Der Kaisersaal des Speyerer Domes bot am Samstag den würdigen Rahmen für die Präsentation eines außergewöhnlichen Buchprojektes: Nach vier Jahren intensiver Arbeit in den Kirchen der Pfalz und Saarpfalz liegt das umfangreiche und reich bebilderte Werk „Glasmalereien im Bistum Speyer“ aus der Feder von Dr. Anke Elisabeth Sommer vor.
Damit ist erstmals die sakrale Glasmalerei in einer Region vollständig erfasst, da die Kunsthistorikerin bereits 2007 ein entsprechendes Werk über die Kirchenfenster der Protestantischen Landeskirche der Pfalz veröffentlicht hatte.
Bei der Buchvorstellung in Verbindung mit dem zweiten Künstlertag des Bistums Speyer betonte Frau Sommer, wissenschaftliche Bücher hätte den Auftrag, „Wissen vor dem Vergessen zu bewahren“. Historische Bücher dienten aber auch dazu, „Vergessenes wieder in Erinnerung zu rufen“. So verwies die Autorin darauf, dass weitgehend nicht mehr bewusst sei, dass der Dom von Anfang an mit Glasmalereien ausgestattet gewesen sei, „ er war ein Abglanz des himmlischen Jerusalem“. Bis heute, so Frau Sommer, böten Kirchenräume die Möglichkeit, „sich aus dem Alltag zu lösen und in die himmlische Sphäre einzutauchen“. Entsprechend kostbar habe man Kirchenräume ausgestattet. Ab dem 19. Jahrhundert habe sich ein grundlegender Wandel ergeben. In einer bunter, lauter und hektischer werdenden Welt seien Kirchen zu Räumen der Stille und Ruhe geworden. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe dies bedeutet, dass auch „die Augen Ruhe im Raum finden sollten“. Daher habe man die Räume leergeräumt – wie auch den Dom.
In ihrem Buch stellte die protestantische Kunsthistorikerin, die als Domführerin in Speyer engagiert ist, auch vergessene Heilige vor. In ihrem Buch sind 146 Heilige in 1085 Darstellungen erfasst. Erinnert wird zudem an fast 150 Künstler, von denen kaum einer berühmt wurde – sieht man von Ausnahmen ab wie dem Karlsruher Emil Wachter oder dem in Langen wohnhaften Johannes Schreiter.
Der besondere Dank Frau Sommers, die rund 450 Kirchen im Bistum aufsuchte, galt den Menschen vor Ort, die ihr häufig nicht nur die Kirchentüren, sondern auch ihr Herz geöffnet hätten. Viele hätten sich sehr über das Interesse an den Kirchen gefreut, aber zugleich die Befürchtung geäußert, „dass sie in Zukunft mit ihren Mitteln die Lasten nicht mehr stemmen könnten“. Wenn zunehmend Kirchengebäude zur Disposition stünden, sei eine Dokumentation das Mindeste, „was wir den betroffenen Menschen erhalten können“.
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann würdigte die „Leidenschaftlichkeit und Akribie“, mit der Frau Sommer ihr Projekt durchgeführt habe. Durch das Werk der Kunsthistorikerin würden die Glasfenster nicht nur kunstgeschichtlich gewürdigt und für die Nachwelt dokumentiert. Zugleich komme in dem Buch der Respekt vor den Menschen in den Gemeinden zum Ausdruck, die sich für ihre Kirchen einsetzen. Frau Sommers Werk sei „ein Schatz für die Zukunft“.
Domkapitular Peter Schappert hob hervor, der wichtigste Grund für die Inventarisierung kirchlicher Kunst liege in deren Bedeutung als „Zeugnisse des Glaubens“. Der Domkustos, der das Projekt Sommers maßgeblich unterstützte, verwies ebenfalls auf die „hohe Qualität“, mit der die Kunsthistorikerin gearbeitet habe. Schappert dankte allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben – von Mitarbeitern im Bischöflichen Ordinariat über Pfarrer und engagierte Christen vor Ort bis hin zu Künstlern und deren Angehörigen, dem Verlag Schnell & Steiner sowie Sponsoren.
Für die Protestantische Landeskirche und den Verein für Pfälzische Kirchengeschichte sagte Pfarrer Friedhelm Hans (Landau), er sei sich sicher, dass das Buch weit über die Bistumsgrenzen hinaus eine gute Aufnahme finden werde. „Es ist ein ästhetischer Genuss, in dem Band zu blättern, und ein historischer Gewinn, darin zu lesen.“
Buchtipp: Anke Elisabeth Sommer, Glasmalereien im Bistum Speyer. Leuchtende Zeugen christlichen Glaubens von der Romanik bis heute, Verlag Schnell & Steiner Regensburg, 2013, 456 Seiten, 840 Farb-, 47 s/w-Abbildungen, 1 Karte, ISBN 978-3-7954-2696-5, 69 Euro.