Wie schon vor vier Jahren geht der Otto-Ditscher-Kunstpreis des Rhein-Pfalz-Kreises auch 2013 wieder nach Halle an der Saale. Geehrt wird mit der 7.500-Euro-Prämie für eine besonders gekonnte Buchillustration aber nicht noch einmal Claudia Berg, die vier weitere Jahre davor bereits den mit 1.500 Euro dotierten Förderpreis erhalten hatte, sondern Marianne Thurm.
Dass die Jury unter den insgesamt 46 Bewerberinnen und Bewerbern abermals jemanden aus der Salz-Stadt in Sachsen-Anhalt ausgewählt hat, dürfte hauptsächlich mit der dortigen Burg Giebichenstein zusammenhängen. Diese beherbergt eine der bedeutendsten Hochschulen für Bildende Kunst und Design in Deutschland. Auch die diesjährige Preisträgerin hat dort ihr Studium absolviert. Geboren wurde Marianne Thurm vor 30 Jahren in Frankfurt an der Oder. Der Förderpreis bleibt unterdessen zum ersten Mal in der Metropolregion Rhein-Neckar. Ihn bekommt der 28 Jahre alte Sascha May, der an der Hochschule Mannheim Kommunikationsdesign studiert.
Marianne Thurm hat sich für den Wettbewerb mit Georg Heyms Gedicht „Der Gott der Stadt“ auseinandergesetzt. Die Jury, deren Votum einstimmig ausfiel, lobt die überzeugende Art und Weise, wie die drei Radierungen die Stadtstrukturen herausarbeiten. Der Text stelle nur die Basis für diese Arbeiten dar, die Umsetzung hebe sich dagegen deutlich davon ab. Die Grafikerin entwerfe eine ideale Stadt und entwickle Strukturen, die diese beschreiben – bis zur finalen Zerstörung. Die Gestaltung erfolge sehr detailliert, es gebe viel zu sehen, zu entdecken. Das Zusammenleben definiere sich nicht durch ein Zusammenkleben der Stadtbewohner, sondern durch deren organisierte Gemeinschaft. Das expressive Gedicht sei meisterlich figurativ umgesetzt. Nicht laut, explosiv, sondern filigran, die Stadt werde hier allein durch ihre Strukturen definiert und nicht durch den Menschen.
Förderpreisträger Sascha May hat drei Bilder zur Kurzgeschichte „Eveline“ von James Joyce komponiert – als Collage, verbunden mit Zeichnung, und schließlich mit dem Computer bearbeitet. Nach Auffassung des Preisgerichts unter Vorsitz von Landrat Clemens Körner wurden die fragilen Momente der literarischen Struktur so in einer besonderen Art und Weise gekonnt umgesetzt. Hoffnung oder Liebe verlösche, das positive Moment der Vorlage werde in den Hintergrund gedrängt. Die Arbeiten blieben nicht dem Text verhaftet, sondern lösten beim Betrachter Assoziationen aus.
Den Kunstpreis des Kreises, benannt nach dem Maler Otto Ditscher (1903 – 1987) aus der kreisangehörigen Gemeinde Neuhofen, gibt es bereits seit 1978. Seit 1995 wird er alle zwei Jahre im Wechsel für musikalische Kompositionen und Buchillustration ausgeschrieben. Der Jury gehören überwiegend Experten an. Die offizielle Preisverleihung findet diesmal am Sonntag, 9. Juni, 11 Uhr, im Schloss von Kleinniedesheim statt. Die Laudatio hält Professorin Ines Geipel von der Schauspielhochschule Berlin.