Ein altes Sprichwort besagt: Katzen haben sieben Leben. Diese Siebenzahl wird oft als das Synonym für Unendlichkeit interpretiert. Natürlich haben auch Wildkatzen nicht wirklich sieben Leben, sondern nur eines. Dieses eine, so kostbare Leben wurde einer schwer verunfallten, jungen weiblichen Europäischen Wildkatze nun gerettet.
An einem Februarabend streifte die junge Wildkatze durch ihr Revier bei Waldrohrbach, inmitten des Pfälzer Waldes. Auf ihrem Weg überquerte das Wildtier die Bundesstraße 48 und wurde von einem Auto erfasst. Verantwortungsbewusst informierte der PKW-Fahrer die Polizei sowie das Tierheim in Landau. Die schwer verletzte Katze schleppte sich mit letzter Kraft in die nahegelegene Böschung. Dort konnte sie durch den beherzten Einsatz einer Tierheimmitarbeiterin geborgen und zur Erstversorgung in eine Tierklinik gebracht werden. Auf Grund der erheblichen Kopfverletzungen musste der Wildkatze dort ein Auge entfernt werden.
Anschließend zeigte sich, wie rasch und unbürokratisch das Rettungsnetzwerk ‚Wildkatze‘ in der Südpfalz funktioniert. „Im zügigen Informationsfluss zwischen der unteren Naturschutzbehörde des Umweltamtes der Stadt Landau, dem Zoo Landau in der Pfalz und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND e.V.) wurde schnell ein Notfallplan für die junge Wildkatze entworfen“, freut sich die Leiterin der BUND-Geschäftsstelle und des Projekts ‚Wildkatzensprung RLP SÜD‘, Sylvia Mentzel. Wildkatzen gehören zu den streng geschützten Tierarten Deutschlands. Nur noch geschätzte 7.000 lebendige Vertreter dieser Art sind in ganz Deutschland vertreten.
Mit schweren Prellungen am ganzen Körper und stark traumatisiert wurde die Wildkatze über mehrere Wochen im Landauer Zoo gepflegt und stand dort unter der ständigen tierärztlichen Kontrolle des Landauer Zoodirektors und Zootierarztes, Dr. Jens-Ove Heckel. Die Quarantänestation des Zoos wurde zum wildkatzengerechten Krankenzimmer umgestaltet. Wildbiologin Mentzel beobachtete zusätzlich den Genesungsprozess der auf den Namen „Piratin“ getauften Wildkatze. Die Prognose sah zunächst nicht gut aus. Die Katze fraß nicht und auch das typische Abwehrverhalten, welches Wildkatzen normalerweise zeigen, blieb aus.
Doch das Gesundwerden braucht Zeit, Ruhe und gute Pflege. Auch per nächtlicher Videoüberwachung wurden die Fortschritte der wilden Piratin langsam deutlich. Als das Fressen, Klettern und Fauchen nach etwa 6 Wochen wieder optimal funktionierten, konnte die Auswilderung geplant werden. Aus Erfahrung ist bekannt, dass die auch nach Gehör jagenden Wildkatzen ‚einäugig‘ eine sehr reelle Überlebenschance haben. An einem sonnigen Tag war es dann endlich soweit, mit einem großen Sprung aus ihrer Transportbox ist die kleine ‚Piratenkatze‘ in ihr abenteuerreiches Leben in die Wildbahn in der Nähe ihres ursprünglichen Fundortes zurückgekehrt.