Mit Wirkung zum 1. Januar 2013 ist das Endometriosezentrum der Frauenklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe von der Stiftung Endometrioseforschung, von der Europäischen Endometriose Liga und von der Endometriosevereinigung Deutschland e.V. nach umfassenden Vorbereitungen, die bereits im letzten Jahr getätigt wurden, als Zentrum zertifiziert.
Seit Prof. Andreas Müller am 1. Juli 2012 als Nachfolger von Prof. Ulmer die Leitung der Frauenklinik übernommen hat, werden dort spezialisiert auch Frauen mit Endometriose behandelt. 108 Patientinnen waren es allein im 2. Halbjahr 2012. Die Anforderungen an eine erfolgreiche Therapie sind hoch, vor allem bei bestehendem Kinderwunsch. Im Rahmen der aufwändigen Zertifizierung werden vor allem Strukturen geschaffen, die ein interdisziplinäres Arbeiten auf einem hohem Qualitätsniveau zum Wohle der Patientinnen sicherstellen. Die Zertifizierung ist somit ein lohnendes Ziel zur Verbesserung der Patientenversorgung.
„Jede Operation muss sehr sorgfältig durchgeführt werden, um die schmerzenden Herde zu entfernen. An den Eierstöcken und den Eileitern muss besonders vorsichtig operiert werden, da es sehr empfindliche Organe sind“, erklärt Prof. Andreas Müller, Direktor der Frauenklinik am Städtischen Klinikum. Für diese anspruchsvollen Operationen ist das Endometrioseteam der Klinik speziell geschult.
Etwa 30.000 Frauen erkranken pro Jahr neu an Endometriose, neuere Schätzungen sprechen sogar von 40.000 Frauen. Bei dieser Erkrankung siedelt sich Gewebe aus der Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter an, z.B. in den Eierstöcken, den Eileitern oder der Harnblase. Manche Frauen sind trotz der Endometriose beschwerdefrei, andere haben während der Regelblutung extrem starke Schmerzen. Doch es sind nicht nur die schmerzhaften Symptome, die die Lebensqualität der Frauen einschränken. Oft verhindert eine Endometriose, dass der lang gehegte Kinderwunsch in Erfüllung geht. Die Behandlung der Endometriose stellt hohe Anforderungen an die behandelnden Chirurgen.
„Der Leidensdruck der Frauen ist hoch und noch immer wird Endometriose unterschätzt. Der Leidensweg vieler Frauen bis zur Diagnose und weiter zur endgültigen Therapie viel zu lang“, kommentiert Müller weiter.
Vor dem Hintergrund der kürzlich erfolgten Zertifizierung war auch die erste Fortbildungsveranstaltung zum Thema Endometriose Anfang Mai diesen Jahres gut besucht, bei der namhafte Referenten aus Deutschland und Österreich interessante Fachvorträge rund um das Thema Endometriose hielten. Die Zertifizierungsurkunde wurde während der Veranstaltung durch Herrn Prof. Dr. h.c. A. Schindler, Gründungsmitglied der Stiftung Endometriose-Forschung und langjähriger Vorsitzender, offiziell an Prof. Andreas Müller übergeben.
Zertifizierte Endometriosezentren
Seit dem Jahr 2005 zertifiziert die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. gemeinsam mit der Stiftung Endometrioseforschung (SEF) und der Europäischen Endometriose-Liga (EEL) Kliniken und Praxen als Endometriosezentrum.
Arztpraxen und Kliniken können sich in drei verschiedenen Stufen durch die Europäische Endometriose-Liga (EEL), die Stiftung Endometriose-Forschung (SEF) und die Endometriose-Vereinigung-Deutschland e.V. zertifizieren lassen. Voraussetzung zum Erlangen des höchsten Levels ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen wie z.B. Radiologie, Urologie, Chirurgie und Schmerztherapie sowie ein strukturiertes Behandlungsangebot mit Sprechstundentätigkeit und stationärer Betreuung der Patientinnen. Die standardisierte Dokumentation und Klassifikation der Erkrankung sowie die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien sind weitere, notwendige Voraussetzungen.