Über 25 Personen waren wieder der Einladung des Ortsbürgermeisters zum Flurbegang gefolgt, darunter Rats- und Ausschussmitglieder, der Jagdpächter, der Revierförster und einige interessierte Bürger. Wohlweislich war man dem wochenlang wüsten Wetter ausgewichen. Doch nun erwischte man den ersten richtig schönen Frühlingstag, um hinaus in Gottes freie Natur zu wandern. Unterwegs gaben einige „Experten“ nähere Informationen zu Vorgängen in der Natur.
In der Nähe der Annakapelle ist der erste Halt. Landwirt Elmar Eichenlaub spricht über die Auswirkungen der diesjährigen Frühjahrswitterung, die wohl eine Verzögerung im Wachstum von drei Wochen erwarten lässt. Das Wintergetreide dürfte dies bald wieder ausgleichen. Anders ist es beim Spargelanbau. Bedeutet der Anbau unter Folien an sich einen Erzeugerpreisvorteil durch Ernteverfrühung, so konnten heuer selbst mehrlagigen Folien die Tücken der Natur nur unwesentlich beeinflussen. Der Spargel sei so teuer, dass er kaum nachgefragt wird. Diese Verluste lassen sich nicht mehr ausgleichen. Und es würde auch nicht unbedingt mehr Spargel gegessen, sollten die Preise deutlich sinken. Angesprochen wurde auch die „Schönheitsdiktatur“ des Gemüsehandels, denn mittlerweile könnten fast nur noch Karotten der Handelsklasse I und Extra vermarktet werden, die fast aussähen, als seien sie auf der Drehbank geformt worden. „Krumme“ Karotten müssten aus dem Markt genommen werden. Dies heißt jedoch oft: Unterpflügen. Manches geht indessen auch an die Tafel.
Über die Stockäcker führt uns der Weg zum Hochuferrand mit Blick auf die feuchte Niederung und schließlich zur Gewanne Viehweide. Die Niederung ist für den Wohnort Rheinzabern ein ganz wichtiges Naherholungsgebiet mit hohem Ökopotenzial. Am ehemaligen Eisweiher schildert Revierförster Gerhard Fritzsche die Schwierigkeiten einer Holznutzung im amphibischen Gelände der Gewanne Bruch. Allenfalls in extremen Wintern ließe sich Holz einschlagen.
Des einen Leid ist des andern Freud. In der Viehweide nördlich des großen Kuhnsees schwärmt Jagdpächter Stefan Schmitz von einer äußerst reichen Vogelwelt. Von Ziegenmelker, Blesshuhn und grünfüßigem Teichhuhn ist die Rede, vom Weißstorch sowieso. Als hätte sie es gehört, lässt zu ungewöhnlicher Zeit (es war gerade 15.00 Uhr) eine Nachtigall ihren „Schlag“ ertönen, und in die Idylle hinein hört so mancher Teilnehmer erstmals in diesem Jahr den Ruf des Kuckucks, der ja eine gewisse Orakelhaftigkeit bedeutete: Wer beim ersten Kuckucksschrei des Jahres Geld im Portemonnaie hat, wird das ganze Jahr über Geld haben.
Stefan Schmitz berichtet von Jagdsaison und Schonzeiten, von Wildwechseln und Beunruhigung des Rehwildes rund um die Uhr, vor allem auch durch Jogger, Reiter und Verkehr. Aus Sicherheitsgründen ist dann oftmals die Jagd unmöglich, was natürlich auch zu Wildschäden führen kann. Die starke Zunahme von Maisanbauflächen für die Bioenergiegewinnung bedeutet ein großes Hindernis für die Bejagung, insbesondere auch der stark zunehmenden Zahl der Wildschweine. Kanadagänse und Kormorane bedürften ebenfalls einer jagdlichen Kontrolle.
Bernd Johann, Vorsitzender des Angelsportvereins Rheinzabern, der die Fischerei in Gemeindegewässern betreibt, stellte die Arbeit des ASV vor und verdeutlichte dabei, warum die Angler als Naturschutzverband anerkannt sind. Angler sind sehr häufig in der Natur und registrieren so manchen Umweltfrevel.
Im See finden sich alle Weißfischarten außer der Forelle. Zur Kontrolle des natürlichen Gleichgewichts dienen Zander, Hecht und Barsch. Auch der Wels dürfte vorhanden sein. Angesichts eines Fischbesatzes von jährlich über 40 Zentnern und reicher Gänsefauna, würde sich mancher Badegast über die natürlichen Fäkalien in den Gewässern wundern, meint Bernd Johann beiläufig, womit er allerdings recht hat.
Johan geht auch auf das Miteinander von Anglern und Landwirten ein. Insbesondere bei der Nutzung von Baggerseewasser für die Feldberegnung gelte es Rücksicht zu nehmen, damit durch lecke Pumpen kein Öl in den See eingetragen wird. Die Wasserentnahme sollte schonend vorgenommen werden, damit von den Pumpen keine Fische eingesaugt werden.
Über die Gewanne Weißdorn und das „Schulsträßel“ führt dann der Weg zur Baustelle der IGS/RS+ Rheinzabern, wo – unsichtbar für die Bewohner – der Neubau der Sekundarstufe I aus dem Boden wächst. Ortsbürgermeister und Kreistagsmitglied Gerhard Beil erklärt kurz den Baufortschritt und die Schullandschaft im Kreis GER. Insbesondere betont er dabei die Chance dieser Schule für Rheinzabern, lobt aber auch die Bemühungen der Schule, möglichst viele Kinder aus dem Umfeld zu gewinnen. Die aktuellen Anmeldezahlen sind diesbezüglich vielversprechend.
Abschließend traf man sich im Schützenhaus zu einem zünftigen Pfälzer Vesper, bei dem noch gefachsimpelt oder ganz einfach geplaudert wurde. Und bedenkt man, dass vielen die Augen für die Schönheiten der Heimat geöffnet wurden, so fällt uns das berühmte Zitat Goethes ein: Sieh, das Gute liegt so nah.