt gehen muss“, sagte Diakoniepfarrer Bähr. „Die vollkommene Inklusion wäre eine wohl unerreichbare Utopie, der man sich aber zumindest annähern kann.“
Gelungene Beispiele inklusiver Angebote konnte Karl Hermann Seyl vom Gemeinschaftswerk anführen. So würden die Westpfalz-Werkstätten sehr differenzierte Arbeitsangebote machen, die schließlich zu regulären sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in der freien Wirtschaft oder im eigenen Integrationsbetrieb, der Simotec GmbH, führten. Der Geschäftsführer des Gemeinschaftswerks erinnerte auch daran, dass es in der „heutigen Arbeitswelt nur ganz bescheidene Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit Handicap gibt.“ Um dies zu ändern, sei ein Umdenken im Arbeitswesen nötig, so Seyl.
Ein mitreißendes Beispiel gemeinsamen Engagements boten die Mitglieder der Band „Carpe Diem – Unerhört“, die seit rund 15 Jahren Menschen mit und ohne Behinderung durch Musik zusammenbringt. Beim Empfang präsentierten sie eine Mischung aus sphärischen Klängen und rockigen Rhythmen zum Thema des Abends.