Kirchenpräsident Schad warnt aber vor einer „Selbstsäkularisierung von Kirche und Diakonie“

Toleranz bedeutet nach den Worten von Kirchenpräsident Christian Schad vor allem eine Kultur wechselseitiger Achtung und Anerkennung. Dies beziehe sich in besonderem Maße auch darauf, wie die unterschiedlichen protestantischen Kirchen und die mit ihnen verwandten vorreformatorischen Kirchen miteinander umgingen, führte Schad in seinem Bericht vor der Synode am Mittwoch aus.

Als Beispiel für „christliche Lerngeschichte in Sachen Toleranz“ nannte der Kirchenpräsident unter anderem den Umgang mit den Mennonitischen Gemeinden, den Nachfahren der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts. „Im Bewusstsein unserer historischen Verantwortung werde ich um Vergebung für das Leid bitten, das unsere Vorfahren den Täufern – gerade auch in unserer Region – zugefügt haben“, sagte der Kirchenpräsident.

Ein Beispiel der „Schuld- und Schamgeschichte der Reformation“ und der Intoleranz sei die Verfolgung der Täufer, sagte Schad. Diese „dunkle Seite der Geschichte“ müsse offen ausgesprochen werden. Er verwies darauf, dass die pfälzische Landeskirche die Kontakte zur Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Mennonitengemeinden intensivieren wolle. Unter anderem sei ein Treffen mit der Mennonitengemeinde Weierhof (Donnersbergkreis) am 8. September geplant. Im innerevangelischen Dialog stünden unterschiedliche konfessionelle Profile der Einheit der Kirche nicht im Weg. Sie gehörten vielmehr zum Wesen der Kirchengemeinschaft.

„Als Kirche wollen wir verlässliche Anwältin sein für ein Leben aller Menschen in Würde – und ein Ort des Widerstandes gegen jede Form von Intoleranz“, unterstrich der Kirchenpräsident. Toleranz dürfe aber nicht aus Beliebigkeit oder resignativer Selbstschwäche entstehen. Religion lebe vielmehr vom Bekenntnis. Schad sprach sich in diesem Zusammenhang für die besonderen Loyalitätsverpflichtungen aus, die diejenigen eingingen, die in kirchlichen und diakonischen Einrichtungen arbeiten. Demnach sollen in Verkündigung, Seelsorge, Unterweisung und Leitung die Arbeitnehmer evangelisch sein und nichtevangelische Mitarbeiter einer Mitgliedskirche der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen oder der Vereinigung Evangelischer Freikirchen angehören. In der interreligiösen Bildungsarbeit der Kindertagesstätten oder in der sozialen Integrationsarbeit könne es indes sinnvoll sein, Menschen mit einem anderen religionskulturellen Hintergrund zu beschäftigen. Von dem Regel-Ausnahme Verhältnis in der Kirchenzugehörigkeit prinzipiell abzugehen, komme aber einer „Selbstsäkularisierung von Kirche und Diakonie“ gleich und stelle „den Toleranzgedanken auf den Kopf“, sagte Schad.

Rassismus und Antisemitismus erteilte der Kirchenpräsident eine klare Absage. Mit dem Bekenntnis zum christlichen Glauben seien diese unvereinbar. Die Gestaltung einer gerechten und toleranten Gesellschaft, die die Überwindung der Armut als zentrale Aufgabe anerkenne, ende indes nicht an Landesgrenzen. „Als Kirchen werden wir an der Stärkung Europas als Werte- und Solidargemeinschaft mitwirken.“

Hinweis: Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz tagt bis Samstag, 25. Mai, im Martin-Butzer-Haus in Bad Dürkheim. Dem Schwerpunktthema Jugend widmet sich die Synode am Freitag, 24. Mai. Der Landessynode gehören 74 Mitglieder an, darunter 23 geistliche und 42 weltliche Gewählte, sieben Berufene und zwei Jugendvertreter. Die Synode wird auf sechs Jahre gewählt. Sie tagt zwei Mal im Jahr. Die öffentlichen Sitzungen finden gewöhnlich im Frühjahr und im Herbst statt. Alle Informationen und Pressemeldungen können auf www.evkirchepfalz.de nachgelesen werden. Verfolgen Sie die Synode auch auf Twitter: https://twitter.com/evkirchepfalz.