Die Nachricht kam aus heiterem Himmel: In einem landwirtschaftlichen, auf Eierproduktion ausgelegten Betrieb in Walldürn-Reinhardsachsen mit rund 2600 Legehennen wiesen routinemäßig beprobte Eier einen erhöhten Dioxingehalt auf.
In einer kurzen, sachlichen Pressemitteilung wies das Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises auf diese Tatsache hin und riet davon ab, Eier mit der Stempelnummer 2-DE-0804791, die vor dem 10. April gekauft wurden, zu verzehren.
Eier mit anderen Stempelnummern aus dem Betrieb oder Eier, die nach dem 10. April gekauft wurden, sind ausdrücklich nicht betroffen. Und auch die belasteten Eier führen nicht automatisch zu einer unmittelbaren Gesundheitsgefährdung. „Da müsste man schon große Mengen über einen langen Zeitraum täglich zu sich nehmen“, erklärt Veterinär Dr. Ulrich Bennemann vom Fachdienst Veterinärwesen: „Wer ein paar wenige belastete Eier verzehrt hat, der muss sich sicher keine Sorgen machen.“
In diesem Fachdienst war man sehr betroffen. „ Das ist keine Agrarfabrik, sondern ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb mit einer langen Tradition, der vorbildlich geführt wird und auch jetzt sehr gut mit uns kooperiert. Bisher hatten wir bei unseren regelmäßigen Überwachungen nie Grund zur Beanstandung“, bestätigt Dr. Bennemann. Die Tiere leben in Bodenhaltung, das Futter stammt zum größten Teil aus eigenem Anbau. Vermarktet wurden die Eier nur regional.
Wie aber kam es zu den erhöhten Dioxinwerten? „Dioxine sind gesundheitsschädliche Stoffe, die sich – wenn auch nur in Spuren – überall in der Umwelt befinden. Tatsächlich werden dank entsprechender regulatorischer Maßnahmen seit Mitte der 1980er Jahre immer weniger Dioxine frei gesetzt. Die Emissionen durch bekannte Quellen konnten allein von 1990 bis 2004 um mehr als 90 Prozent gesenkt werden“, erklärt dazu Dr. Holger Seipp, Leiter des Fachdienstes Veterinärwesen: „Nichtsdestotrotz befinden sich diese Stoffe auch im Boden. Gerade Hühner in Bodenhaltung können, weil sie im Vergleich zu ihrem Körpergewicht besonders viel Erde oder Einstreu beim Scharren in sich aufnehmen, so auch an Dioxine kommen. Und das geben sie dann über ihre Eier – die Stoffe konzentrieren sich im Fett des Eigelbes – weiter.“
Der Boden bzw. die Einstreu oder das Futter sind also die einzigen Quellen, auf die die Dioxinbelastung zurückgeführt werden kann; entsprechende Untersuchungen laufen, Ergebnisse werden in rund 14 Tagen erwartet.
Eine Tötung der Tiere ist nicht notwendig. Die Ställe werden gründlich gereinigt, die Einstreu wird ausgetauscht.
„Wenn dann die eigentlichen Ursachen fest stehen und beseitigt sind, werden die Eier sehr engmaschig beprobt. Ist wieder alles in Ordnung, dann ist mit den Betreibern darauf zu hoffen, dass auch die Verbraucher wieder Vertrauen fassen. Denn hier steht eine Existenz auf dem Spiel, “ so Martin Wuttke, Erster Landesbeamter im Neckar-Odenwald-Kreis.