Der Stall wird zum Klassenzimmer – und der Landwirt zum Lehrer. Diese Idee steckt hinter dem Qualifizierungskonzept „Lernort Bauernhof in Baden-Württemberg“ für landwirtschaftliche Betriebsleiterinnen und –leiter. Davon angesprochen fühlten sich sieben in der Landwirtschaft im Kreis tätige Frauen und Männer. Nach der Absolvierung verschiedener Seminare und Exkursionen durften sie jetzt auf dem Hof Frank in Seckach Zertifikate und vor allem Schilder in Empfang nehmen, die den „Lernort Bauernhof“ weithin sichtbar für jeden Besucher dokumentieren.
Früher kamen Kinder im Neckar-Odenwald-Kreis beinahe zwangsläufig mit der Landwirtschaft in Kontakt. Bei wem zuhause oder in der Verwandtschaft keine Kühe, ein paar Schweine oder zumindest Hühner gehalten wurden, bei dem befand sich zumindest an jeder Ecke ein Bauer. Durch die Aussiedlung und einen grundlegenden Strukturwandel in der Landwirtschaft stellt sich die Situation mittlerweile ganz anders dar: Ein Bauernhof ist auch für Kinder auf dem Land heute absolut kein gewohntes Terrain mehr.
„Wenn das Wissen um die Landwirtschaft nicht verloren gehen soll, dann müssen Kinder wieder herangeführt werden“, erklärte der Erste Landesbeamte des Landkreises, Martin Wuttke, bei der Übergabe der Schilder: „Das geht am allerbesten vor Ort, wo Kinder sehen, riechen und schmecken können. Solche Eindrücke bleiben hängen und fördern das Verständnis für die Arbeit der Landwirte, für die bäuerliche Produktion und für den hohen Wert von regional erzeugten Lebensmitteln.“
Das sehen auch die Landwirte so, die geschult wurden, um ganze Schulklassen oder Jugendgruppen am „Lernort Bauernhof“ auf pädagogisch korrekte, didaktisch durchdachte, aber natürlich auch interessante und für die Kinder spannende Weise an ihre tägliche Arbeit auf dem Feld und im Stall heran zu führen und so auch entsprechenden Vorurteilen zu begegnen. „Wir zeigen keinen reinen Streichelzoo. Wir wollen die Erzeugung von Lebensmitteln realistisch darstellen – so, wie sie sein muss, um den Grundbedürfnissen der Tiere, aber auch dem des Landwirts, der wirtschaftlich arbeiten muss, gerecht zu werden“, erklären die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Initiative wird ausdrücklich vom Kreisbauernverband unterstützt, wie der
ebenfalls eigens nach Seckach gekommene Vorsitzende Herbert Kempf bestätigte: „Das ist eine sinnvolle Aktion, von der wir hoffen, dass sie auf viel Interesse der Kinder, aber beinahe noch mehr der Lehrer stößt. Denn die müssen das Thema aufgreifen, auch im Unterricht.“
Das Schild entgegen nehmen durften Kerstin Frank aus Seckach, Edgar und Esther Kunzmann aus Schefflenz, Waltraud Leibfried aus Neunkirchen, Steven Reres aus Schwarzach (Schwarzacher Hof, Johannes-Diakonie), Melanie Schönit aus Buchen, der Imker Hubert Stahl aus Ravenstein und Andrea Weismann aus Hornbach. Lehrer oder Gruppenleiter können jeweils Kontakt aufnehmen und einen Besuch absprechen.
Bei der Kontaktaufnahme kann der Fachdienst Landwirtschaft des Landratsamtes, Ruth Weniger, Telefon 06261/5212-1617, behilflich sein. Dort können auch Infos eingeholt werden von anderen Landwirten, die an einer Weiterentwicklung ihres Hofes zum „Lernort Bauernhof“ interessiert sind. Informationen gibt es auch im Internet: www.lob-bw.de.