„Mädchen ihr müsst Tore schießen“, schallt es über den Sportplatz auf dem Gelände der IGS Ernst Bloch in Oggersheim. Ein Junge steht im Tor und feuert den weiblichen Teil seiner Mannschaft an. Beim Straßenfußballturnier „Balance Rheinland-Pfalz“ formten 150 Mädchen und Jungen im Alter von zehn bis zwölf Jahren Mannschaften, um sich in Fairness und Integration zu üben.
Fußballspielen, nicht nur um zu siegen: Zwar gab es für die Siegermannschaft eine Fahrt mit der Wasserschutzpolizei zu gewinnen, aber es ging um mehr als bloß den ersten Platz. Die Mannschaften wurden vor Turnierbeginn von der Spielleitung eingeteilt. Auf diese Weise wurde der Teamgeist von Anfang an vor besondere Herausforderungen gestellt. Jede der 16 Mannschaften bekam einen älteren Schüler an die Seite, der die Spiele gemeinsam mit den Jüngeren analysierte und Fairnesspunkte vergab. Der Clou bei dem Turnier: Eine Niederlage konnte durch besonders faire Spielweise in einen Sieg umgemünzt werden.
In den beiden „Street-Soccer-Courts“ von 15 mal 10 Metern ging es vom ersten Anpfiff an hoch her – aber immer sehr fair. Auch wenn sich die Teammitglieder vorher nicht oder nur wenig kannten, fanden alle schnell ihre Position. In den gemischten Mannschaften hatten zudem die Mädchen eine ganz besondere Rolle. Die Tore einer Mannschaft zählten nur, wenn mindestens ein Tor auch von einem Mädchen erzielt wurde. Das machte die Spielstrategie noch kniffliger. Der Sinn der Sache kam aber auch bei den Jungs an: „Die Idee ist schon gut, sonst bekämen die Mädchen nie den Ball“, sagten einstimmig und unabhängig voneinander die beiden Zehnjährigen Schinuar Osmann-Omar und Christoph Joas.
Angepfiffen wurden die Spiele recht unüblich. Nicht der Schiedsrichter sondern eine Sirene signalisierte den Spielbeginn. Denn die Spielleitung war in einem Polizeibus untergebracht. Auf spielerische Weise Präsenz zeigen und Hürden abbauen, ist Teil der Präventionsarbeit von Oberkommissar Thomas Dörstling und seinem Team. In den 7. Klassen der IGS veranstaltet Dörstling regelmäßig Deeskalationstrainings und zeigt den Jugendlichen, wie wichtig gegenseitiger Respekt ist.
Durch die bestehende Zusammenarbeit musste Schulleiterin Gaby Lausberg auch nicht lange zu dem Straßenfußballturnier überredet werden. Die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei sei durchweg gut. „Gerade an einer Ganztagsschule sind Integration und ein fairer Umgang miteinander sehr wichtig“, sagte Lausberg.
Fairness, Menschlichkeit und Integration sind die Pfeiler der „Balance“-Veranstaltungen. Seit 2005 wollen die Kooperationspartner die integrative Kraft des Sports nutzen, um für Toleranz zu werben und um Konflikten vorzubeugen. „Balance Rheinland-Pfalz“ ist eine Zusammenarbeit des Südwestdeutschen Fußballverbandes, der Leitstelle Kriminalprävention im Ministerium des Innern und für Sport und Infrastruktur, dem Polizeipräsidium Rheinpfalz, in Kooparation mit dem Rat für Kriminalitätsverhütung und dem Beirat für Migration und Integration der Stadt Ludwigshafen, der Integrierten Gesamtschule Ernst Bloch sowie der Deutsch-Türkischen Gemeinde Ludwigshafen Friesenheim.
Am 16. September werde die Kooperation verlängert, sagte Jürgen Veth Projektleiter vom Südwestdeutschen Fußballverband. Der Ministerpräsident wird anwesend sein und parallel wird ein großes Turnier mit bis zu 500 Jugendlichen stattfinden.