Junge Wissenschaftler untersuchen unter anderem Kriegsverbrechertribunale und die Pfingstbewegung. Der Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg hat vier neue Nachwuchsforschergruppen eingerichtet. Die Leiter dieser Gruppen werden zusammen mit jeweils mindestens zwei Doktoranden zu den Themen Kriegsverbrechertribunale, Pfingstbewegung, alternative Landwirtschaft und Islam in Asien forschen.
Gemeinsames Anliegen der unterschiedlichen Projekte ist es, die Austauschprozesse zwischen den Kulturen zu untersuchen und damit maßgeblich zu dem neuartigen Forschungsansatz der Transkulturalität beizutragen. Die Junior Research Groups werden für zunächst drei Jahre – mit der Option einer Verlängerung um weitere eineinhalb Jahre – aus Mitteln der Exzellenzinitiative gefördert.
Dr. Kerstin von Lingen leitet die Nachwuchsforschergruppe zum Thema Kriegsverbrechertribunale. Ziel ihres Forschungsprogramms ist es, die Verbindungen verschiedener Tribunale in Europa und Asien nach 1945 aufzuzeigen. Daher untersucht sie mit ihren Doktoranden nationale Kriegsverbrechertribunale in Ostasien, insbesondere den Tokyo Trial, sowie Verfahren in Indonesien (Niederlande), Indochina (Frankreich), China und der Sowjetunion. Alle Projekte in der Gruppe befassen sich zudem mit der Arbeit der UN-Kommission zur Ahndung von Kriegsverbrechen in London und Chongking.
Kerstin von Lingen studierte Geschichte und Italienisch in Freiburg und Mailand und wurde in Tübingen mit einer Arbeit über die britische Kriegsverbrecherpolitik nach 1945 und den Prozess gegen Albert Kesselring 1947 in Venedig promoviert. Von 2010 bis 2013 war sie bereits als Lehrbeauftragte am Graduiertenprogramm für Transkulturelle Studien des Heidelberger Exzellenzclusters tätig.
Die von Dr. Katja Rakow geleitete Nachwuchsforschergruppe zur Pfingstbewegung wird sich mit dem Auftreten und der Verbreitung dieser christlichen Bewegung in Singapur befassen.
Insbesondere wollen die Wissenschaftlerin und ihre Doktoranden dabei der Frage nachgehen, wie sich das globale Phänomen der Pfingstbewegung in dem multi-ethnischen, multi-religiösen
und autoritären Stadtstaat in Asien etabliert und entwickelt hat. Katja Rakow absolvierte in Berlin ein Studium der Religionswissenschaft, der Ethnologie und der Soziologie. In Heidelberg folgte die Promotion mit einer Arbeit zur Transformation buddhistisch inspirierter Vorstellungen und Praktiken in transkultureller Perspektive.
Der Ethnologe Dr. Daniel Münster leitet die interdisziplinäre Nachwuchsforschergruppe zu Fragestellungen auf dem Gebiet der alternativen Landwirtschaft. Gemeinsam mit seinen
Doktoranden untersucht der Wissenschaftler, wie Kleinbauern in Südasien auf die Herausforderungen der globalisierten Landwirtschaft reagieren, indem sie zukunftsweisende Techniken aus Europa ausprobieren und selbst neue Praktiken entwickeln. Damit will er die Forschung, die sich mit Blick auf Entwicklungsländer vor allem auf Krisen und Verelendung konzentriert, erweitern und dabei die Aspekte Kreativität und Erfindungsreichtum in den Vordergrund stellen. Daniel Münster studierte Ethnologie, Religionswissenschaft und Interkulturelle Kommunikation in Mexiko, den USA und München, wo er anschließend mit einer Arbeit über postkoloniale Perspektiven auf dörfliche Traditionen in Südindien promoviert wurde.
Zuletzt war er als Dozent an der Universität Halle-Wittenberg tätig. Eine vierte Nachwuchsforschergruppe soll im Sommer 2013 eingerichtet werden. Sie wird sich mit den Entwicklungen des Islam in Asien und damit außerhalb des arabischen Raumes befassen. Die Junior Research Groups bieten jungen Wissenschaftlern die Möglichkeit, frühzeitig in ihrer Karriere eigene Forschungsprojekte eigenverantwortlich zu leiten und erste Promotionsprojekte zu betreuen.
Am Exzellenzcluster „Asien und Europa“ wurden bisher acht Nachwuchsforschergruppen mit insgesamt etwa zwanzig Doktoranden geschaffen. Weitere Informationen sind im Internet unter www.asia-europe.uni-heidelberg.de zu finden.